Natürlich konnten wir uns denken, was kommt. Dass Illner die ganz großen Agit-Prop-Kanonen in Stellung bringt. Schließlich haben die Kollegen ordentlich vorgelegt.
Von „pogromartigen Ausschreitungen“ in Chemnitz fantasierte Manuela Schwesig, der alte Thierse rief aus der Gruft der Bedeutungslosigkeit „Jagd auf Menschen, die anders aussehen – das ist entsetzlich!“. Die Einheits-Berichterstattung der Medien unterstützte eindrucksvoll die Unternehmensberater-These, man könne die Zahl der Journalisten deutlich reduzieren, schreiben eh alle mehr oder weniger dasselbe. Die ausländische Presse zitierte, wohl in der Annahme, dass es sich bei den Deutschen noch um seriöse Quellen handelt, vom Aufmarsch der braunen Bataillone und der Schneise der Verwüstung, die diese angeblich schlugen. Da kann man dann dem UN-Hochkommissar für Menschenrechte, Said Raad al-Hussein, keinen Vorwurf machen, dass er sich genötigt sah, die Gewalt bei Ausschreitungen von Rechtsextremen in Chemnitz scharf zu verurteilen.
Aufmarsch der Chaoten Europas
Bleibt allein die Frage, wie etwa CNN und andere TV-Sender die angeblichen Hetzjagden und Ausschreitungen bebildern wollen. In Hamburg beim G20 war das kein Problem, die Antifa lieferte, wofür sie bestellt war. Aus Chemnitz hatte auch Maybrit Illner kein Anschauungsmaterial. Es gab eine kurze Sequenz aus den sozialen Medien, wo ein Einzelner hinter einem Migranten herläuft, dann bricht der Film ab. Leichter hätte die Illner-Redaktion Bilder von Migrantengruppen, die zusammen mit Linksradikalen die Demonstranten provozierten, ausfindig machen können. Aber das passte nicht ins Drehbuch.
Der Chefredakteur der Chemnitzer „Freien Presse“ sagte im Deutschlandfunk, Erzählungen seien „weitergeschrieben“ worden, übertrieben in der Art und Weise. Was „Hetzjagden“ am Sonntagnachmittag betreffe: „Das haben wir hier so nicht beobachtet.“ Aus der Demonstration habe es „Angriffe“ auf Migranten, Polizisten und auf Linke gegeben, allerdings: „Das waren sehr vereinzelte Fälle.“ Mit einer „Hetzjagd“ habe das nichts zu tun gehabt. In Chemnitz sei noch jeder Stein auf dem anderen, Zustände wie zu G20-Zeiten in Hamburg seien es nicht gewesen.
Diese lange Vorrede war notwendig, weil erst nach Kenntnis der Fakten die Perfidie der Illner-Sendung überhaupt erfasst werden kann. Und wer hätte gedacht, dass Heiko Maas noch zu toppen ist? Dessen inszenierte Empathie, das falsche Pathos, die Hetze gegen alles Nicht-Linke? Ausgerechnet die so harmlos wie unscheinbar daherkommende Katharina Barley zeigte sich als vollwertiger Heiko-Ersatz in Realitätsferne und von Ideologieblindheit geschlagen. Sie habe natürlich Verständnis, dass man Wut und Trauer auch bei Demonstrationen zeige (Danke, Frau Justizministerin, Sie sind zu großzügig), aber es sei nicht gerechtfertigt, dass man Menschen jagt oder den Hitlergruß zeigt! (wer hat das für „gerechtfertigt” erklärt, Frau JuMi?) „Was in Chemnitz passiert ist …“ Ja, was ist passiert, Frau Justizministerin?
Der Deutsch-Kubaner Daniel Hillig wurde erstochen, zwei Begleiter schwer verletzt. Mutmaßlich von Migranten, von denen einer, mehrfach vorbestraft, ein abgelehnter Asylbewerber aus dem Irak ist. Mittags kamen hunderte, abends tausende, um zu sagen: Es reicht! Am Abend war auch die Antifa in Regimentsstärke – manche Quellen sagen, „mit Bussen herangekarrt“ – aufmarschiert. Die Polizei, wie man auf unzähligen Videos aus Chemnitz sehen kann, hatte die Situation zu jeder Zeit unter Kontrolle.
Sie tun sich schwer mit der Wirklichkeit
Das kann Marco Wanderwitz von der CDU natürlich so nicht zugeben, immerhin sitzt er als Gast im Öffentlich Rechtlichen hier, und da ist die herrschende Meinung, der Staat (also Sachsens CDU!) habe versagt, Sachsen sind Nazis und da muss nun aufgeräumt werden. Und dann ist Wanderwitz ja auch in Merkels Partei, die den ganzen Schlamassel überhaupt erst verursacht hat. So stolpert er von äh, äh zu äh, äh. Wenigstens kann er als Pluspunkt verbuchen, er sei Chemnitzer, und dass er mal bei Pegida war, um mit denen zu reden, aber die waren leider alle anderer Meinung.
Michael Nattke, „Experte für Rechtsextremismus“, spulen wir schnell vor, ebenso Matthias Manthei, der als ehemaliger AfD-Vorsitzender von MeckPomm die Aufgabe hatte, die AfD für alles rechte Elend in der Welt verantwortlich zu machen. Dafür haben wir mehr Platz für die Dresdner Publizistin Antje Hermenau.
Nicht erst seit „Chemnitz“
Die gab gerade ihre Sicht der Dinge wieder (Um 15 Uhr die AfD-Demo, später kam der Kaotic Club (Hooligans). Da waren links und rechts organisiert, 1.000 Leute angereist …), als Barley die Maske der Biederfrau vom Gesicht fiel: „Linksradikale und Rechtsradikale? Hallo! Da waren vielleicht ein paar, die gesagt haben, wir sind gegen Rechtsradikale. Wir brauchen die doch!“ Wir brauchen die Antifa, Frau Justiziabel? „Leute, die von außerhalb gekommen“ sind? „Ein paar, die politisch wahrscheinlich links stehen“? Wenn Manuela Schwesig das sagt. Die war nur „Gedönsministerin“ und wurstelt jetzt in der Provinz. Aber die Justizministerin?
Dann redet sie daher wie Ursula von der Leyen übers Militärische – von jeder Ahnung ungetrübt. „20% Antisemiten und Rassisten“ seien die Deutschen. Oder nur die Sachsen? Bei der Sprache will sie ansetzen. Schlimm findet sie, dass Politisch Korrekt nicht positiv gesehen wird, sondern verspottet. Die Gutmenschen werden als Schafe dargestellt. „Will ich das?“ rief der falsche Heiko. „Jetzt aufstehen!“ Und die ist nicht einmal unter SED und Stasi sozialisiert.
Da wurde es wohl selbst Illner mulmig, gute Propaganda muss eingeträufelt werden, nicht wie ein Schwedentrunk eingeflößt. Schnell eine Live-Schalte nach Chemnitz, wo ein weiterer „Rechtsextremismus-Experte“, getarnt als Journalist, berichten durfte: Im Osten Nichts Neues. Immerhin seien Polizisten aus ganz Deutschland aufmarschiert, um den überforderten Sachsen zu „helfen“ – was ein schlechter Witz ist, denn wo die sächsische Hundertschaft etwa in Hamburg aufläuft, ist Ruhe im Karton, wusste damals Kubicki zu berichten.
Irgendwann kam Barley auf die „gefühlte verschärfte Sicherheitslage“ zu sprechen, die die Wutbürger umtreibe, da sagte Hermenau: „Da, wo ich wohne, könnt ihr euch das gerne angucken. Die Sicherheitslage. Da fragen natürlich viele: Warum habt ihr solche Leute reingelassen?“ Antje Hermenau war 25 Jahre bei den Grünen. 2015 ist sie ausgetreten. Willkommen zurück bei den Normalos, möchte man ihr zurufen. „Als wären die Ostdeutschen die Doofen. Wir wollen gar nicht so wie in Westdeutschland“, sagte sie dann noch. Das Anderssein sei zudem ein Resultat der Zerstörung des Mittelstandes durch die SED. „Die DDR wollte keine Mitte.“ Nur Bonzen und Diener. „Und im Osten ist man noch sensibel, wenn so ein Totschlag passiert.“ Totschlag heißt das im Barley-Laden, woanders würde man wohl Mord dazu sagen.
Barley äußerte sich dann noch zum NSU, wo „in Sachsen speziell nicht alles in Ordnung“ gewesen sei. Wetten, sie meinte Thüringen? Ach, was weiß sie denn? Vom Osten wohl nichts, weil „ausgerechnet da, wo es gar keine Ausländer gibt, fühlen die sich bedroht“, so die Justizministerin, bei der ein Hitlergruß mehr auslöst als ein totgestochener Mensch. Und „über Einzelfälle“ wollte sie nicht reden.