Während überall im Land bereits die Trauerglocken für die SPD auf Hochglanz poliert werden und Bedford-Strohm schon an der Trauerrede feilt (Entwurf: „Vielleicht wäre die SPD noch am Leben, wenn sie aus dem Misstrauen gegen ihre Führung heraus gelebt hätte – aber wäre das das bessere Leben gewesen?“), ist die Noch-Regierungspartei bei Illner längst aus dem Programm gestrichen, als wäre sie nie da gewesen.
Der Grüne Hofreiter Anton übernimmt die Rolle des Klagens und Forderns, eine Aktivistin wie Antje Grothus vom Hambacher Forst ist schnell gefunden, dann noch ein Herr von der Verbraucherzentrale, die linken Reihen sind schneller geschlossen, als Andrea Nahles „Bätschi“ sagen kann.
Nein, diesmal hielt sich Illner fast ans Thema, nur dass sie es ein wenig verdrehte: Natürlich ist die Energiewende gescheitert, dafür ist der Strom teurer und die Ausreden sind billig. Wenn Sie jetzt denken „Wieso ist die gescheitert, ich habe doch noch Strom“, dann müssen wir darauf hinweisen, dass Sie noch Strom haben, weil es Kohlekraftwerke gibt, und wenn die ausgeschaltet würden, hätten Sie nur noch Strom, wenn Frankreich und Tschechien Ihnen Atomstrom verkaufen.
Auch wir leiden wie Idefix, wenn ein Baum stirbt, deshalb fanden wir die Frau Antje ganz sympathisch, außerdem, weil sie bei Illner sagte, Gewalt bringt nichts. Verbraucherschützer Müller fühlte sich pudelwohl bei Illner, schützte die Verbraucher aber leider nicht, sondern hatte nur Rezepte aus der Hinterlassenschaft der SPD. Die Industrie soll mehr zahlen, und die Energiewende möge über Steuern finanziert werden.
Insgesamt hatte die Sendung in etwa das Niveau früherer Sesamstraße-Folgen (Hofreiter: „Stürme nehmen zu, Hitze im Sommer“) aber auch den Spaßfaktor, denn Peter & Anton gaben Ernie & Bert. „Mensch, Peter, da waren wir doch in den Koalitionsverhandlungen schon weiter“, maulte Anton, und Peter frotzelte: „Rot-Grün in NRW haben doch die Abholzungsgenehmigung für den Hambacher Forst erteilt“. Oder er belehrte den Freund „Nachts scheint keine Sonne“, der wiederum grantelte, er hätte gern trotzdem „eine andere Energiewende“.
Bevor wir zum Ende kommen, soll noch der patenten Bürgermeisterin Christine Herntier aus der Lausitz das Wort erteilt werden. In der Lausitz wird ebenfalls Braunkohle gefördert. „Jedes Kind kann irgendwas abschalten“ mahnte sie, aber Anton tuschelte mit Peter und hatte das bestimmt nicht gehört. „Man muss auch an die Konsequenzen denken.“
Dann ging uns ein Satz nicht aus dem Kopf, den Bundesminister Altmaier zu Beginn der Sendung, gefragt nach dem aktuellen Stück („Horst und die 7 SPD-Zwerge“) des Absurden Theaters in Berlin, machte. „Aus 600 Kilometern Entfernung kann ich dazu keine Aussagen machen.“ War das eine versteckte Spitze gegen die Chefin, die aus 6.000 Kilometern unkluge Kommentare zu Chemnitz abgab?