Tichys Einblick
Nach Wahl in Türkei

Bei Hart aber Fair Demokratienachhilfe für Linke

Mitdiskutiert hat Fritz Schramma, Kölner Ex-Oberbürgermeister und Ermöglicher von Erdogans wohl größter Ditib-Moschee in Europa. Schrammas Beitrag, nachdem klar ist, dass zwei Drittel der Deutschtürken Erdogan wählten: „Was haben wir als Gesellschaft falsch gemacht?“ Die Antwort wird ihm nicht gefallen haben.

Screenprint: ARD/hart aber fair

Wie konnten sie nur, die Türken? Erdogan (fast) wiederwählen, obwohl Ricarda Lang und Omid Nouripour von den Grünen das ausdrücklich verboten hatten. Und dann noch trotz Inflation und Vetternwirtschaft in der Türkei, wie Deniz Yücel anführte. Und das Argument mit der Inflation und Vetternwirtschaft entbehrt ja auch nicht der Komik angesichts des grünen Graichen-Clans und der hiesigen Inflation. Ein Witzbold ist auch der Neffe von Otto Graf Lambsdorff, Alexander. Der stellte fest, und seine Freunde unter den OSZE-Wahlbeobachtern hätten das bestätigt: Die Türkeiwahl war nicht frei. Allein schon, weil Erdogan vorher ständig im TV gesessen hätte und die Opposition gar nicht. Das kennen wir ja sehr gut von den grünrotschwarzen TV-Dauergästen und dem fast vollständigen Abschalten der Oppositionspartei AfD.

Der nächste weltfremde Mitdiskutant bei Hart aber Fair war Fritz Schramma, ehemals Oberbürgermeister von Köln und Ermöglicher von Erdogans wohl größter europäischer Ditib-Moschee ebenda. Schrammas wichtigster Wortbeitrag, nachdem bekannt ist, dass zwei Drittel der Deutschtürken Erdogan gewählt haben: „Was haben wir als Gesellschaft falsch gemacht?“

Die Antwort wird ihm nicht gefallen haben. Denn offenbar ist nicht mal wieder die Gesellschaft schuld, sondern unsere einseitige rotgrüne Presse und das Politmilieu. Es lohnt, ein wenig bei Ufuk Varol zu verweilen, der als „Erdogan-Wähler“ vorgestellt wurde. Der junge Mann, in Köln geboren, „voll integriert, inkl. Karneval“, akzentfrei, wenn wir vom Rheinischen absehen, hat keine Probleme in Deutschland. Außer vielleicht, was die Meinungsfreiheit betrifft: „In der Türkei kann jeder sagen, was er will. Man kann das nicht mit Deutschland vergleichen. Wir reden von Meinungsfreiheit, und ich muss mir ernsthaft überlegen, ob ich überhaupt hier reden darf.“ Bumm.

Auch die einseitige Presse ärgert Herrn Varol. „Jeden Tag wird der Mann, den ich gewählt habe, schlecht dargestellt.“ Dabei war er durchaus geneigt, den Medien hier zu glauben, aber der Fall Mezut Özil habe ihn doch sehr irritiert. Der Fußballer mit Familie in der Türkei habe eine Einladung des demokratisch gewählten Staatspräsidenten erhalten und sei nach einem gemeinsamen Foto medial zerrissen worden.

Anscheinend haben die Türken eine gesunde Resilienz gegen billige Propaganda. Denn eigentlich ist Demokratie doch ganz einfach, nur im linken Milieu hat sich das noch nicht herumgesprochen. Ufuk Varol erklärt: „Das Volk wählt, und wenn das Volk in den letzten 20 Jahren immer wieder diese Person wählt, kann die nicht so falsch sein. Anscheinend läuft das mit der Demokratie ein bisschen anders als mit dem Demokratieverständnis, mit dem ich in Köln aufgewachsen bin.“

Natürlich sieht es das Juste Milieu ganz anders und findet ein paar komplexere Erklärungen für Erdogans Wahlerfolg (an dessen Sieg bei der Stichwahl in zwei Wochen in der Runde kaum Zweifel bestand). Für Deniz Yücel liegen die guten Ergebnisse Erdogans in Deutschland am Milieu, aus dem die Zuwanderer stammen, oder, einfach ausgedrückt: die einfachen Leute vom Lande. Es oblag der Journalistin Nalan Sipar, der hiesigen Journalistenschar ins Gedächtnis zu rufen, dass Kritik an denen da oben zu den vornehmsten Obliegenheiten gehöre, nicht die Beschimpfung der Bürger, die „falsch“ gewählt hätten. Außerdem wisse sie: „Konservative können auch gebildet sein.“ Was heißt auch! Im deutschen Parlament sitzen die Minderqualifizierten auf den linken Bänken.

Der grüne Baden-Württemberg-Finanzminister Dr. Danyal Bayaz durfte dann noch, zugeschaltet, versuchen, den Fauxpas seiner grünen Parteifreunde schönzureden, die zur Abwahl Erdogans aufgerufen hatten. (CDU-Schramma: „Ich würde niemals eine Empfehlung geben, dafür sind wir Demokraten genug.“) Das gelang natürlich nicht, denn die Grünen haben ein ganz eigenes Verhältnis zur Demokratie.

Es wundert, dass die offenen Worte von Ufuk Voral und Nalan Sipar im Wesentlichen unwidersprochen blieben. Denn eigentlich zieht der Staatsfunk sein Belehrungs- und Verunglimpfungsprogramm unbeirrt durch. So erklärte Tina Hassel gerade erst in der Tagesschau: „Die Wähler von Bürger in Wut sind Menschen, die von der Politik überfordert sind“. So viel zum Demokratieverständnis im besten Deutschland, das wir je hatten.

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