Tichys Einblick
„Reschke Fernsehen“

Der vergiftete Humor von ARD und ZDF

Fernsehzuschauer wünschen in politischen Sendungen mehr Humor, glaubt man bei ARD und ZDF. Jüngstes Ergebnis: „Reschke Fernsehen“ im Ersten, eine Spätabend-Show der Panorama-Moderatorin Anja Reschke, die letzten Donnerstag startete.

Das wird Jan Böhmermann wohl besonders angespornt haben, am Sonntagabend in seiner Show „ZDF Magazin Royale“ zu demonstrieren, dass ihn niemand in seinem leidenschaftlichen Engagement für das Gute übertreffen kann. Also präsentierte er mit Boss-Gehabe und fetter Zigarre ein Feuerwerk an News-Splittern, Video-Clips und wilden Sprüchen, die als roten Faden der Sendung den ewigen „Kampf gegen Rechts“, gegen gewissenlose Milliardäre und „strohdumme“ Klimaleugner hatte.

Die aufwändige Show war vor allem eine endlose Tirade gegen eine kapitalistisch verkommene, politisch korrumpierte Welt kurz vor der gigantischen Klimakatastrophe, die uns alle verschlingen werde – und deshalb den aufrechten Böhmermann berechtigt, mit arroganter Boss-Attitüde und dicker Zigarre, ständig grimassierend, kichernd und blödelnd alles zu beschimpfen, zu verleumden, zu diffamieren und zu stigmatisieren, was nicht in sein schlichtes Weltbild passt. Saulustig alles. Oder auch ziemlich niederträchtig und niveaulos.

ARD und ZDF – im politischen Gleichklang

Beiden Sendungen gelang es mühelos, das Vorurteil zu belegen, dass ARD und ZDF gleichermaßen in allen Formaten – von den Nachrichten über Talkshows bis hin zu den Krimis – eine heftige grün-linke Schlagseite haben. Wer das kritisiert, dem werden selbstgefällig ein paar programmatische Feigenblätter wie „Nuhr im Ersten“ als Beleg für eine angebliche Ausgewogenheit genannt.

Erdbeben in Türkei und Syrien
Hart aber Fair: Ersatz-Sondersendung statt Genderei
In die besonders unappetitlichen Abgründe von blindem Hass auf alles, was nicht links und grün ist, sind derweilen andere Mitarbeiter öffentlich-rechtlicher Sender unterwegs. Manche Unions- oder FDP-Politiker staunen derzeit etwas naiv, dass die lauthals propagierten Vorgaben der Bundesregierungen von Angela Merkel (CDU) und nun Olaf Scholz (SPD) für den entschiedenen „Kampf gegen Rechts“ längst schon zu immer heftigeren Attacken auch gegen die biedere CDU/CSU und die nun wirklich zahnlose FDP geführt haben.

Reschke und Böhmermann verbreiteten, genau wie von Gönnern und Fans erwartet, mit viel Musik, Klamauk und Witzen jene Botschaften, die seit geraumer Zeit die mehr als 90 Programme der öffentlich-rechtlichen Radio- und Fernsehsender dominieren: Ohne eine radikal-grüne Politik geht die Welt unter. Kapitalinteressen sind meist des Teufels. Unser Reichtum beruht nur auf der Ausbeutung der armen Länder und früherem Imperialismus. Die Rechten bedrohen Demokratie, Menschenrechte und Freiheit. Und eigentlich sind Konservative und Liberale ja irgendwie auch rechts.

Reschke: CSU-Politiker sind Angeber und Schwindler

Bei der Premiere von „Reschke-Fernsehen“ widmete die ARD-Redakteurin ihre Sendung ausschließlich dem Thema Bayern, genauer der bayerischen CSU und ihrem Ministerpräsidenten Markus Söder. Reschke gab sich alle Mühe, das gnadenlose, 30-minütige CSU-Bashing amüsiert, lachend, augenzwinkernd und cool zu präsentieren.

Schnelle Filmschnitte aus Reden Söders oder Seehofers sollten diese als großmäulige, geschwätzige Schwärmer ihrer Heimat zeigen. Willkürliche Statistik-Zahlen oder kleine Filmchen dienten als Beleg für angebliche Lügen der CSU über Klimaschutz, Mobilitäts-Initiativen oder hohe Ausgleichszahlungen an andere Bundesländer.

Framing
Der oberste Sendeauftrag: Realitätsverdrängung
Das Wunderbare am Reschke-Fernsehen scheint zu sein, dass hier andere Ansichten oder Gegenargumente nicht einmal als Alibi von Nöten sind. Ein Paradies für parteilichen Journalismus, der nur noch einfach behauptet und verkündet, dafür waghalsige Belege anführt und sich dann köstlich amüsiert über die angebliche Verworfenheit, Dummheit und Scheinheiligkeit der Anderen – bei Reschke diesmal die Christsozialen.

Sogar die Taz zeigte sich irritiert. Die betont links-grüne Zeitung mokierte sich über die Doppelung, dass sich Reschke am selben Tag gleich zweimal, nämlich in der Sendung Panorama und der neuen Late-Night-Show an Bayern abarbeitet. „Als Zuschauer fühlt man sich aber ein bisschen veräppelt von dieser Doppelung“, schrieb die Taz.

Taz: „Grölen statt denken“

Sichtlich skeptisch bewertete der Taz-Autor Shows, „in denen sich wohlmeinende Bürger der moralischen Überlegenheit ihrer Ansichten vergewisserten, indem sie sich über alle anderen mokierten“. Die Blüte dieser Sendungen sei ein Armutszeugnis für die öffentliche Debatte und den klassischen Journalismus. Klassische Nachrichten hielten die Menschen nicht mehr aus, Unterhaltung sei gefordert. „Grölen statt denken, Moderatoren-Moral statt eigener Meinung“, so die Taz.

ARD und ZDF sind schon seit langem offene Bühnen für wilde Hasstiraden gegen „Rechte“ und wüste Beschimpfungen gegen unliebsame Politiker. Es ist erstaunlich, wie selten sich die Betroffenen – meist von CDU/CSU und FDP – wehren.

„Die CDU ist unser Feind… Ich will Radikalisierung gegen diese Scheißpartei“, wetterte vor kurzem WDR-Mitarbeiter Jean-Philippe Kindler in seinem Videoblog. Der „Slam-Poet“ und WDR-Moderator beschuldigte die Union „faschistoider Phantasmen von einer Politik der ethnischen Reinlichkeit“. Diese Partei müsse „auf radikalste Weise“ bekämpft werden. Gegen die Entgleisungen gab es allerdings tatsächlich Protest aus Unionskreisen.

ARD-Regisseur: Ausländer müssen in Ghettos, Politik ist kriminell

Für seine Verachtung der deutschen Politik oder von CDU-Chef Friedrich Merz findet der Schauspieler und Regisseur Kida Khodr Ramadan bei der ARD seine Arena. Er würde dem „Scheiß-Merz“ gerne mal auf die Fresse hauen, schwadroniert er in einem YouTube-Clip der ARD. Der im Libanon geborene und in Berlin-Kreuzberg aufgewachsene Künstler bezweifelt, dass die Silvester-Krawalle in Berlin irgendetwas mit gescheiterter Integration von Migranten zu tun hätten.

Ramadan, der als Vorbilder Angela Merkel sowie Manfred Krug, Klaus Kinski und Harald Juhnke nennt („Das waren Männer mit Eiern.“). hält die Politik offensichtlich für kriminell. Angeblich seien die „berühmten arabischen Clans“ für Kriminalität verantwortlich. Aber es sei wichtig zu sehen, warum jemand kriminell werde. „Die kommen in dieses Land, werden alle in ein Getto gesteckt“, dürften nicht arbeiten, könnten nicht am Leben teilhaben. Also suchten sie andere Wege, Anerkennung in der Familie zu erhalten.

„Und dann heißt es Clan… Dabei gibt es das in Skandinavien genauso und in Afrika auch. Und der größte Clan in Deutschland ist sowieso die Politik“, so argumentiert lässig der Mann, der fast stolz von seinem autoritären, herrischen Gehabe bei der Filmregie berichtet. Sein Gerede ist vor allem eine befremdliche Mischung von Selbstgerechtigkeit, Verlogenheit und Unbildung. Er sieht sich selbst als ein „original Kreuzberger Libanese“.

Elon Musk wird Nazi-Nähe unterstellt

Die Liste der hemmungslosen Hass-Reden in den öffentlich-rechtlichen Sendern ist endlos, nur werden sie ausschließlich bei extremen Entgleisungen thematisiert. Wenn beispielsweise der Tagesschau-Kommentator Nils Dampz vom ARD-Studio Los Angeles meint, Elon Musks Ankündigung, Twitter zum „Marktplatz der Debatte“ zu machen, solle wohl auch „rassistische oder verschwörerische Ratten“ auf den Plan rufen, die aber „in ihre Löcher zurück geprügelt werden“ müssten. Da nun entschuldigte sich die ARD für die „entmenschlichte“ Wortwahl.

Intern ungerügt bleibt es dagegen, wenn in der satirischen „Heute-show“ des ZDF Elon Musk in die Nazi-Ecke gestellt wird. Schließlich hatte der Unternehmer die offenbar aberwitzige Vorstellung einer „totalen Meinungsfreiheit“ auf Twitter. Also kleidete die „Heute-Show“ Musk in ein braunes Nazi-Hemd und stellte ihn in der Fotomontage vor die Kulisse des Reichsparteitags, vor dem statt der Hakenkreuze der Twitter-Vogel auf den Fahnen prangte.

Vermieter als „Ratten“

Die WDR-Satire-Website berichtete diese Woche über eine Frau in Bochum, die 800 Ratten in der Wohnung gehabt habe. „Normalerweise vermietet ja eine Ratte 800 Wohnungen“, witzelte der WDR-Autor. Der Witz könnte genauso gut von Nazis als auch von Kommunisten stammen, die ihre politischen Feinde auch oft mit Ungeziefer gleichsetzten.

Krimis und Wirklichkeit
Die Mafia in Köln: unter peinlich genauer Beobachtung bei ARD und ZDF
Wenn Moderatoren zum Zerstören der CDU aufrufen, wenn „Comedians“ wie Böhmermann führende FDP-Politiker „satirisch“ in die Nähe von Terroristen rücken und prominente Feministinnen wie Alice Schwarzer wüst als „Scheißhaufen“ beschimpfen, oder wenn dem Ekel vor Konservativen und überhaupt Andersdenkenden hemmungslos freier Lauf gelassen wird, könnte man das auch gutgläubig als Ausreißer und als atypisch abtun. Vielleicht sind bei der ungeheuren Flut von Beiträgen in Medien-Betrieben wie den öffentlich-rechtlichen Anstalten peinliche Ausrutscher oder verunglückte Witze einfach unvermeidlich?

Leider spricht aber vieles dafür, dass es eher um das Ausloten von immer neuen Grenzen geht, um die Verschiebung des Sagbaren und um die Ausdehnung der politischen Verbotszonen. Schlicht: um immer mehr ideologische Vorgaben und totalitäres Denken – und immer weniger Freiheit und demokratische Toleranz.

Freiheit in ARD und ZDF: Diffamieren, was das Zeug hält

„Reschke Fernsehen“ und Böhmermanns Polit-Klamauk belegen eindrucksvoll, wie mit forciertem Tempo in links-grün ausgerichteten Staatssendern mit verkrampftem Augenzwinkern und billigen Scherzen alles diffamiert werden soll, was die woke Gesinnung irritieren könnte.

Redakteure und Mitarbeiter in den öffentlich-rechtlichen Sendern müssen aus ihrem Herzen keine Mördergrube machen. Die Sympathien der überwältigenden Mehrheit von Tausenden öffentlich-rechtlichen Journalisten gilt grünen und linken Visionen einer gerechten, nicht mehr profitorientierten, klimaschützenden Welt, ohne Rassismus, Diskriminierung von Frauen und Minderheiten. Ob in Politik oder Unterhaltung, Wirtschaft oder Comedy, Krimi oder Wissenschaft – es dominiert massiv die drastisch linke, grüne Weltsicht.

Jeden Tag wird diese Ideologie, die von vielen ARD- und ZDF-Protagonisten mit fast religiöser Inbrunst verteidigt wird, in über 90 öffentlich-rechtlichen Radio- und Fernsehsendern verbreitet.

Die tragische Rolle der Liberalen und Konservativen

Natürlich sind immer wieder auch Stimmen von Konservativen und Liberalen zu hören; sie sind insgesamt gesehen mehr als nur ein Feigenblatt der in der Regel parteiischen, einseitigen Sender. Ganz gut lässt sich das an den Talkshows erkennen, wo nur die AfD fast völlig ausgeblendet wird, Unions- und FDP-Politiker aber oft dabei sind. Aber genau wie in den Talkshows gelingt es den Fernsehmachern auch in anderen Sendungen fast immer, eine deutliche, zuweilen extreme Dominanz der eigenen, links-grünen Weltsicht sicherzustellen. Die Rolle von Politikern der anderen Seite ist geradezu tragisch: Sie sind da, dürfen argumentieren, aber sie sind immer in der Minderheit.

Bei Maischberger
Humor-Beamter Jürgen Becker verhöhnt RAF-Opfer
Es gibt mit Sicherheit ein krasses Missverhältnis zwischen den politischen und gesellschaftlichen Vorstellungen in der Gesellschaft und was uns in öffentlich-rechtlichen Sendern präsentiert wird. Das eindeutigste, nicht zu bezweifelnde Beispiel ist die Einführung der Gendersprache in zahllosen Sendungen, die in Deutschland nur eine kleine, radikale Minderheit befürwortet. Nicht völlig anders ist das bei den Sichtweisen über das Geschlecht der Menschen oder über Migration.

Hetze und Beschimpfungen sind keineswegs ein Privileg von Populisten oder Bloggern im Internet. Die Journalisten öffentlich-rechtlicher Sender mischen bei der Emotionalisierung der Politik kräftig mit, schüren Misstrauen, Wut und Hemmungslosigkeit, wenn es gegen die „Richtigen“, also gegen alles, was man als rechts diffamieren kann, egal ob es um Klima, Corona oder Ukraine geht.

Das wirklich Beängstigende ist, dass sich allmählich die Grenzen dessen, was und wer noch tolerabel ist, immer weiter verengen. Waren früher vor allem AfD, Pegida und Reichsbürger Zielscheibe der verbalen Breitseiten, so sind es vermehrt nun auch Politiker in den Unionsparteien und der FDP.

Schritt für Schritt mehr Vorgaben, Vorschriften, Verbote

Tag für Tag bewegt sich Deutschland, wie manch andere westliche Demokratien auch, hin zu einer immer deutlicher autoritären Gesellschaft mit totalitären Tendenzen. Die aus heutiger Sicht höchst fragwürdigen Maßnahmen in der Corona-Zeit gaben einen Vorgeschmack, wie rigoros und ausgrenzend auch in einer Demokratie plötzlich gegen andere Sichtweisen, unliebsame Wissenschaftler und widerspenstige Bürger vorgegangen werden kann.

Unduldsamkeit, Selbstgerechtigkeit und Zorn gegen Andersdenkende sind ebenso unübersehbar geworden wie die ideologische Verblendung. Die zentrale Sichtweise lautet: Wer nicht für uns ist, der ist gegen uns. Da passt kein Blatt dazwischen. Prinzipien, die für eine Demokratie tödlich sein können.

Mit der Verhunzung der Sprache fängt es an

Der moderne Totalitarismus wird anders aussehen als die uns aus der Geschichte bekannten Systeme der Nazis oder der Kommunisten. Ähnlich ist diesen Systemen der gewollte Missbrauch, die Verhunzung der Sprache. Worte und Begriffe werden neu interpretiert und gewichtet. Die Dystopien von George Orwell und Aldous Huxley sind näher als viele denken. In China lässt sich diese neue, schöne Welt schon erahnen: Straflager sind Ausbildungs-Stätten, totale soziale Kontrolle sind Erleichterungen des Alltags, manche Worte und sogar bestimmte Daten (4.6.1989, Aufstand Tiananmen-Platz) dürfen nicht erwähnt werden, usw. usw.

Sehr wohl gültig scheint auch heute noch das berühmte Zitat von Martin Niemöller. „Als die Nazis die Kommunisten holten, habe ich geschwiegen; ich war ja kein Kommunist. Als sie die Gewerkschaftler holten, habe ich geschwiegen, ich war ja kein Gewerkschaftler. Als sie die Juden holten, habe ich geschwiegen, ich war ja kein Jude. Als sie mich holten, gab es keinen mehr, der protestieren konnte.“ Viele Konservative und Liberale sollten sich nichts vormachen. Und das Schicksal von Politikern wie Thilo Sarrazin und Boris Palmer zeigt, dass der totalitäre Anspruch keine Parteigrenzen kennt.

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