Der Deutsche ist ja international nicht gerade für seinen Humor bekannt, und das ist natürlich auch Leuten wie Dieter Hallervorden zu verdanken. Die Großeltern von denen, die heute einen Böhmermann oder die heute Show lustig finden, haben seinerzeit über Didi gelacht.
Auch Maischberger hat wohl eine andere humoristische Sozialisation durchlaufen, denn gedankenverloren kündigte sie an: Ich freue mich auf den Kabarettisten Dieter Hildebrand. Es kam aber Dieter Hallervorden. Auf den alten Tag ist das fürs Feuilleton sogar irgendwie fast das gleiche.
Die SPD will die Bundeswehr abschaffen? Ganz einfach. Eine Verteidigungsministerin Esken reichte ja zur Abschreckung. Da lachten sogar die Geimpften im Studio. Oder die DDR (aus der er 61 floh): Die wussten schon ein Jahr im Voraus, wer eine Wahl gewinnt. Brüll.
Natürlich wollte sich Maischberger nicht nehmen lassen darauf hinzuweisen, dass der Didi schon Ende der 90er Jahre einen AfD-Mann total lustig karikiert und bloßgestellt hatte. Dabei wurde die AfD erst 2013 gegründet, das ist extra-komisch. „Ist der Chrupalla noch da?“
Ja, Tino Chrupalla war tatsächlich geladen und erschienen und musste sich gegen Maischberger und Marco Buschmann von der FDP beweisen. Das war gar nicht mal so schwer, denn Buschmann vertrat die Partei-Ansicht, Deutschland benötige jedes Jahr 500.000 qualifizierte Zuwanderer. Wo denn die gesuchten Fachkräfte unter den Millionen seit 2015 Immigrierten seien, konterte Chrupalla. Das seien ja politische Flüchtlinge, so Buschmann, Rechtsanwalt in Gelsenkirchen, wo „Mustafa händeringend Handwerker sucht, die er ausbilden kann“. Dass die Politischen dem Doofmichel als Fachkräfte verkauft wurden, hat er offensichtlich in Gelsenkirchen gar nicht mitbekommen. Der Anwalt sprach vom demografischen Wandel und hat wohl niemals die Schlangen vor dem Arbeitsamt im Pott gesehen.
Wenigstens ist auch Buschmann wie Chrupalla für die Freiwilligkeit des Eingriffs.
Da stand auf Maischbergers Zettel, dass Chrupalla vor einem Jahr noch andere Dinge zu Corona gesagt hatte, als er heute sagt. Chrupalla: „Es waren doch alle mal da und mal da, Frau Maischberger. Frau Merkel hat damals gesagt die Maske ist eine Virenschleuder …“
Erbost, dass Chrupalla Maischberger schon wieder parierte, nahm Buschmann die Sache selbst in die Hand: „Jetzt lassen Sie mich mal hier die Debatte führen …“, fauchte er den AfD-Vorsitzenden an, „ich weiß nicht, ob Sie sich selbst irrlichtern hören …“ Bei uns (also der FDP) sei alles klar, und wären zunehmend Wissen aufgebaut und Stufen entwickelt worden.
Wenigstens beim letzten Punkt hatte sie ihn dann. Während Marco Buschmann ein schönes Gedicht aufsagen konnte, stockte Chrupalla nach „Denk ich an Deutschland in der Nacht“ und Maischberger nutzte die Gelegenheit, ihm zu erklären, dass es um die Mutter von Heine ginge, nicht um Deutschland, weiter wusste sie aber auch nicht.
Unter den Journalisten bei Maischberger saß mal wieder der alte Fahrensmann Wickert, wie immer gerade aus Paris zurück. Also der Macron! Ein Wunderknabe. Nach seiner Ansprache hätten sich gleich drei Millionen Franzosen zum Impfen angemeldet, hat er in der Presse gelesen und mit der Impfpflicht für bestimmte Berufe sei er auch ganz vorne. Wickert konnte mit seinem Handy, auf dem sein Impfstatus vermerkt ist, überall rein, das Leben ist schön.
Ein Herr Weimer findet das Modell Holland, Dänemark und Großbritannien nicht schlecht, und Frau Herrmann von der taz wünscht sich einen härteren Staat. Na, der kommt ja vielleicht bald, wenn die ihren gewinnen. Und das werden sie, jetzt, wo sogar die Wirtschaft die Grünen in der Regierung will. Damit meint sie wohl Käsers Joe, der ja schon länger so einen Klima-Tick hat. Übrigens: auch Al Capone hätte Grüne gewählt, wenn’s die damals in Chicago schon gegeben hätte. Schließlich hat ihn der Grünen-Lehrsatz „Jedes Verbot ist ein Innovationstreiber“ (Baerbock) zum reichen Mann gemacht.
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