Über ZDF Neo hat TE kritisch berichtet. Der Spartensender fülle sein Programm mit Filmen wie „Die Supernasen“ oder „Die Einsteiger“ auf. Die sind 40 Jahre alt, waren damals schon schlecht gemacht und enthalten sexistische Motive – bis hin zur Ausbeutung der Sexualität Minderjähriger. Angesichts dieses Verfalls von Niveau sagt sich RTL: Halt mal mein Bier, und zeigt einen fast fünf Stunden dauernden TV-Marathon, in dem über diese Filme nur geredet wird.
„40 Jahre Supernasen – Mit Mike Krüger & Thomas Gottschalk“ heißt die Hauptsendung, die am Samstag ab 20.15 Uhr zu sehen sein wird. Das Konzept erinnert an die Anfangstage von „Radio Tele Luxemburg“, als dem neuen TV-Sender Geld fehlte und die Erfahrung, wie man Fernsehen machte. Die Radiomoderatoren überbrückten die Lücken im Programm, indem sie diese einfach zuplapperten. Genau zu diesem Konzept kehrt RTL mit „40 Jahren Supernasen…“ zurück – nur mit mehr Pomp als in den 80er Jahren.
Mike Krüger (70) und Thomas Gottschalk (72) sitzen in einem Studio und erzählen Moderatorin Laura Wontorra (33) von früher. Wie das mit den Dreharbeiten so war und wie die Leute die Filme so fanden. Im besten Fall wirkt das wie Waldorf und Statler in der Muppets-Show – im schlimmsten Fall wie Onkel Fritz erzählt bei Schwarzwälder Kirschtorte vom Krieg auf Tante Ernas Geburstag.
Die Filme hatten schon zu ihrer Premiere keinen Anspruch. Sie wurden schnell und billig runtergedreht, weil die Namen Krüger und Gottschalk alleine schon für einen sicheren Kinoerfolg standen. Die größte Leistung der Drehbuchautoren bestand darin, Rollen zu finden, in denen Gottschalks Frau Thea prominent zu sehen war, ohne zu viel Text bewältigen zu müssen. Nach zwei Supernasen-Filmen, „Piratensender Powerplay“ und „Die Einsteiger“ war Schluss. Letzterer kam im Oktober 1985 ins Kino und zeigte die Hauptdarsteller dabei, wie sie sich mit einem Videogerät selbst in Filmklassiker beamten. Die Qualität war gleichbleibend schlecht und die Zugkraft des Duos Krüger–Gottschalk hatte nachgelassen.
ZDF Neo nutzt die Filme, um an Feiertagen das Programm des Spartensenders zu füllen. Angesichts der politischen Agenda, die der Sender propagiert, ist diese Ausstrahlung fragwürdig: Die Hauptdarsteller schlüpfen in Frauenkleider, Homosexuelle werden als Klischee verballhornt und Frauen zu Sexobjekten degradiert. Besonders heikel ist eine Szene im Film „Piratensender Powerplay“. Darin schleichen sich Krüger und Gottschalk als Frauen verkleidet in die Umkleidekabine eines Internats, um sich dort an der Nacktheit minderjähriger Mädchen aufzugeilen.
Die Filme spart RTL vorerst aus. Am Samstagabend setzt der Sender stattdessen auf das bizarre Konzept der Hauptshow. Im Anschluss sind eine Dokumentation von Gottschalk-Sohn Roman zu sehen und eine weitere Show. Das Konzept bietet RTL einen Vorteil: Es ist eine vergleichsweise billige Möglichkeit, am Samstagabend Programm zu füllen. Die Filme versteckt RTL dann in der Nacht und zeigt sie von Sonntag auf Montag.
RTL und die anderen Privatsender sind künftig auf Billigformate angewiesen. Rechnet man Effekte durch Fusionen raus, ist der Umsatz der RTL-Gruppe vom zweiten Quartal 2021 auf das zweite Quartal 2022 um 4,1 Prozent gesunken, wie das Fachportal DWDL mitgeteilt hat. Der Sender führt dies auf einen allgemeinen rückläufigen TV-Werbemarkt zurück. Diese schlechte Entwicklung gebe es „insbesondere in Deutschland“. Krieg, Inflation und die fehlende Energie-Sicherheit versauten das Geschäft.