Tichys Einblick
Diese Runde geht an Laschet

Sandra Maischberger überhört Stefan Austs Rat und Armin Laschet stärkt die AfD

Ob man die AfD nicht verhindern müsse, jetzt in Sachsen-Anhalt, wollte Maischberger wissen. Da gebe er keine Voten ab, gab Aust gelassen zu Protokoll und der Moderatorin gleich noch einen vergeblichen Tipp für ihr Berufsleben auf den Weg: „Sollte man als Journalist vielleicht auch nicht tun ...“

Screenprint: ARD/maischberger

Tach auch, sagte Stefan Aust und Maischberger stellte gleich klar: „Wir kennen uns ja schon lange und duzen uns“, und Aust darauf: „Genau, wir wollen ja nicht gleich mit einer Lüge beginnen.“

Journalist Aust wird 75, hat eine Autobiografie geschrieben, und er kann Anekdote, vielleicht kriegt er ja woanders noch mal mehr Zeit, es täte sich lohnen für den Zuschauer. Der Mann kommt aus einer anderen, einer besseren Zeit, als Journalisten noch nicht wie die Jünger Angelas & Annalenas missionierend über die Lande zogen. „Welcher Kanzler oder welche Kanzlerin (hust, hust) hat dich am meisten beeindruckt?“ fragte Sandra Maischberger und bekam als Antwort „Helmut Schmidt“. Auch bei der Frage nach der größten Leistung eines Kanzlers war die Antwort eine andere als erwartet: „Die Wiedervereinigung durch Helmut Kohl. Das hätte unsere jetzige Regierung wohl niemals hinbekommen.“
Erst bei der Frage nach dem größten Fehler eines Kanzlers kam Dr. Angela Merkel zu ihrem Recht: Die habe in der Flüchtlingskrise sehr unbeholfen und unklug gehandelt.

Ob man die AfD nicht verhindern müsse, jetzt in Sachsen-Anhalt, wollte Maischberger mit heiligen Ernst wissen. Da gebe er keine Voten ab, gab Aust gelassen zu Protokoll und der Moderatorin gleich noch einen vergeblichen Tipp für ihr Berufsleben auf den Weg: „Sollte man als Journalist vielleicht auch nicht tun …“

Zeit zum Lesen
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Noch dreimal schlafen, dann ist Wahltag in Sachsen-Anhalt und die AfD hat gute Chancen, als Erster vom Platz zu gehen, die CDU-nahe Forschungsgruppe Wahlen sieht die Union im Auftrag des ZDF sechs Punkte vorne. Das bietet der Polit-Agitatorin Maischberger die Gelegenheit, gleich zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen: Die AfD in die Nähe einer kriminellen Vereinigung zu rücken und Laschet irgendwie in Mit-Haftung zu nehmen. Da gibt es doch diese Werte-Union, die den Professor Otte zum neuen Chef gewählt hat, der hatte doch vor der letzten Bundestagswahl gesagt, er würde die AfD wählen. Warum Laschet da kein Parteiausschlussverfahren für den seit 30 Jahren in der CDU gemeldeten Otte beibringt?

„Ein Ausschlussverfahren muss gerechtfertigt sein“, erklärt Laschet in aller Gemütsruhe. „Unsinn ist kein Grund.“ Außerdem spiele die Werte-Union in der CDU keine Rolle. Er kenne niemanden in NRW (Laschets Homeland), der dort dabei sei.
Aha! Hab‘ ich dich, wird sich Maischberger gedacht haben: „Jens Spahn hat denen vor zwei Jahren ein Grußwort zukommen lassen. Und Merz auch“
„Sie werden jetzt Friedrich Merz und Jens Spahn nicht auch noch zu Rechtsradikalen ernennen, oder?“
So weit so äääh. Aber Maischberger ließ nicht ab und forderte: „Machen Sie doch einen Unvereinbarkeitsbeschluss.“ Da hätte gleich ein Klingbeil die Show übernehmen können (doch, den kennen Sie: den mit den weißen Turnschuhen von der um die 10%-Partei). Laschet erzählt noch viel Unsinn von AfD-Wählern, die er nicht zurückgewinnen will, obwohl in den vergangenen Jahren rund die Hälfte der Alternativen von der CDU kam. Es ist eigentlich eine gute Idee aus Sicht der AfD. Sie darf ihre Wähler behalten und Laschets CDU bleibt auf Schrumpfkurs. Vermutlich hat Laschet sich schon damit abgefunden, nur Juniorpartner der Grünen zu sein. Nachfrage? Keine. Maischberger scheitert erneut an ihrem Gast und seiner Wendigkeit.

Jedenfalls wollen alle Linksdreher von SED bis SPD (und heimlich auch Söder) Laschet einen Strick draus drehen, wenn die AfD als Sieger vom Platz geht. Da hatten Haseloff und Laschet die Idee, den Spieß umzudrehen: Wir können doch nicht alleine die AfD verhindern, wenn die anderen Parteien uns im Regen stehen lassen: SED, Grüne und SPD krebsen jeweils um die 10% Marke herum. Oder, noch eine Nummer größer: „Wenn in einem deutschen Landtag die AfD auf Platz Eins liegt, ist das ein Problem für Deutschland, nicht für die CDU!“ Laschet, der Pfiffikus. Reicht das schon für Kanzler heute?

Irgendwie sei die AfD ein Angriff auf das Parlamentarische System, „die bekämpfen wir“. Und das trifft sogar den wahren Kern. Denn das Parlamentarische System, das Laschet meint, ist das, bei dem die Fleischtöpfe für die Altparteien vorgesehen sind, und die Damen und Herren teilen nicht gern. Darum geht’s. Alles andere ist Lametta.

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Und deshalb wird der Slogan für die Bundestagswahl irgendwas mit Modernisierung. Und Klima. Was ist mit Gendern? „Wir haben andere Probleme.“ Steinmeier will wieder Bundespräsident werden. „Das ist sein gutes Recht“, dass er das will (und tschüss, Frank-Walter!). Söder will nicht als Juniorpartner in die Regierung. „Habe ich gelesen.“
Warum haben die Unions-Abgeordneten die höchsten Nebeneinkünfte? „Weil viele von denen auch einen Beruf haben.“ So leicht lässt sich Laschet nicht ins Bockshorn jagen.

Beim obligatorischen Journalistenkränzchen …

… saß eine dezidierte Linke von der taz, die sich echauffierte, dass, kaum sei eine CO2-Reduktion um 65% beschlossen worden, und der Spritpreis steigt, „prompt geht die Diskussion los“. Focus-Journalist Fleischhauer kann das nachvollziehen, für Leute mit Geld sei es „tröstlich“, wenn die Autobahnen leerer sind und im Flieger nicht mehr die Leute in den billigen Adiletten säßen. Ironie verstanden? Für die Armen versprach die tazlerin, von Hause aus dem Bürgerlichen Milieu entsprungen, einen Ausgleich, was Fleischhauer wiederum mit der Kugel Eis konterte, die die Energiewende laut dem grünen Trittin kosten solle.

Der Chronistenpflicht gehorchend müssen wir noch Frau Prof. Alena Buyx (Deutscher Ethikrat) aus Hamburg erwähnen. Die Impfung für Kinder müsse „auf jeden Fall freiwillig geschehen und sei von individuellen Faktoren abhängig“. Ihre Kinder würde sie in jedem Fall impfen lassen, aber die seien ja noch Grundschüler, das dauere noch. Bis dahin weiß man ja dann auch mehr, von wegen Neben- und Nachwirkungen. Was machten wir nur ohne einen Ethikrat?

Hubertus Meyer-Burckhardt erinnerte an den Geburtstag von Charly Watts, so dass wir gleich unser Rolling Stones-T-Shirt herauskramen wollten. Als er aber Charly mit Laschet verglich, der die Union zusammenhalte wie der Drummer die größte Rock’n Roll Band aller Zeiten (ja, keine Diskussion!), war die Stimmung wieder dahin. Was, fragen Sie? Wer von der AfD dabei war? Keiner natürlich. Dafür ist heute abend der Ehrenvorsitzende Gauland bei Illner. In den Schwitzkasten genommen von Gysi, dem unkomischen Hallervorden, einer Spiegel-Repräsentantin und dem Genossen Kühnert. So geht Polit-TV!


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