Was für ein saftiger Titel bei hart aber fair! Ach nein, es war der Titel einer Dokumentation zuvor, den das Presseportal der ARD anbietet: „Beuteland – Die Millionengeschäfte krimineller Clans“. Bei Plasberg geht es gedämpfter zu, wenn es da heißt: „Clans im Visier des Staates – was bringt die harte Tour?“
Jetzt ist die Beschäftigung der Medien mit den kriminellen Clans in Deutschland schon etliche Monate inflationär. Oder liegt es tatsächlich an einer spürbaren Zunahme von kriminellen Aktivitäten und einer deutschen Justiz, die hier schon quantitativ hoffnungslos überfordert ist? Erschwerend kommt für so eine Sendung hinzu: Täglich gibt es neue Lagebilder, zuletzt warnte die Polizei vor sich zuspitzenden Verteilungskämpfen zwischen alteingesessenen Clans und neu zugewanderten Migranten (Polizei nennt hier explizit Syrer), die ebenfalls ein Stück vom deutschen Kuchen für sich beanspruchen, wenn das Landeskriminalamt NRW gegenüber Focus erklärt, die Gefahr, dass sich die Rivalitäten ausweiteten und in Gewalttaten mündeten, sei groß: „Wir haben es mit einer sehr brisanten Gemengelage zu tun.“
Der Berliner Oberstaatsanwalt Ralph Knispel ist nicht anwesend bei hart aber fair, der hier sicher schmerzhaft den Finger hätte in die Wunde legen können und der als Vorsitzender einer Vereinigung der Oberstaatsanwälte auch kein Blatt vor den Mund nimmt bzw. nehmen muss. Nein, Knispel ist nicht eingeladen. Man weiß wohl schon zu genau, was von ihm zu erwarten gewesen wäre. Weil nicht erwünscht?
Plasberg moderiert an, der Staat würde nicht mehr wegschauen, wenn es um Clankriminalität geht. Klar, hätte er Ausländerkriminalität gesagt, wäre die Sache schon kniffliger gewesen, wer erinnert sich nicht dran, wie verzweifelt die Regierung Merkel samt Mediengefolge viel zu lange versucht hat, die überdurchschnittliche Kriminalitätsrate von Zuwanderern in bestimmten Gewaltdelikten zu vertuschen, um dann Monat für Monat bröckchenweise einzugestehen, was tatsächlich die Stunde geschlagen hat. Bröckchenweise deshalb, weil man es dann besser unter den Teppich kehren kann. Nun also bei Plasberg ein spezieller Ausschnitt der multiplen kriminellen Aktivitäten von vielfach staatlich allimentierten Ausländern in Deutschland. Mehr nicht.
Der Deutsche also in dieser Alterskohorte in bestimmten Problemvierteln deutscher Städte in der Opferrolle des missliebigen Außenseiters, wehrlos und schon in der Minderheit. Leben in „Beuteland“ halt.
„Auch bei den Schmidt- und Meier-Clans gibt es Kriminelle“, befindet Frank Plasberg. Und selbst, wenn er hier absichtlich zuspitzen wollte, wer solche Sätze formuliert, der ist selbst schon auf eine Weise von der Heimat seiner Eltern entfremdet, die kaum noch reparabel erscheint.
Die Kriminologieprofessorin Dienstbühl definiert Clankriminalität als familiengebunden und auf einer eigenen Kultur basierend. Der knarzige Innenminister von NRW erklärt dran zu bleiben, die Kontrollen der Clans wären keine PR-Aktion, sondern Nadelstiche mit Wirkung. Ach, sind das die selben Nadelstiche, die Herbert Reul schon anwenden will, wenn es um die Grenzsicherung des Landes geht? Nadelstiche, über die die Betroffenen nur müde lachen können?
„Clan-Anwalt“ Laszlo Anisic hat sich seine Sicht der Dinge ganz schön zusammengebastelt, er bringt die Erfahrung mit, wie man deutsche Befindlichkeiten, deutsche Vergangenheit und deutschen Selbsthass schön zusammenbringt, wenn es darum geht, Zweifel zu säen an der Kritik an diesen Familienclans, die mitunter offiziell auf Stütze leben, aber dicke Autos fahren und ein Luxusleben führen, als wären sie allesamt im Vorstand eines DAX-Unternehmens.
„Da wird eine Gleichmacherei betrieben“, kritisiert Anisic, wenn bestimmte Familiennamen im besonderen Fokus stehen. Reuls Polizei würde in Shisha-Bars einfallen wie Heuschrecken nur wegen eines Familiennamens. Ein Grinsen kann man sich übrigens kaum verkneifen angesichts des Gangsterrapper-Goldes an den Fingern und ums Handgelenk des Anwalts, als lebten wir in den 1980er Jahren irgendwo in der Provinz, wo es mal ein paar Jahre hoch herging und dann wieder Windstille einkehrte – aber gut, so was ist wohl Geschmacksache.
1.100 Shisha-Bars wurden in NRW kontrolliert, erzählt ein Einspieler. Gibt es dort so viele? Oder sind hier doppelte Kontrollen mitgezählt? Festgestelltes Hauptdelikt übrigens unversteuerter Tabak. Sundermeyer macht es konkret und nennt zahlreiche dieser Bars als vermutete Orte für Geldwäsche der Clans. Sundermeyer ist bei Reul, wartet aber – ebenso, wie die Bevölkerung – darauf, wann denn endlich die zweite Stufe der Bekämpfung nach diesen Razzien gezündet wird.
Anwalt Anisic spricht von einem „demonstrativen Übermachtverhalten“, meint aber das Auftreten der Polizei und nicht etwa das von aggressiven Clan-Mitgliedern in bestimmten Vierteln. Er möchte lieber über das Rotlichtmillieu sprechen, nicht nur über Clans. Es gäbe doch auch Rocker und Albaner. Das wesentliche Kriterium dürfe doch nicht die Blutsverwandtschaft sein. Da mag er sogar juristisch Recht haben. Aber schauen wir doch mal, was die Kriminellen unter den Zuwanderern eint, die den alteingesessenen Clans gerade das süße Leben in Deutschland so schwer machen: Sie sind jung, sie sind männlich, sie sind Moslems. So einfach ist der ganze Wahnsinn nämlich auch ohne den Vorwurf des Rassismus (Verfolgung von Blutsverwandten) erzählt. Aber auf die Idee kommt der Moderator leider nicht und auch keiner der Gäste am Tisch.
Der Landesinnenminister sieht dankenswerterweise in einem Moment die Notwendigkeit und sagt es ganz basisch: „Es gibt ein paar davon, die sind in Ordnung.“ Und er meint die Mitglieder der Clanfamilien. Plasberg möchte weiter wissen, ob der ganze Aufwand gegen die Clans nicht auch eine Maßnahme gegen die AfD sei, Sundermeyer gibt ihm Recht, Anisic kommt das Recht. Kriminologie-Professorin Dorothee Dienstbühl ist eigentlich diejenige am Tresen bei hart aber fair, die mit den wirklich fundierten Informationen aufwarten kann, aber leider geht sie ein bisschen unter zwischen den Herren, deren Rollenzuweisungen viel prägnanter erscheinen und es wohl auch sind. Schade.
Apropos Rollenzuweisung, wir wollen nicht vergessen, dass sich TE vor fast auf den Tag genau einem Jahr mit Sundermeyer und diesem Thema befasst hat, damals leiteten wir so ein:
Auch der Innenminister von NRW saß damals schon mit am Tresen bei Plasbergs hart aber fair.
Hier wäre einmal interessant zu wissen, in wie weit sich der deutsche Staat eigentlich bereits via Bundsamt für Migration und Flüchtlinge darüber schlau macht, wer seit 2015 zu uns gekommen ist, wie es hier um Nachnamen bestellt ist und welche der großteils illegal Eingereisten sich in einer überschaubaren Zukunft und auf ganz natürliche Weise zu neuen kriminellen Clans zusammenfinden. Und das wäre dann auch der wichtigste Fragenkomplex gewesen, der hier zu beantworten wäre, wenn beispielsweise ein deutsches Landeskriminalamt schon ausdrücklich davor warnt, dass bestimmte Zuwanderer ab 2015 bereits in Konkurrenz zu den etablierten Clanfamilien treten.
Der zumindest in der Sache konvertierte Olaf Sundermeyer nennt die Behauptung von der Chancenlosigkeit der Clanmitglieder in der Gesellschaft als Entschuldigung für deren kriminelles Tun übrigens eine „Legitimationslegende“. Wirklich erstaunlich, wie das echte Leben – Sundermeyer ist viel rumgereist für seine Dokumentation – auch einmal auf den Gauland-Biografen eingewirkt hat.
Ach so, Holger Münch vom Bundeskriminalamt erinnert quasi in der letzten Sekunde in einem Einspieler noch daran, dass ungefähr ein Drittel der Verdächtigen rund um Clankriminalität heute schon aus dem Kreise der nach 2015 Zugewanderten käme. Das Entscheidende also zum Schluss, was wirkt, wie ein irgendwie peinlicher Abspann eines misslungenen B-Movies in einer öffentlich-rechtlichen Montagabend-Talkshow. Die Zukunft Deutschlands als kleingedruckter Beipackzettel gewissermaßen.