Tichys Einblick
Nomen est Omen

Donald Trump: Die Medien fallen auf BuzzFeed herein

Tornado im deutschen Blätterwald: Trump soll einen ehemaligen Mitarbeiter zur Lüge vor dem Kongress angestiftet haben. Doch die "Sensation" der Online-Site "BuzzFeed" scheint nicht wahr zu sein. Wenn es nur gegen Trump geht, lassen die Nachrichtenredaktionen jede Vorsicht für eine schnelle Meldung fahren.

Kevin Dietsch-Pool/Getty Images

Ach, es wäre doch zu schön gewesen! Gern und voller Energie griffen Deutschlands Medien eine Breaking News aus dem fernen Amerika auf, die den Eindruck vermittelte, es könne nun endlich, endlich, endlich der so lang erhoffte Blattschuss gegen den ungeliebten US-Präsidenten Donald Trump gesetzt werden.

„12 Ways To Calm Down Trump“ – Medien und das „Nachrichtenportal“

Was war geschehen? „BuzzFeed“, gleichsam als kleiner Bruder der in Deutschland gerade gescheiterten „Huffington Post“ im Jahr 2006 gegründetes US-Internetportal, vermeldete, Donald Trump habe seinen früheren Anwalt Michael Cohen angestiftet, dem US-Congress die Unwahrheit zu sagen.

Nun steht Ex-Anwalt Cohen seit geraumer Zeit mit dem Rücken zur Wand. Durch die Recherchen des Teams des US-Sonderermittlers Robert Mueller gezwungen, eine Reihe von ihm begangener Schmutzeleien und Straftaten in Sachen Trump zugeben zu müssen, gestand er neben Anderem Schweigegeldzahlungen an Pornostars, Falschaussagen vor dem US-Congress, Manipulationen an Umfragen und Steuerhinterziehung.

Für all das schickte ihn ein Bundesgericht kurz vor Weihnachten erst einmal für drei Jahre ins Gefängnis – nur drei Jahre, denn eigentlich sollten es deutlich mehr sein. Doch Cohen suchte seinen Kopf zumindest ein wenig aus der Schlinge zu ziehen, indem er sich geständig gab und nunmehr eng mit Mueller zusammenarbeitete.

Der erlösende Befreiungsschlag

So weit, so wenig gut für Trump. Denn sein Wahlkampfteam steht nicht erst seit Cohens Geständnissen in einem mehr als schlechten Licht. Die sogenannte Russland-Affäre, die Mueller aufklären soll und in der es vorrangig um die mögliche Einflussnahme des Kremls auf den US-Wahlkampf geht, könnte noch manch anderem aus dem Trump-Kreis heftigen Ärger bescheren. Und doch: Die Hoffnung von US-Democrats und BRD-Medien, damit Trump selbst möglichst schnell los zu werden, mochte sich bislang nicht erfüllen. Was immer auch im Trump-Team gewerkelt und geschmutzelt wurde – bislang fehlte zumindest gegenüber der Öffentlichkeit der konkrete Beweis, dass Trump selbst die Finger im Spiel hatte. Vorauseilender Gehorsam des einen oder anderen Mitarbeiters aber reicht juristisch nicht aus, um den Präsidenten zu stürzen.

Da kam nun die Meldung von „BuzzFeed“ als scheinbar erlösender Befreiungsschlag. Danach habe Cohen gegenüber Mueller ausgesagt, von Trump persönlich angestiftet worden zu sein, den US-Congress in Sachen Russland-Connection zu belügen. Eine Behauptung, die Trump umgehend zurück wies – denn wäre es so, könnte das Impeachment zur Absetzung des Präsidenten konkret werden. So griff der Vorsitzende des US-Geheimdienstausschusses, Adam Schiff, den „BuzzFeed“-Artikel gern auf, um für den Fall, dass dieser stimmen solle, schon einmal entsprechendes anzudeuten.

Deutsche Medien freuen sich über die News

Kein Wunder also, dass die Medien des gefühlt 51. US-Bundesstaats, Bundesrepublik Deutschland, den Vorgang mit Vehemenz aufgriffen. Die Bild-Zeitung untertitelte „Schwere Vorwürfe gegen den US-Präsidenten!“ Arte wusste vom „bislang schwerwiegendsten konkreten Vorwurf gegen US-Präsident Donald Trump“ zu berichten. Der „Spiegel“ freute sich: „Kaum hatte das US-amerikanische Nachrichtenportal ‚Buzzfeed‘ seine brisanten Informationen zu Donald Trumps Rolle in der Russlandaffäre veröffentlicht, da meldeten sich schon die ersten Demokraten auf Twitter zu Wort.“ Und der „Stern“, von Kritikern als Bildzeitung der 68er geschmäht, stellte boulevardesk fest: „Die US-Demokraten schäumen: Sollte sich erweisen, dass US-Präsident Trump seinen damaligen Anwalt Michael Cohen aufgefordert hat, in der Russland-Affäre den Kongress zu belügen, müsse er zurücktreten oder seines Amtes enthoben werden.“

Nun ist grundsätzlich nichts dagegen einzuwenden, über Vorgänge zu berichten, von denen die Zukunft des US-Präsidenten abhängen könnte. Zumindest so lange, wie diese Berichterstattung seriös daher kommt – was sie scheinbar dann tut, wenn sie sich sachlich auf die US-Demokraten und deren Reaktionen auf einen enthüllenden Medienbericht berufen. Und doch wird auch hier einmal mehr das Grundproblem der deutschen Medienszene deutlich. Denn durch die Bank war bei „BuzzFeed“ von „Nachrichtenportal“ und von dem besagten Artikel von „Medienbericht“ die Rede. Beides ist durchaus geeignet, dem geneigten Leser den Eindruck von höchstmöglicher Seriosität zu vermitteln – was ohne Zweifel auch zu unterstellen ist, wenn einmal mehr hier ein Medium vom anderen abgeschrieben haben sollte.

„10 Dinge die du nicht vermisst …“

Dass „BuzzFeed“ derart seriös aber offenbar doch nicht ist, machte nun eben jener Sonderermittler Mueller klar. Der Jurist, der sich bislang gegenüber der Öffentlichkeit nicht nur hinsichtlich seiner Ermittlungsergebnisse überaus verschlossen gab, sah sich nun genötigt, das „Dröhnfutter“ (so eine Übersetzung von Buzzfeed) aus dem Medientrog zu nehmen. Der Bericht sei „nicht korrekt“. Soll heißen: Die Buzzfeeder sind einer Ente aufgesessen. Und mit ihnen alle, die sich begeistert auf den „Medienbericht“ des „Nachrichtenportals“ gestürzt hatten.

Dabei hätte ein kurzer Browser-Anklick von „buzzfeed.com“ genügen können, um etwas mehr Zurückhaltung zu üben. In Deutschland sofort auf die „de“-Site geleitet, titelte das „Nachrichtenportal“ am Sonnabendmittag „10 Dinge die du vermisst, wenn du kein Fleisch isst“ und bot „17 Witze, die so flach sind, dass du dich erst totlachst und dann schämst“. Nicht viel anders sah es auf der Site der US-Version aus. „12 Ways To Calm Down When Your’re Pissed Off And Don’t Want To Be“ lautete der Aufmacher. Weiter unten gab es Rezept- und Schminktipps sowie Zusammenfassungen der „5 BuzzFeed Videos You Can’t Miss From This Week“. Klar: Das sind die Nachrichten, auf die „Bild“, „Spiegel“ und „Stern“ bislang verzichten mussten!

Der Vollständigkeit halber sei abschließend darauf hingewiesen, dass jenes Mueller-Dementi auch die Buzzfeeder erreicht hat. Ganz klein und vor lauter Topp-News nach besagten Muster kaum zu finden, ist da folgendes zu lesen: „A spokesperson for special counsel Robert Mueller’s office disputed aspects of our story on President Trump and his lawyer, but we stand by our reporting.“

Wenn das so ist, dann kann ja nun nicht mehr schiefgehen mit der Berufung auf diesen Hort des investigativen Journalismus als Quelle bundesdeutscher Berichterstattung!

So titelte sich

Auch wenn „The Donald“ es mit Fakten und Nonfakten häufig nicht so genau nimmt – die Anstiftung zur Falschaussage gegenüber den Gremien des Parlaments hätte die Qualität haben können, den nicht nur von deutschen Medien erhofften Weg zur Amtsenthebung einen deutlichen Schritt näher zu kommen. Also legten sich deutsche Medien so richtig ins Zeug.

Die Relotiaden gehen in die nächste Runde – und Deutschlands Medien haben sich einmal mehr der Lächerlichkeit preisgegeben, weil sie in ihrem Wahn, täglich mindestens drei Anti-Trump-Stories verbreiten zu müssen, einmal mehr voneinander und zuvor von einem höchst fragwürdigen Internetportal abgeschrieben hatten. Eigene Recherche? Überflüssig! Hauptsache, die Anti-Trump-Meldung passt ins Weltbild.

n-tv 2019-01-13

Die US-Demokraten verlangen Aufklärung über einen Bericht, wonach Präsident Donald Trump seinen langjährigen Anwalt Michael Cohen zur Lüge vor dem Kongress aufgefordert haben soll. Das Nachrichtenportal „Buzzfeed News“ hatte zuvor berichtet, Trump habe Cohen angewiesen, vor dem Kongress über ein geplantes Bauprojekt Trumps in Russland zu lügen.
Das Portal berief sich dabei auf zwei Ermittler, die an einer Untersuchung des Vorfalls beteiligt seien. Der Demokrat Adam Schiff erklärte, die Vorwürfe seien die bislang schwerwiegendsten gegen den Präsidenten. „Wir werden tun, was notwendig ist, um herauszufinden, ob sie wahr sind“, schrieb der Vorsitzende des Geheimdienstausschusses im Repräsentantenhaus auf Twitter.

RP Online – 2019-01-18

Washington Das US-Nachrichtenportal „Buzzfeed“ berichtet, US-Präsident Donald Trump habe seinen ehemaligen Anwalt Michael Cohen zu einer Lüge vor dem Kongress angestiftet. Die Demokraten fordern Aufklärung bis hin zu Trumps Rücktritt. Dieser reagiert gereizt.

Arte – 2019-01-18

Es ist der bislang schwerwiegendste konkrete Vorwurf gegen US-Präsident Donald Trump in der Russland-Affäre: Laut einem US-Medienbericht hat Trumps Ex-Anwalt Michael Cohen den Präsidenten bezichtigt, ihn zum Meineid vor dem Kongress angestiftet zu haben. Trump wies die Anschuldigung am Freitag als Lüge zurück. Die oppositionellen Demokraten wollen den Vorwurf vom Kongress prüfen lassen.

DLF 24 – 2019-01-19

Trumps ehemaliger Anwalt Michael Cohen soll ausgesagt haben, dass der Präsident ihn angewiesen habe, den Kongress zu belügen. Das berichtet das Online-Portal Buzzfeed mit Verweis auf Ermittlerkreise. Es geht um Geschäfte in Russland. Trump hatte versucht, in Moskau ein Büro-Hochhaus bauen zu lassen, einen weiteren Trump-Tower.

Kölner Stadt-Anzeiger 2019-01-18

Die US-Demokraten verlangen Aufklärung über einen Bericht, wonach Präsident Donald Trump seinen langjährigen Anwalt Michael Cohen zur Lüge vor dem Kongress aufgefordert haben soll. Das Nachrichtenportal „Buzzfeed News“ hatte zuvor berichtet, Trump habe Cohen angewiesen, vor dem Kongress über ein geplantes Bauprojekt Trumps in Russland zu lügen. Das Portal berief sich dabei auf zwei Ermittler, die an einer Untersuchung des Vorfalls beteiligt seien.

Der Demokrat Adam Schiff erklärte, die Vorwürfe seien die bislang schwerwiegendsten gegen den Präsidenten. „Wir werden tun, was notwendig ist, um herauszufinden, ob sie wahr sind“, schrieb der Vorsitzende des Geheimdienstausschusses im Repräsentantenhaus in der Nacht zu Freitag auf Twitter.

tagesschau 2019-01-19

Die US-Demokraten verlangen Aufklärung über einen Bericht von „Buzzfeed News“, wonach Präsident Donald Trump seinen langjährigen Anwalt Michael Cohen zur Lüge vor dem Kongress aufgefordert haben soll.
„Buzzfeed“ berichtete, Cohen habe dem Sonderermittler Robert Mueller gesagt, Trump habe ihn persönlich angewiesen zu lügen, um seine Beteiligung zu verschleiern. Das Team des Sonderermittlers habe durch Aussagen von Zeugen aus der Trump-Organisation sowie durch E-Mails, Textnachrichten und andere Dokumente von der Anweisung erfahren.

BILD 2019-01-19

Schwere Vorwürfe gegen den US-Präsidenten!
Donald Trump (72) soll seinen Ex-Anwalt Michael Cohen (52) angewiesen haben, den amerikanischen Kongress über Trumps Russland-Geschäfte zu belügen! Das berichtet das Nachrichtenportal „Buzzfeed“ unter Berufung auf zwei Ermittler. Cohen ging für die Lügen in den Knast.

SPIEGEL 2019-01-18

„Wenn das stimmt, muss Trump zurücktreten“

Kaum hatte das US-amerikanische Nachrichtenportal „Buzzfeed“ seine brisanten Informationen zu Donald Trumps Rolle in der Russlandaffäre veröffentlicht, da meldeten sich schon die ersten Demokraten auf Twitter zu Wort. Sie forderten eine öffentliche Untersuchung des Vorwurfs, dass Trump seinen Ex-Anwalt Michael Cohen zur Lüge vor dem Kongress aufgefordert habe. Schnell war auch von einem Amtsenthebungsverfahren die Rede.

Welt 2019-01-18

Erneut steht der US-Präsident unter Druck. Das Nachrichtenportal „Buzzfeed News“ berichtet, Trump habe Cohen angewiesen, vor dem Kongress über ein geplantes Bauprojekt Trumps in Russland zu lügen.

Stern 2019-01-18 

Bericht von «Buzzfeed News»Trump soll Ex-Anwalt zur Lüge im Kongress aufgefordert haben
Die US-Demokraten schäumen: Sollte sich erweisen, dass US-Präsident Trump seinen damaligen Anwalt Michael Cohen aufgefordert hat, in der Russland-Affäre den Kongress zu belügen, müsse er zurücktreten oder seines AMtes enthoben werden. … Das Nachrichtenportal «Buzzfeed News» hatte zuvor berichtet, Trump habe Cohen angewiesen, vor dem Kongress über ein geplantes Bauprojekt Trumps in Russland zu lügen. Das Portal berief sich dabei auf zwei Ermittler, die an einer Untersuchung des Vorfalls beteiligt seien. 


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