Wen man alles nicht kennt, wenn man den ÖRR weitgehend umschifft! Zum Beispiel den Kabarettisten Florian Schröder oder Katharina Hamberger vom Deutschlandradio. Viel haben wir offensichtlich nicht verpasst. Neben den beiden saß Rainer Hank in der Eröffnungsrunde bei Maischberger, uns noch vertraut als Wirtschafts- und Finanzressortleiter der FAZ, und der alte Fahrensmann hatte auch den einzig interessanten Gedanken zum öffentlichen Spiel zwischen Union, Grünen und Lindnerpartei: Wer hat ein Interesse daran, dass das Durchstechen von Informationen aus den Vorgesprächsrunden so aufgebauscht wurde? Na, der Lindner. Für den sei das die perfekte Entschuldigung für seinen offensichtlichen Empathiewechsel von Jamaika zur Ampel.
Der treue Herbert ließ seinen geprügelten Landesherrn Laschet derart als eine Art Lichtgestalt aufleuchten („Ein feiner Kerl, anders als die anderen“), dass er am Ende sogar als einziger Gast Szenenapplaus bekam. Ansonsten ist er eben „kein Hellseher“, was die Regierungs-Zukunft betrifft, und bei den Durchstoßereien von Interna hat er „Vermutungen“, aber die behält er für sich.
Apropos Hellseher: Maischberger hatte doch tatsächlich Karl Lauterbach in die Sendung geladen, und wir müssen uns wohl langsam Sorgen machen. Die Haare hatte er zwar schön, aber unter dem Scheitel geht’s doch recht seltsam zu.
Das Freedom-Day-Foto der SPD-Fraktion (maskenfrei und froh dabei) will er „gar nicht wahrgenommen haben“, obwohl er als einziger Maskierter mit drauf war. Als er als Exkulpation für die Genossen wiederholte, der Frevel sei „nur ganz kurz“ gewesen, spielte Maischberger ein paar Minuten den Film ab („Soll ich‘s laufen lassen?“), dann schwenkte Karl um, man habe ja nicht gesungen oder laut gerufen (Aerosole!), was Maischberger wiederum konterte, indem sie den Ton anmachte. Mit einem Wort: Party.
Keine Sorge, wir lassen nicht sämtliche Corona-Geschichten der letzten Jahre zum x-ten Mal hier vom Stapel, aber der Schlagabtausch war schon erfrischend. Hellseher Lauterbach sagte voraus, die Vierte Welle komme zwar, aber „ganz so schlimm wie im letzten Winter“ würde sie „natürlich nicht“.
Gassen war bekannt geworden, weil er einen Freedom-Day nach dem Beispiel Großbritanniens auch für Deutschland vorgeschlagen hatte, man habe schließlich 75% geimpft, und der Rest wolle sich partout nicht impfen lassen, da müsse der Staat nun nicht länger allen die Freiheit nehmen.
Lauterbach ist natürlich dagegen, sein Argument: Er „würde einen Freedom Day als Drohung für die Ungeimpften auffassen“.
Die Sterberaten seien in Deutschland „geringer als angenommen“, so Gassen diplomatisch, Todesopfer hätten zum überwiegenden Teil Vor- und Begleiterkrankungen, „kein gesunder Mensch unter 20 ist an Covid gestorben“. „Covid“, schockierte er den Masketeer der Krone Karl: „ist nicht Ebola.“ Endlich sagt‘s mal einer.
Mit „Ich beobachte das ganze Thema ja als Epidemiologe“ wollte Lauterbach hier gleich mal die akademischen Hierarchien feststellen, dazu fiel uns sofort seine Ex-Frau Angela ein, die bei ServusTV deutlich machte: „Karl hat Health Policy und Management studiert und ich Epidemiologie.“ Internet is a bitch.
Freiheit gebe es mit ihm nur, ‘wenn, sage ich mal, der R-Wert bei soundsoviel, und die Impfquote bei 85% bei Erwachsenen überschritten, also die immer gleiche Formel unterschiedlich angewendet wird’, fassen wir seine Leier grob zusammen, worauf wir bei Dr. Gassen als Antwort die Formulierung „Science Fiction-Zahlen“ notierten.
Maischberger rettet Lauterbach, indem sie Dr. Gassen nach der Kinder-Impfung fragte, was der mit dem Argument „Kinder unter 12 Jahren werden nicht schwer krank“ ablehnte.
Doch, wusste Lauterbach es wieder mal besser, die erkrankten „häufig an Long Covid“, das habe er einer Studie entnommen, die dummerweise auch Gassen bekannt war: Die Kinder der Covid-freien Kontrollgruppe zeigten mehr Long-Covid-Symptome als die befallenen Kinder, stellte Gassen klar.
Ob Gassen sich über einen Gesundheitsminister Karl Lauterbach freuen würde, fragte Maischberger zum Abschluss. Er kenne ihn ja schon lange, so die salomonische Antwort, und freue sich über jeden, der die finanzielle Situation der Kassenärzte verbessere. Also eher nicht, haben wir verstanden.
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