Albrecht von Lucke liest man besser, als ihm zuzuhören. Das ist mühsam, weil er sich in seinem Eifern überschägt. Thilo Sarrazin teilte mehrmals mit, dass er immer wieder voller Zweifel sei. „Der Güsi“, wie Stefan Heym liebevoll Gregor Gysi phonetisch zu nennen pflegte, kam in Form und Verständlichkeit wie stets positiv rüber. Elmar Brok wird bei jedem Auftritt grauer, nein, nicht die Haare, das, was er sagt. Kein Wunder, dass Beatrix von Storch ihn bei seiner christlich intonierten Ablehnung des AfD-Programm-Satzes „Der Islam gehört nicht zu Deutschland“ auf dem falschen Fuß erwischt. Mit dem Zitat von Volker Kauder von 2012: „Der Islam ist nicht Teil der deutschen Tradition und der Identität, und deswegen gehört er nicht zu Deutschland.“ Brok, grau: Aber jetzt sind sie hier, die Muslime.
Sarrazin erklärt die AfD-Formel für ebenso „unsinnig“ wie die gegenteilige von Wulff. Es käme nicht darauf an, was die Leute glaubten, sondern wie sie zusammen lebten. Religiöses werde zum Problem, wenn es ins Weltliche überschwappe.
Als von Lucke von Storch hinwirft, die AfD spiele mit ihrer Islam-Feindlichkeit dem IS in die Hände, kann von Storch das nicht wechseln. Nach der Einspielung grusliger Höcke-Auftritte entwickelt Sarrazin seinen Faktor 5, mit dem sich die Migranten hier durch ihren Islam Integrations-abweisend entwickeln. Integration, sagt er, sei aber die Aufgabe derer, die kommen. Gysi hat die Lösung, er fordert Integrationslehrer, welche die Kenntnisse der Flüchtlinge feststellen, Deutsch, Gesetze und Jobs vermitteln. Zehntausende Tausendsassas. Oh Du lieber, mein „Güsi“.
Einspielung Boris Palmer, Sahra Wagenknecht: Sind deren Aussagen auch „rechtspopulistisch“? Gysi: Sahra nicht. Von Lucke trägt seine Buchpassagen über „Linkspopulismus“ nicht vor, aber eine andere These: Merkels Mantra alternativlos habe zwei Gewinner erst möglich gemacht: Sarrazins erstes Buch und die „Alternative für Deutschland (AfD)“. Das hat was. Und „der Güsi“ hat was Passendes: Alternativlos ist undemokratisch.
Die Frage der Sendung lautete übrigens: „Angstmacher: Wie gefährlich sind Deutschlands Populisten?“ Darauf bei Maischberger, jedenfalls dieses Mal, nichts Neues.