Alles an diesem Montagabend war hart, so fair muss man sein. Denn wer diese Sendung gesehen hat, wurde in eine völlig andere Welt katapultiert. Bei Hart aber Fair ging es um die „schwierige Halbzeitbilanz: Verliert sich die Ampel im Dauerstreit?“. Bereits die Frage ist insofern bemerkenswert, als sie das Wohl und Wehe der Regierung in den Mittelpunkt stellt und gar nicht das Wohl und Wehe der Regierten. Die Frage überhöht das Funktionieren der Regierung zum Selbstzweck, und den eigentlichen Zweck lässt sie außer acht: das Funktionieren des Landes.
Das mag der Grund dafür sein, dass die tatsächlichen Probleme gar nicht angesprochen wurden. Weil die echten Probleme ja nur das Volk betreffen, aber nicht die Regierenden. Ein Parlament, das seinem Beamten-Wasserkopf und sich selbst einen Inflationsausgleich zahlt, aber die Rentner außen vor lässt, das Luxushotels zu Asylunterkünften macht und Senioren aus ihren Heimen hinauswirft, um stattdessen „Schutzsuchende“ unterzubringen, hat jegliche Bodenhaftung verloren. Nur in so einem Land kann auch so eine Sendung entstehen. Sauber neben der Spur.
Sein Film namens „Ernstfall – Regieren am Limit“ zeigte unsere hehren Politiker allesamt vor schier übermenschlichen Aufgaben stehend. Und zwar buchstäblich stehend. Baerbock am Fenster, Habeck am Fenster, Lindner, der Kanzler, alle stehen am Fenster. Die Kamera in der „Barock-Perspektive“. Immer über die Schulter, gern auch von unten. Sorgenvolle Blicke unserer Regierenden in die Ferne, selbstverständlich, dazu wenige Worte und viel tragische Musik, viel Moll. „Regieren am Limit“ eben. Man hat als Journalist gar nicht so viele Worte, wie man Verachtung empfindet für eine derart lobhudelnde, triefende Schmierenkomödie.
Was an dieser Talksendung, was an dieser Doku, was an diesen Gästen kann den tatsächlichen, desolaten Zustand Deutschlands beschreiben, was kann die Probleme benennen, die Ursachen suchen? Die Antwort ist kurz: nichts. Und von Lösungen wollen wir gar nicht erst reden.
Hart aber Fair an diesem Abend, das beschreibt ein Deutschland, wie man es nur aus einer Berliner Käseglocke heraus zeichnen kann. Probleme, ja schon, aber alle gottgemacht bzw. natürlich putin- oder klimagemacht, Verzeihung. Die Ampel gibt ihr Bestes, kann aber nicht alles auf einmal schaffen. Selbst zu verantworten hat sie keines der Probleme, keine CO2-Steuerexplosionen, keine Energiekrise, keine Übersterblichkeit, keine Opfer durch Impfnebenwirkungen.
Mit der Wirklichkeit außerhalb der Käseglocke, der Angst vor der nächsten Tankstellenquittung, dem Kampf ums blanke Überleben, hatte diese Sendung nichts, aber auch gar nichts zu tun.
Oder: „Regieren ist nicht einfach. Aber ich wüsste es auch nicht besser zu machen.“ Welchen Ortsvereinen die zufälligen Passanten angehören, erfahren wir dann vermutlich in den nächsten Tagen. Büscher kommt übrigens zu dem Ergebnis: „Die Meinung zur Ampel, die fällt auch nicht immer komplett schlecht aus.“ Wie viele zufällig vorbeikommende Passanten wohl gefragt werden mussten, bis die passende Stimmungslage im Kasten war? Das muss man leider dieser Tage immer wieder mitdenken.
Es mag ein Recht auf Dummheit geben. Aber deshalb hat die ARD noch lange nicht das Recht, ihre Zuschauer für vollständig dumpf zu halten. Oder mittlerweile etwa doch? Ist es schon soweit? Die Sendung versucht es auch an anderer Stelle. So wird das Thema Einwanderung in einer Auflistung dessen versteckt, was die Ampel in den zwei Jahren angeblich an bravourösen Leistungen „auf den Weg gebracht“ hat. Dort lautet einer der Punkte tatsächlich: „Fachkräfteeinwanderung gestärkt“. Wie belieben?
Der Punkt kommt übrigens gleich nach „LNG-Terminals gebaut“ – das sind die in Australien ausgemusterten Dreckschleudern, die uns jetzt das Wattenmeer mit Chlor verseuchen. Regieren am Limit eben.
Das Heizungsgesetz (GEG) wird dann aber doch noch kritisiert. Aber nein, zu früh gefreut. Nur die Kommunikation dazu: dass damals im Februar der Referentenentwurf aus den Beratungen an die Presse durchgestochen wurde. Das sei ungeschickt gewesen, für den Grünen Kellner sogar der „Tiefpunkt in der Arbeit der Ampel“. Na, wenn’s nur das ist, Glück gehabt, wird der geneigte ARD-Zuschauer ausrufen. Das Gesetz selbst, so behaupten Dürr und Brinkhaus allen Ernstes, sei grundlegend geändert und „um 180 Grad gedreht“ worden. Es gäbe daher keinen Grund mehr, Angst zu haben, und doch, leider, leider, sei in der Bevölkerung die Angst geblieben. Und da sei übrigens die Bild-Zeitung daran schuld.
Was die Sendung ignoriert: Bei drohender Enteignung durch die Hintertür, wenn das mühsam abgesparte Häuschen durch absurde Dämm- und Heizvorschriften buchstäblich in Grund und Boden entwertet werden soll, da kann man schon mal Angst haben. Außerhalb von Käseglocken zumindest.
Aber bitte bewahren Sie Ruhe, liebe ARD-Zuschauer. Das Regieren am Limit ist viel härter als das Leben von Ottonormalverbraucher am Limit.