Tichys Einblick
Von nichts kommt nichts

Die Lage bei Anne Will: Keine Strategie, keine Freunde – jetzt haben wir den Salat!

The day after – der Tag danach. Der Schock sitzt tief nach Merkels US-Besuch. Altmaier verwirrt, Trittin triumphiert und der „Spiegel“ sagt: Wir wissen nix.

Screenprint: ARD/Anne Will

Eine Frage, die auch nach der Anne-Will-Sendung nicht geklärt ist: Was um Himmels Willen wollte Angela Merkel bei Donald Trump? In just der Woche, in der Europas Sonnenmacrönchen – Emmanuel, der Schöne – dem US-Präsidenten seine Aufwartung machte? Mit Flötenspiel und Trommelwirbel, Pomp und Pomade? Ein Jahr zickte Merkel Trump unter Wohlgefallen ihrer Paladine und Hofschreiber an, und pfiff auch die über alle Stränge schlagenden Spezialdemokraten nicht zurück. Was hat sie da erwartet?

Die dusselige Frage der Sendung „Erst Macron, dann Merkel – wer hat mehr bei Trump erreicht?“ hatte die Washington Post indes längst beantwortet: Einer von den beiden habe es geschafft, sich beim Präsidenten der USA Respekt zu verschaffen – und es war nicht Angela Merkel.

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Die vergangene Woche war jedenfalls ein diplomatisches Desaster für Deutschland, was aber kaum jemandem in der Runde auffiel, weil jeder sein ganz eigenes Deutschland-Bild mitschleppt. Peter Altmaier hob an mit „Wir Europäer…“ Jürgen Trittin, bei dem der Sozialismus irgendwie im Blut liegt – Vater Obersturmführer der National-Sozialisten, Jürgen ewiger International-Sozialist (er unterwanderte im Auftrag des Kommunistischen Bundes die Grünen) – muss man ein irreparables Verhältnis zu Deutschland unterstellen.

Der alte John Kornblum, immerhin seit 1964 in diplomatischen Diensten der USA, wies die Runde darauf hin, dass alle Forderungen Trumps (mehr Verteidigungsausgaben der Europäer, ausgeglichener Handel) seit Nixon Agenda der amerikanischen Präsidenten sei, die das aber nicht durchsetzen konnten. Deutschland solle strategischer auf die USA zugehen, empfahl der alte Diplomat. Auch das Verstecken der Deutschen hinter „Europe First“ findet er wohl eher lächerlich. „Es gibt keine sicherheitspolitische Strategie der EU!“ Den Deutschen schrieb er an die Tafel: „China ist bald der größte Handelspartner Deutschlands. Wer schützt ihre Interessen? Die amerikanische Flotte.“

The Times They Are A Changin'
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Bei Peter Altmaier konnte man nicht so genau heraushören, welchem Herrn er denn nun dient – Merkel, Deutschland, der EU, sich selbst? Beispiele? Wegen der drohenden US-Zölle „muss die EU jetzt ein Angebot auf den Tisch legen“. Er könnte sich ein Freihandelsabkommen vorstellen (während Merkel in Washington von bilateralen Verträgen sprach). Dann stehe „das transatlantische Verhältnis auf dem Spiel“. Von wem? Von Polen nicht, von Frankreich seit vorvorgestern wohl auch nicht. Also von Deutschland? Aber im Wesentlichen ging es Peter darum, deutlich zu machen, dass er ein ganz famoser Wirtschaftsminister ist. So habe ihn sein erster Amtsbesuch in die USA geführt (anders als Scholz, der deshalb auch eine geschlagen Stunde vor dem Zaun des Weißen Hauses warten musste! Oder als Heiko, der noch gar nicht dagewesen ist).

Nein, Peter liebt es im Ungefähren, solange er keine Anweisungen bekommt, und versteckt sich hinter Formeln „Ich bin explizit der Auffassung…“ „Ich sage noch einmal…“ Wenn inzwischen selbst die hartnäckigsten Realitätsverweigerer in Berlin begriffen haben, dass Trump tut, was er sagt, weiß man bei Altmaier nicht einmal, was er eigentlich sagen will, wenn Merkel es nicht einen Tag vorher gesagt hat.

Spiegel-Journalistin Christiane Hoffmann stellte zu ihrem Bedauern fest, dass Merkels Auftritt als „Misses Nice“ „ein Jahr zu spät gekommen“ sei. Das Getue von Macron fand sie allerdings eher abstoßend. Sie sieht die Gefahr, Macron könne Donalds Pudel werden wie Tony Blair der von George W. Bush war.

Für Trittin, den „Außenpolitiker der Grünen“(ARD), ist Donald Trump die Wiederkehr dessen, der nicht genannt werden darf: „Da hieß es, Trump könne man ‚einhegen’, ‚besänftigen’, aber man habe feststellen müssen, ‚der tue, was er angekündigt habe’“. Sich selber sieht Trittin wohl als eine Art Churchill.

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Dann kamen unsere Sandkastenstrategen doch noch in Fahrt. Peter will jetzt auch eine Strategie haben. Jürgen flüsterte dem Wirtschaftsminister zu, dass schon jetzt „40% des Aluminiums unter Sanktionen liegen“. Und nun vielleicht noch Iran. Und Peter, etwas zu forsch, „wenn Donald Trump Sanktionen verhängt, die ich bezahle, dazu bin ich nicht bereit!“ Christiane springt ein: „Dann müssen wir uns andere Bündnispartner suchen, China, Russland, die Europäische Union. (Sind wir nicht längst in der EU, Christiane?) Peter ahnt das brüchige Eis: „Ich will nicht die USA gegen Russland tauschen!“ Aber die Kanzlerin habe doch gesagt, man könne sich nicht mehr auf die USA verlassen, macht ihm Christiane neue Bündnisse schmackhaft. „Das hat sie nicht so gemeint“, jammerte der Wirtschaftsminister. Jürgen, der alte Maoist, begeistert von Xi als neuem Schutzpatron.

John Kornblum, immerhin 50 Jahre Diplomatie im Gepäck, sagte nur: „Wenn es hart auf hart kommt, hat Deutschland nur einen Freund.“ Gedacht haben wird er: Was für Deppen …

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