Tichys Einblick
Der Absturz der Grünen

Bei Maischberger: „Desinformationskampagne von Russland gegen die Grünen“

Auch Renate Künast weiß auf die Frage nach dem Grund für die grüne Erosion maßgeblich eine Antwort: Russische Desinformation. Jan Fleischhauer schlägt Höcke als Ministerpräsident vor, damit die CDU nicht mit dem BSW koalieren muss - das sei antiamerikanischer und antisemitischer als die AfD.

Screenprint / Maischberger

Nicht nur der Herbst bringt graue und kalte Stimmung nach Deutschland, auch die Gäste bei Maischberger lassen einem das Blut in den Adern erfrieren. Die ehemalige Parteivorsitzende der Grünen, Renate Künast, spiegelt die abstürzenden Wahlergebnisse ihrer Partei wider, während der Bundesvorsitzende der Jusos, Philipp Türmer, vor besserwisserischer Arroganz schäumt. Eine geradezu sommerliche Brise bringt da der ehemalige Innenpolitiker der CDU, Wolfgang Bosbach, mit seinem gesunden Menschenverstand in die Talkshow.

Die Welt schaut nach Israel und hält den Atem an. Am Montagabend werden mehr als 200 Raketen aus dem Iran auf Israel abgefeuert. Die USA hat sich bereits zu dieser schrecklichen Tat geäußert und auch der Kreml – in Deutschland wird gebangt, wie Annalen Baerbock sich diesmal äußert. Ob wieder eine Belehrung folgt, wie nach der Tötung des Hisbollah-Anführers Nasrallah? Wird sie wieder wissen, was „im Interesse der Sicherheit Israels“ ist? Das ist dann mal wieder „rhetorisch unglücklich ausgedrückt“, so der Sportjournalist Béla Réthy. Was dieser überhaupt in der Talkshow verloren hat, außer Ricarda Lang zu loben, weiß keiner so genau.

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Iran: Raketen auf Israel - TE-Wecker am 2. Oktober 2024
Es scheint aber keinen in der Runde zu wundern, dass sich die Grünen auf dem absteigenden Ast befinden. Die Erneuerung der Grünen haben sich aber viele anders vorgestellt, so auch Markus Söder. Ein Video von ihm wird eingespielt: „Eigentlich sind die beiden Parteivorsitzenden Bauernopfer, denn der Grund für die Ergebnisse der Grünen ist die katastrophale Regierungspolitik, vor allem auch die schlechte Wirtschaftspolitik und das Gesicht dafür ist Robert Habeck.“ Die Stimme Söders grollt vom bayrischen Himmel bis nach Berlin. Im Verlauf der Sendung wird er von Annalena Baerbock als „Teenager-Junge“ verspottet. Weitere Späßchen auf Söders Kosten folgen – von der Einflussmacht auf den amerikanischen Wahlkampf bis zur Umarmung von Bäumen.

Auch im Gespräch zwischen Renate Künast und Sandra Maischberger kommt er wieder zur Sprache. Für Künast ist ganz klar, dass nach den letzten Wahlen eine Reaktion der Grünen-Parteiführung nötig war, aber „das ist auch eine Desinformationskampagne, die von Russland nach Deutschland reingeht, die sich übrigens auch gegen Grüne richtet.“ Sie sehen also: Die Grünen sind eigentlich gar nicht wirklich schuld an ihren schlechten Wahlergebnissen. Und dann ist da ja auch noch Söder. „Dann gibt es so Leute wie der benötigte, leidenswerte Herr Söder, der sich so an uns festkrallt und kein anderes Thema mehr anguckt.“ Worauf Maischberger nur erwidert: „Er ist auch kein russischer Troll, aber ja.“

Neben dem Grünen-Rücktritt, wird auch das Debakel des Thüringer Landtags aufgegriffen. Der Geschäftsführer der CDU-Fraktion Andreas Bühl wirft dem Alterspräsidenten des Parlaments, Jürgen Treutler und der AfD „Machtergreifung“ vor. Eine Welle der Empörung rauschte durch die Medien. Eine ähnliche Reaktion bekommt Jan Fleischhauer, der „eine Kolumne Anfang September geschrieben hat mit der schönen These: Lasst Höcke doch Ministerpräsident sein“. Ob das sein Ernst ist, will Maischberger wissen. Ja, denn die AfD wurde von der Mehrheit gewählt und „Herr Höcke hat erst mal zunächst eine Regierung zu bilden. Und jetzt kann er doch mal shoppen gehen. Zum Beispiel beim BSW anklopfen, die sind ja nicht so ganz weit auseinander.“ Warum Fleischhauer das so sieht? Er möchte verhindern, dass „die CDU zusammengehen muss mit dem Bündnis-Sahra-Wagenknecht. Das heißt eine Partei, die im Ernst noch antiamerikanischer, noch anti-israelischer und damit auch noch antisemitischer ist als die AfD. Und ich glaube, da sollte die CDU nicht tun.“

Das geht den anderen Kommentatoren dann doch zu weit. Das BSW sei ja noch eine „Blackbox“ im Verhältnis zur AfD – „Da wissen wir sehr genau, mit wem wir es zu tun haben.“

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Sandra Maischberger weiß auch, warum wir es damit zu tun haben – wegen der Migrationsproblematik. Dazu hat sie den Bundesvorsitzenden der Jusos Philipp Türmer und den ehemaligen CDU-Politiker Wolfgang Bosbach eingeladen. Türmer scheint wenig für einen drastischen Wandel in der Migrationspolitik übrig zu haben und versteht wenig von den Sorgen der Bevölkerung – im Gegenteil. Er mahnt: „Nach Solingen ist uns die Debatte in dem Land sehr stark entglitten, und zwar indem die Bekämpfung von Islamismus – und diese Bekämpfung ist ganz dringend notwendig – gleichgesetzt wurde mit der Bekämpfung von Geflüchteten.“ Bosbach hatte jedoch schon die Entscheidung von Angela Merkel 2015 kritisiert und wehrt sich auch gegen Türmers Illusionen. Mit bestimmter Stimme widerspricht er den Argumenten mit klaren Fakten. Worauf Türmer verärgert dreinschaut.

Ganz im Auftrag des ÖRR wird nun nochmal ein „Skandal“ eingespielt. Wieder wird ein Video gezeigt, diesmal von Friedrich Merz: „Aber diejenigen, die mit irgendwelchen komischen Autos da langfahren, mit irgendwelchen komischen Figuren drin, die werden eben auf die Seitenspur geholt und mal kontrolliert.“ Was soll das denn bedeuten? Energisch antwortet Bosbach: „Die Bundespolizei, die würde ich auch mal hier nicht als Deppen darstellen, auch nicht in der Sendung. Also die Bundespolizei arbeitet mit einem bestimmten Raster.“ Er erklärt, dass die Polizei Großraumfahrzeuge kontrolliert und auf das Aussehen oder das Nummernschild an dem Wagen achtet. Maischberger springt sofort ein: „Am Aussehen auch?“ Ironisch kontert Bosbach: „Der Isländer kommt selten nach Deutschland, ohne einen Asylantrag zu stellen.“ Darauf antwortet Maischberger nur trocken: „Schon klar.“

Fast enttäuscht scheint Maischberger zu sein, dass sie keine Beweise für ein rechtsradikales Verhalten bei ihrem konservativen Gast finden konnte. Aber es wird nicht bei diesem Versuch bleiben – am nächsten Abend dann wieder.

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