Tichys Einblick
NZZ beweist:

Die FAZ ist echt in Annalena Baerbock verliebt

Baerbock ist die mit Abstand beliebteste Politikerin in allen untersuchten Leitmedien. Ausgerechnet bei der FAZ schneidet Baerbock am besten ab. Hier erreicht sie als einzige Politikerin ein insgesamt positives Ergebnis. Bestimmt hat das nichts mit den Millionenaufträgen des Auswärtigen Amts an die FAZ-Stiftung zu tun.

Außenministerin Annalena Baerbock spricht neben Nikolas Busse, Außenpolitik Chef der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ), beim Leserforum der FAZ, Frankfurt, 18. Juli 2023

picture alliance/dpa | Michael Kappeler

Jetzt ist es empirisch nachgewiesen: Die FAZ, die mit dem „klugen Kopf“ dahinter, hält Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) für so großartig wie keinen anderen deutschen „Spitzen“-Politiker (siehe nachfolgend die Ergebnisse einer Studie). Nein, nein, nein, das hat nichts damit zu tun, dass das Auswärtige Amt der FAZ-Gruppe seit 2014 (seit 8. Dezember 2021 ist Baerbock Außenministerin) für den Portalservice „deutschland.de“ Aufträge im Gegenwert von über 35 Millionen zukommen ließ; seit 2022 waren es bis inkl. Oktober 2024 11,5 Millionen; bis Jahresende 2024 werden es in diesen drei Baerbock-Jahren dann mehr als 12 Millionen sein.

TE hat das bereits am 16. Januar 2024 aufgerollt und aufgrund einer parlamentarischen Anfrage bzw. Antwort am 13. November bestätigt bekommen.

Nochmals ein dreifaches Nein: Nie und nimmer kann man hier von Querfinanzierung sprechen. Die „Welt“ ist der FAZ am 16. November – vorübergehend – auch beigesprungen und hat eine Stellungnahme der FAZ wiedergegeben: Es gebe hier keine „strukturellen Überschneidungen“ (siehe TE vom 20. November 2024). Irgendwie schien der „Welt“ diese Schützenhilfe dann aber doch peinlich zu sein. Denn am 29. November hat die „Welt“ unter Berufung auf die TE-Recherche und unter Hinweis auf eine FAZ-Tochterfirma die „Deals“ der Medien mit der Politik aufgespießt.

Baerbock ist der FAZ-Star

Nun hat die „Neue Zürcher Zeitung“ (NZZ) etwas ganz Böses gemacht. Sie hat für den Zeitraum vom 7. Dezember 2021 bis 8. November 2024 aus FAZ, „ZEIT“ und „Spiegel“ 5.600 Artikel hinsichtlich deren expliziter oder impliziter Bewertung von Politikern – auch im zeitlichen Verlauf der genannten drei Jahre – auswerten lassen. Die NZZ arbeitete dabei mithilfe zweier großer KI-Modelle von Open AI und Google. In die Auswertung flossen nur Texte ein, die überwiegend von den jeweiligen Politikern handelten; Meldungen von Nachrichtenagenturen wurden herausgefiltert (siehe NZZ vom 2. Dezember).

Hier die markantesten Ergebnisse:

Durchschnittliche Bewertung¹ von Politikern in Artikeln

¹ Durchschnitt aus negativen, neutralen und positiven Stimmungen zwischen 7.12. 2021 und 8.11. 2024; –100 bedeutet ausschließlich negative Berichterstattung, +100 ausschließlich positive.

Wir geben dazu eine Interpretation der NZZ wieder: „Die Frage, warum die Außenpolitik unter Annalena Baerbock so wohlwollend beurteilt wird, beantwortet ein Blick auf die einzelnen, von der KI bewerteten Artikel. Da gab es beispielsweise Texte, in denen sich Autoren der FAZ positiv zu Baerbocks ‚schwingenden Plisseeröcken‘ oder ‚mintfarbenen Mänteln‘ äußerten. Ausschlaggebend für die positive Bewertung war aber etwas anderes, nämlich die Vielzahl an Reisen, bei denen Journalisten der Zeitung die Außenministerin begleiteten. Die KI-Modelle stuften diese Berichte in der Regel als positiv ein. Aber auch Baerbocks ‚feministische Aussenpolitik‘ kommt in der FAZ überraschend gut weg.“

Die FAZ lässt einen ratlos zurück

Die offensichtlichen oder auch nur heimlichen Sympathien der FAZ für Baerbock sind schwer nachvollziehbar. Baerbocks außenpolitisches Wirken tendiert hin zu negativen Wirkungsgraden. Wo immer sie gerade ist, produziert sie Peinlichkeiten und Skandale: seltsame Stellenbesetzungen und Beförderungen, nutzlose Herumfliegereien (vor allem weltweit, 1-Tages-150.000-kg-CO2-Ausstoß-Besuch in Peking, 185 Kilometer von Frankfurt nach Luxemburg), mehr als ausbaufähige Geschichts-, Geographie- und Fremdsprachenkompetenzen, skandalumwitterte Geheimtreffen mit Israelfeinden, Beschäftigung einer Visagistin für 130.000 Steuerzahler-Euro jährlich, undiplomatische Belehrungen israelischer oder chinesischer Regierungschefs und so weiter und so fort.

Ob die von einer FAZ-Tochter im Millionen-Euro-Auftrag des Außenministeriums in zehn Sprachen betriebene Plattform „www.deutschland.de/de“ das zu korrigieren weiß? Mit ihren vielen Baerbock-Reiseberichten und gestylten Bildern der Ministerin?

Dass die NZZ nun genauer in die journalistische Praxis sogenannter deutscher Leitmedien hineingeleuchtet hat, ist gut so. Und dass sich die NZZ gerade die FAZ vorgenommen hat, mag seitens der NZZ eigennützig sein, immerhin ist die NZZ dabei, im deutschsprachigen Raum der FAZ den Rang streitig zu machen. Es mag aber auch eine Retourkutsche der NZZ gegen die FAZ sein. Hatte die FAZ doch anlässlich der Verleihung des Ludwig-Börne-Preises 2022 an den „Chefredaktor“ der „Neuen Zürcher“ Eric Gujer gemeint, dieser sei wegen des Rechtsrucks der NZZ „umstritten“.


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