„Fakten“ ist sprachlich die Mehrzahl von Faktum. Ein Faktum ist etwas, das nachweislich vorhanden oder geschehen ist – eine unumstößliche Tatsache. Das sagt der alte Duden, und sogar das modische Pseudo-Lexikon Wikipedia sagt fast exakt dasselbe.
Es gibt noch eine wenig gebräuchliche zweite Bedeutung. Wir kommen darauf zurück.
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„Strohmann“: So nennen Profis einen rhetorischen Trick. Dabei schiebt man dem Diskussionsgegner eine Aussage unter, die er tatsächlich nie gemacht hat – auf die man dann aber wirksam eindreschen kann. Vor gar nicht allzu langer Zeit hieß das „einen Türken bauen“, heute käme man für die Formulierung in die Hölle.
Der Trick ist dann nützlich, wenn an den wirklichen Aussagen des Diskussionsgegners gar nicht so viel auszusetzen ist. Dann tut man einfach so, als hätte er irgendwelche anderen Aussagen gemacht, an denen man etwas aussetzen kann.
Es ist also eine Taktik der argumentativen Schwäche.
Luisa Neubauer baut viele Strohmänner, sehr viele – zuletzt in einer Talkrunde bei Sandra Maischberger gegen den bayerischen Wissenschaftsminister Markus Blume von der CSU. Die Sendung selbst war schon so einseitig, dass ein erkennbar genervter Zuschauer den charmanten Vorschlag macht, das Programm künftig doch der Einfachheit halber als Dauerwerbesendung von Bündnis‘90/Grünen zu kennzeichnen:
Wie in den ARD-Talkshows heutzutage üblich, war Blume als einsamer bürgerlicher Watschenmann für die ansonsten durchweg stramm linke Gästeschar geladen: Mariam Lau (früher Taz, heute „Zeit“), Tilo Jung (so eine Art Böhmermann von YouTube), Hubertus Meyer-Burckhardt (Duzfreund von Maischberger) und eben Luisa Neubauer.
Trotz der Gästeauswahl und trotz aller Bemühungen der Moderatorin war das Ergebnis aber wohl irgendwie nicht im Sinne der Erfinder: Blume wollte sich partout nicht brav schlachten lassen. Er wehrte sich, und Neubauer sah nicht gut aus.
Das wollte Maischbergers Redaktion offenkundig nicht auf sich sitzen lassen. Also rückten die berüchtigten „Faktenchecker“ der ARD aus, um dem Publikum nachträglich im Internet klarzumachen, wie es die Sendung gefälligst zu verstehen habe, bitteschön.
Das Ergebnis ist ein Dokument der ideologischen Publikumsveralberung.
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Die Bloggerin und Energieexpertin Anna Veronika Wendland hat sich die Mühe gemacht, den „Faktencheck“ der Maischberger-Mitarbeiter einem – nun ja, detaillierten Faktencheck zu unterziehen (das Ergebnis in Form eines 20-teiligen Threads kann man sich hier ansehen).
Und weil Frau Wendland schon in Fahrt war, hat sie sich gleich noch mit einer Sendung vom 12.07. beschäftigt:
Die ARD-Leute unternehmen noch nicht einmal den Versuch, Fakten von allen Seiten zu prüfen. Die ganze Übung verfolgt allein und unmissverständlich das Ziel, Blume schlecht dastehen zu lassen – während man Neubauer auch mit gröbstem Unfug leidlich davonkommen lässt.
So durfte die „Klimaaktivistin” in der Sendung dreist behaupten, Deutschland importiere überhaupt keinen Atomstrom aus Frankreich. Maischberger, immerhin angeblich Gastgeberin einer Informationssendung, sagte dazu nichts. Und ihre „Faktenchecker“ erklären dann (zunächst), die Aussage sei „unwahrscheinlich“.
Aber eine falsche Aussage ist eben nicht nur unwahrscheinlich, sondern falsch. Niemand braucht „Faktenchecker“, die falsche Aussagen nicht falsch nennen, nur weil ihnen der Urheber der Falschaussage ideologisch nahe steht.
Bei Blume hat die Redaktion erwartbar keine Beißhemmung. Ihm werfen die ARD-Leute sogar eine Falschaussage vor, weil er an einer Stelle – völlig offenkundig aus Versehen – zwei wahre Aussagen miteinander verwechselt.
Zweierlei ist das grün-linke Maß. Und das der ARD.
Überprüft und als falsch „entlarvt“ wird auch Blumes angebliche Aussage, „Deutschland sei abhängig von französischem Atomstrom“. Problem dabei: Das hat Blume nie auch nur ansatzweise behauptet. Also, nicht nur nicht ausdrücklich oder nicht in der Form oder nur abgeschwächt – sondern tatsächlich und leibhaftig: gar nicht. Die „Faktenchecker“ schieben dem CSU-Minister hier also einen klassischen Strohmann unter.
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Die wütenden Reaktionen im Netz auf die nachträgliche Neuinterpretation der Sendung durch die Redaktion der Sendung hat die ARD wohl etwas aufgeschreckt. Jedenfalls wurde der „Faktencheck“ nun mehrmals umgeschrieben.
Zu Neubauers Lüge mit dem französischen Atomstrom, den Deutschland angeblich nicht importiert, heißt es jetzt immerhin: „Die Darstellung von Luisa Neubauer darf als falsch betrachtet werden.“
Man spürt förmlich die körperlichen Schmerzen, die diese Formulierung den Autoren bereitet haben muss. Maischberger selbst begründet die Neufassung so: „Unsere Faktenchecks werden fortlaufend überprüft.“
Wirklich? Wird da überhaupt etwas geprüft, bevor man es in die Welt bläst? Oder ist das alles Absicht und Methode?
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Das Wort „Faktum“ kennt der Duden übrigens auch noch als Begriff aus der Gaunersprache. Da bezeichnet es die Beute, das Diebesgut bei einem Raub.
Wenn man in Bayern am Computer sitzt, so wie ich gerade beim Schreiben dieses Textes, und auf der Internetseite des Dudens das Gaunersprachen-Wort recherchiert, dann passiert etwas Unerwartetes:
In einem Pop-up-Fenster wird eine Wahlwerbung angezeigt. Eine Partei wirbt für sich – und für die Briefwahl bei der kommenden Landtagswahl hier im Freistaat am 8. Oktober. Es sind die Grünen.
Das Leben macht die besten Pointen.