Mittlerweile findet Illner auch nur noch die B- und C-Prominenz, wenn es um das Corona-Thema geht – wobei wir den Professor Hendrik Streeck (der mit der Heinsberg Studie) von dieser Beschreibung ausdrücklich ausnehmen. Aber Malu Dreyer von der SPD (MP von R-P) oder Herbert Diess, Chef von VW, gehören sicherlich nicht zu den Quotenmagneten. Von der Chemikerin, Wissenschaftsjournalistin, Autorin und Youtuberin Mai Thi Nguyen-Kim ganz zu schweigen, oder vom letzten Leichtgewicht der Runde, dem Grün-Schwabel Cem Özdemir.
Anscheinend wurde das Talkshow-Verbot für Grüne inzwischen gelockert – diese Schutzmaßnahme war nötig geworden, damit sich die Grünen-Repräsentanten (m/w/d) in der Corona-Zeit nicht um Kopf und Wähler reden. Mit dem schlicht-harmlosen Özdemir traute sich die Illner-Redaktion nun einen Anfang zu machen. Und das klappte doch ganz gut.
Zu Merkels Klage über die „Öffnungsdiskussionsorgien”, durfte Özdemir sagen, das käme doch aus der Ecke der Populisten. Solche gebe es sogar im Bundestag, aber er „will die nicht nennen“. Gewitzt, Cem Ö.! Nein, die Kanzlerin, „unsere Frau Merkel“, hat recht, das weiß der Özdemir, außerdem träumt er wohl immer noch, was zu werden, als harmloser Leisetreter in einem Krisen-Kabinett Merkel V.
Bei der SPD gelten jedenfalls die „drei goldenen Regeln“, wenn wir Dreyer richtig verstanden haben: Hygiene, Anstand, Maske.
Irgendwann stellte Illner der Kollegin May Thi die irritierende Frage: „Versteht der Bürger eigentlich, was unser Ziel ist?“ Und da sagen wir als Bürger jetzt einmal: Nein, wir wissen nicht, was dein Ziel und das des Staatsfunks ist, Maybrit Illner. Vielleicht, dass wir begreifen, dass Angel Maerkel das Beste ist, was uns zustoßen konnte? Dass Merkel immer Recht hat? Dass Widerrede zwecklos ist?
Mai Thi Nguyen-Kim redete am meisten, sagte aber dasselbe, was Ranga Yogeshwar auch immer sagt: Merkel hat recht! Lockdown muss bleiben. Sonst kommt die zweite Welle. Nebenbei ging sie drehbuchgerecht auf Hendrik Streeck los, der mit ersten Ergebnissen seiner Heinsberg-Studie die Lockerungen initiiert hatte.
Professor Streeck, der eine verblüffende Ähnlichkeit mit Manuel Neuer hat, musste ihr dann aber doch klar machen, dass er „als Facharzt viel mit Coronaviren zu tun hat“ – was übersetzt heißen sollte: Mach mal halblang.
Den Lockdown-Erfolg kann man nämlich gar nicht messen. Man weiß nur – sinngemäß – zu viele Menschen gleichzeitig an einem Ort, das sei nicht in jeder Phase hilfreich. Wir mussten da gleich an Jens Spahn mit neun anderen im Fahrstuhl denken. Zweite und dritte Welle? Kann sein, muss nicht. Wie mit einem Duschvorgang, der kann schimmeln, muss aber nicht. Jedenfalls bleibt uns das Coronavirus treu, es „bleibt heimisch in unserem Körper“, wie der Professor sagte. Wir müssen mit allen Viren leben lernen. Also quasi das Zusammenleben täglich neu aushandeln.
Hier konnte Özdemir endlich sein ganzes Wissen anbringen, der vorher nur mit der Anekdote brillierte, dass er erst durch den Kita-Besuch seines Sohnes gelernt habe, es sei sinnvoll, in die Armbeuge zu niesen als frisch von der Lunge weg. „Wissenschaft“, erklärte Cem Ö., „arbeitet wissenschaftlich. Mit These, Antithese und manchmal auch Synthese“. Richtig. Manchmal sogar mit Prothese, wenn dem einen oder anderen Professor vielleicht ein Teil fehlt, wollen wir der Form halber komplettieren.
Auto-Diess durfte erzählen, VW fahre die Produktion langsam wieder hoch, stocke das Kurzarbeitergeld (staatlich 60%) für seine Arbeiter auf 100% auf. Ansonsten wusste er auch nix, außer, dass die Kanzlerin alles richtig gemacht habe.
Als Illner dann die Heinsbergstudie diskreditieren wollte, und von einer obskuren PR-Agentur raunte, die für Laschet und sein Lockerungsbegehren aktiv geworden sei, gab Streeck fast fröhlich an, völlig entspannt zu sein.
Wir entnahmen seinen Ausführungen, dass ihm Politik völlig egal sei, dass die Kollegen, die ihn kritisiert hätten, die optimistischen Zahlen zu früh veröffentlicht zu haben, nun, wo die Studie fertig sei, sich erst recht auf optimistische Zahlen gefasst machen könnten. Aber leider, fügte er vergnügt an, könne er an dieser Stelle nicht mehr sagen, das habe er versprochen.
Corona geht langsam die öffentliche Luft aus. Demnächst geht es darum, sich die Rechnungen anzuschauen und uns immer wieder zu sagen: Die Regierung hat alles richtig gemacht. Auch wenn‘s sehr, sehr teuer wird. Gute Nacht.
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