Tichys Einblick
Ukraine-Talk

Bei Illner: Lars Klingbeil verplappert sich gefährlich – und wird durch die Fernsehmanege geführt

Bei Illner sitzt eine Top-Runde – auf dem Papier. Am Ende blamiert sich mal wieder die SPD – mit einem Parteichef, der sich etwas zu wichtig nimmt. Ausgerechnet eine Spiegel-Journalistin gibt ihm den Rest.

Screenshot ZDF: Maybrit Illner

Corona ist und bleibt verschwunden, Maybrit Illner thematisiert weiterhin den Ukraine-Konflikt. Vielleicht sollten wir aber zumindest in dieser Hinsicht dankbar sein, denn gäbe es für sie nicht gerade diese Ablenkung, müssten wir uns wahrscheinlich anhören, dass durch die Lockerungen täglich Menschenleben für unsere Freiheit geopfert werden.

In dieser Sendung „Schwere Waffen für Kiew – warum schwenkt Berlin jetzt um?“ hat Illner keine Mühen gescheut, um uns die Crème de la Crème der Ansprechpartner zu wichtigen politischen Themen zusammenzustellen: Robert Habeck im Einzelinterview zu Beginn, Lars Klingbeil, Friedrich Merz, Melanie Amann zum Beispiel. Sie mögen denken, das mit der Crème de la Crème war ironisch gemeint, aber das liegt nur an dem Zustand der deutschen Politik. Früher einmal wären der Vizekanzler und Wirtschaftsminister, der CDU-Parteichef und der SPD-Parteichef, sowie ein Mitglied der Chefredaktion des Spiegels durchaus eine starke Zusammenstellung. Lassen wir Illner also wenigstens, dass dies eine qualifizierte Runde hätte werden können.

Sendung am 28.04.2022
Tichys Ausblick Talk: Was ist bloß aus der SPD geworden?
Das Handeln unseres Bundeskanzlers macht in letzter Zeit doch sehr stutzig. Er sollte doch eigentlich die personalisierte Führungsstärke sein, so hat er es versprochen, doch er wirkt mehr so, als wäre er auf der Strecke geblieben, wie bestellt und nicht abgeholt. Vor kurzem, so beklagt Melanie Amann in der Talkshow, hat sie ein Interview mit Olaf Scholz für den Spiegel gemacht. Darin hat Olaf Scholz – von sich aus, wie Amann betont – geschildert, dass Deutschland keine schweren Waffe in die Ukraine schicken sollte, wenn wir einen dritten Weltkrieg mit Atomwaffen verhindern wollen. Jetzt ist dieses Interview abgedruckt, Sie könnten es immer noch frisch aus dem Kiosk kaufen. Doch nur wenige Tage später nach Erscheinen des Interviews hat Olaf Scholz angekündigt: Deutschland wird nun doch schwere Waffen an die Ukraine schicken. Damit hat ja Scholz nach eigener Aussage jetzt den dritten Weltkrieg provoziert – oder?

Die undankbarste Rolle hat in der Runde Lars Klingbeil – er muss die unerklärliche SPD-Misere erklären. Amann fragt ihn auch gleich: „Was machen Sie denn, wenn in ein paar Wochen wieder etwas geschieht, was bisher kategorisch ausgeschlossen wurde?“ Tja, Klingbeil wirkt zunächst etwas überrumpelt, so als würde er zwischen Antwortmöglichkeit A „Meinen Hut nehmen“, und Antwort B „One-Way-Ticket nach Costa Rica“ schwanken, fängt dann aber an, vom Bundessicherheitsrat zu erzählen. Das macht er in dieser Runde ganz schön oft. Da würden eben die Entscheidungen gefällt werden, und bis das nicht feststeht, sagt der Kanzler in der Öffentlichkeit nichts.  Er klingt dabei mächtig stolz, dass er von so einer geheimen Hintergrundorganisation weiß – man wartet nur darauf, dass er seine Marke zückt: Secret Service, ich habe da ein paar Fragen.

Doch irgendwann wird ihm dann die nicht ganz unbrisante Frage gestellt: Woher kann er denn eigentlich so genau wissen wissen, was im Bundessicherheitsrat besprochen wurde, die Runde ist doch streng geheim? Klingbeil ist nur SPD-Parteichef, kein Minister – er müsste beim Bundessicherheitsrat eigentlich auch nicht mehr wissen dürfe, als der Ottonormal-Illner-Zuschauer. Oder verrät Kanzler Scholz die Staatsgeheimnisse etwa seinem Parteichef?

Klingbeil druckst herum, er spekuliere ja nur, das sei ja logisch, weil die Entscheidung ja nirgendwo anders hätte getroffen werden können als im Bundessicherheitsrat. Super klar und super logisch. Ein bisschen beleidigt schaut Null-Null-Lars aus der Wäsche, irgendwie nimmt ihn niemand so richtig ernst. Dann legt er den Ich-werd’s-euch-schon-noch-zeigen-Blick auf und stampft innerlich mit den Füßen auf.

Robert Habeck hat von dem dritten Weltkrieg noch nix mitbekommen und soweit verhält er sich auch sehr gelassen. Er spricht sich sogar gegen ein Öl-Embargo aus und nennt dabei Argumente, die noch nicht schon hundertmal ausgelutscht wurden. Beispielsweise, dass wir dadurch eine Öl-Preiserhöhung auslösen würden und Putin dann bei anderen Abnehmern für weniger Öl mehr Geld einnehmen würde. Das wäre kontraproduktiv, versteht sich.

Außerdem führt er an: „Und erst recht gilt es zu verhindern, dass der Ölpreis weltweit so steigt, dass sich nur noch Deutschland, Westeuropa und die USA und Kanada sich das leisten können. Alle anderen sagen: Wirtschaftskrise, wir können nicht mehr Auto fahren. Und dann meldet sich Putin und sagt: Da seht ihr, was passiert, der kapitalistische Westen macht euch arm, ich helfe euch aus und bei mir kriegt ihr noch 20 Prozent Discount! Ich will nur, dass ihr meine Alliierten seid.“

Hmmm, geht Ihnen das auch so, haben Sie da auch gerade rausgelesen, dass Robert Habeck tatsächlich den kapitalistischen Westen verteidigt? Was ein Krieg doch so alles bewirken kann – wobei, vielleicht sollten wir Berlin sicherheitshalber auf Strahlung kontrollieren, etwas verdächtig ist das alles doch schon …

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