Frank-Walter, der Vielsilbige, hat nun zum zweiten Mal in kurzer Zeit zu komischen Partys eingeladen. Erst nach Chemnitz zum Konzert mit Straßenterror verherrlichenden Musikgruppen, dann zur Sause für den nicht ganz so lupenreinen Demokraten Erdogan. Wahrscheinlich hat sich Frank-Walter in beiden Fällen etwas dabei gedacht – leider lässt sich nicht erahnen, was. Vielleicht ist ihm aber auch einfach langweilig in seinem Schloss, und jetzt ist wenigstens mal was los. Merkel kommt, auch Özdemir will nicht aufs Gratissüppchen verzichten. Christian Lindner hat abgesagt, aber eigentlich ist das auch egal. Die türkische Presse ist schon seit Tagen ganz aus dem Häuschen, dass ihr Präsident die größte deutsche Moschee in Köln eröffnet und seine Landsleute in Allemanda besucht.
Vorher hat der Prächtige einen Aufsatz in der FAZ geschrieben (also unterschrieben auf jeden Fall), in dem er schon mal deutlich macht, womit ihm seine Gastgeber eine Freude machen können. Eine Zollunion hätte er gerne, eine Panzerfabrik und dieses und jenes. All das wissen wir aus der Illner-Sendung mit dem Titel „Gekaufte Freundschaft – müssen wir der Türkei helfen?“
Von Cigdem Akyol konnten wir uns kein abschließendes Bild machen. Die ausgesprochen attraktive Autorin (von der leider wir nie etwas gelesen haben) mit der tiefsanften Stimme stammt aus dem Homeland NRW, studierte in Köln, und wollte „helfen“, wegen der Einzelschicksale und Arbeitslosen. Zur Hilfe empfahl sie einen „kritischen Dialog“. Klingt nach SPD. Von dieser einstmals bedeutenden Partei, der wir nach Gustav Heinemann und Johannes Rau mit Frank-Walter immerhin den dritten Überflieger im Amt des Bundespräsidenten verdanken, war wieder keiner geladen.
Erdal Yalcin, Professor aus Koblenz, der „auch für das ifo-Institut arbeitet“, empfiehlt ebenfalls zu helfen, weil „südeuropäische Banken“ mit 400 Milliarden im Feuer stünden, 100 Milliarden demnächst fällig. Dann bekämen die deutschen Steuerzahler, um ein paar Ecken eingefädelt, sowieso die Zahlungsaufforderung.
Dank Mediendesigner Kemal Capaci wissen wir wenigstens wie der gemeine Deutsch-Türke/Türk-Deutsche so denkt. Zwei Präsidenten, zwei Heimatländer, zwei Kulturen habe er, da kann man neidisch werden. „Wir“ haben nur Frank-Walter, Kemal zusätzlich einen „starken Mann“. Erdogan repräsentiere „uns als Volk“ (also jetzt nicht uns – halt kompliziert das Ganze!), die Duckmäuserei habe seit Erdogan ein Ende.
Weil sich viele Zuseher vielleicht fragten, warum es der Türkei denn gerade so schlecht geht, erklärte das ZDF in bekannter Deutlichkeit: Der Donald „hat die Lira auf Talfahrt geschickt“ (Unglaublich, was der alles kann, in den Augen der Mainzelmännchen! Kann das Merkel auch?). Bloß, weil Erdogan einen amerikanischen Staatsbürger inhaftiert habe, führt Trump jetzt einen Wirtschaftskrieg.
„Unsere“ zwei Strategen Lindner und Röttgen brachten dann manch martialischen Spruch und einiges durcheinander. Lindner glaubte, seit Erdogan sei die türkische Notenbank nicht mehr unabhängig, sondern verstaatlicht, so dass Professor Erdal sich genötigt sah, zu erläutern, Erdogan beklage und verfluche, dass die Notenbank die Zinsen ständig erhöhe, was er besser lassen solle (weil die Notenbank eben doch nicht auf ihn höre).
Weil auch 35 Besitzer eines deutschen Passes in Erdolfs Kerkern sitzen, will Lindner „eine neue Türkeipolitik“. Röttgen auch. Lindner erzählte, er habe gelesen, dass die Türkei eine Denunziations-App entwickelt habe, mit der man Staatskritiker bei der türkischen Stasi melden könne. (Sind die da weiter als „wir“, trotz Kahane-Stiftung, etc.?)
Ach, sagte die hübsche Cigdem, „ist Politik nicht immer scheinheilig?“ Erdogans Pressebegleitkommando bekommt jedenfalls schöne Bilder von türkischen Fahnen und Erdogan vielleicht sogar seine Panzerfabrik und noch dies und das. Hauptsache, er muss sich nicht, wie Lindner empfahl, an den IWF wenden. Das mag man seinem ärgsten Feind nicht wünschen …