Tichys Einblick
Der Englische Kanal ist sehr breit

Bei Illner: Warum denken die Briten bei EU an Korruption?

Heute also mal mit drei Komikern. Vielleicht macht das ja das Thema Brexit, von dem inzwischen niemand mehr etwas hören oder sehen mag, etwas erträglicher? Aber, wir müssen gleich vorwegnehmen: die Comedians waren leider nur zweit-, beziehungsweise drittklassig – also geholfen hat es nichts.

Screenprint: ZDF/maybrit illner

Haben Sie je vom Comedian Christian Schulte-Loh gehört? Nein? Vielleicht weil vorzugsweise er in England als Funny German auftritt. Vielleicht aber sind seine Witze auch so unkomisch, wie: London bleibt in der EU und das platte Land tritt aus. Na, wenigstens Maybrit Illner hat sich beömmelt.

Den zweiten Komiker kennen Sie wahrscheinlich besser. Marcel Fratzscher vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW). Unvergessen, wie er einst mit ernstem Gesicht behauptete, Martin Schulz habe „einen klaren Plan“ und „denke grundsätzlich in die richtige Richtung“. Köstlich. Dann ist er immer wieder gern mit dem Genossen Siggi aufgetreten, quasi „als SPD-Claquer“, wie ihn die FAZ nannte, die Fratzscher ebenfalls bestätigte, er „biegt die Wahrheit bis es quietscht“. Wahrscheinlich sieht Fratscher sich selber gar nicht so sehr als Komiker, aber ein Zauberkünstler ist er in jedem Fall. Denn früher fanden wir auf seinem Wikipedia-Profil die schönsten Schmähungen seiner Tätigkeiten – und die hat er verschwinden lassen. Chapeau! Aber, verehrte Leser und Freunde des gepflegten Humors, Sie müssen zugeben, wenn Fratzscher sagt „England und Deutschland sind so klitzekleine Länder, die könnten global gar nicht mitreden“, dann ist das witzig. Im Umkehrschluss müsste ja das riesige Saudi Arabien mit seiner Wüste …

Der dritte Komiker am Tisch: Armin Laschet, früher mal kurz schusseliger Professor, jetzt Chef im Homeland NRW. Zugegeben, der Armin ist eher ein unfreiwilliger Comedian. So fand er – sinngemäß – gut, dass wir eine bessere Demokratie haben als die Briten. „Wir sind mit unserem Grundgesetz und unserem demokratischen Parlamentarismus gut gefahren“, später dämmert ihm allerdings, dass die Briten (und Amerikaner) uns die Demokratie so lange eingebimst haben, bis sie halbwegs saß, und dass es ohne die Briten nicht einmal sein Homeland Nordrhein-Westfalen gäbe, die Briten haben das nämlich erfunden.

Wie er dann erklärte, wie kleine Ereignisse große Schatten werfen, das war auch durchaus komisch: Als Lehmann pleite ging, dachten wir so what, und fünf Tage später fuhr auf dem Rhein kein Schiff mehr. Aber am besten kommt der Armin immer, wenn er versehentlich Witze erzählt. Als Illner davon sprach, Friedrich Merz, der gescheiterte CDU-Chef und CDU-Kanzler sei NRWs „Brexit-Berater“, dachten wir zunächst an einen Witz, aber Armin erzählte den dann noch ausführlicher: Der „im angelsächsischen Raum verankerte“ Fritz lockt Firmen aus London nach Düsseldorf und hilft sauerländischen Unternehmen beim Ausfüllen von Zollformularen – sowas kannst du nicht erfinden.

Einen ehemaligen britischen Botschafter, Sir Peter Torry, hatte Illner noch zu Gast und einen Sozi (Labour) namens Ben Bradshaw zugeschaltet. Die erläuterten den neuesten Trick aus England, May und Corbyn wollen eine Verlängerung und versprechen im Gegenzug vielleicht ein neues Referendum, aber das könnte auch ein Trick sein, das wissen die beiden selber nicht.

Um zu zeigen, wie lustlos Illner das elende Brexit-Thema anging, hatte sie Kristiane Backer, ehemalige MTV-Moderatorin (für die Kids: das war ganz früher mal so hip wie heute youtube), die in England hängen geblieben ist. Im Nachhinein ist es eigentlich bewundernswert, wie die sechs mit dem Thema Brexit eine ganze Stunde totschlagen konnten. Harter Brexit besser als endloses Gewurstel (Fratzscher), EU-Wahl wird hohe Wahlbeteiligung erfahren, weil die Bürger jetzt erst die Bedeutung der EU erkennen (Armin, der sich noch wundern wird), May plant schon für EU-Wahl (Sir Torry), neues Referendum hätte Chance, weil inzwischen 500.000 Alte gestorben sind (nochmal Sir Torry). Übrigens: Platz eins der Google-Abfragen am Tag nach dem ersten Briten-Referendum: „What ist he EU?“ (der Comedian).

Es blieb allerdings Kristiane Backer vorbehalten, den interessantesten Gedanken des Abends beizusteuern. Die EU habe doch nun seit dem Referendum fast drei Jahre Zeit gehabt, sich die Frage zu stellen: Warum sind die Engländer ausgetreten? Und mehrmals betonte sie, dass die Engländer mit EU vor allem „Korruption“ verbinden. Also uns war das neu.

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