Dem Kokolores, den die Teilnehmer der Anne-Will-Show am Sonntag zum gleichen Thema („Hilfe! Die Erde brennt!“) so von sich gaben, konnte Illners Schwafelrunde inhaltlich nichts Neues hinzufügen, so dass wir den Leser, der sich für den bevorstehenden Weltuntergang interessiert, auf unsere Besprechung vom Montag verweisen wollen.
Nicht nur das Thema war dasselbe wie bei Anne Will, sondern auch die dahinterliegende Agenda, die politische Absicht. In Vorbereitung auf die Wahlen in Hessen und Bayern sehen sich die obrigkeitsgewogenen Journalisten genötigt, den Grünen und den Gelben – so weit es geht – auf die Sprünge in die Landesparlamente zu helfen. Also wurde den Chefwahlkämpfern Robert Habeck und Wolfgang Kubicki die Gelegenheit zur ausgiebigen Selbstdarstellung gegeben. Dazu stand ein Meteorologe als „Klimafachmann“ parat und ein Diplom-Schauspieler, der als Hobbybauer auch einiges zum Klimawandel beitragen kann. Regelmäßige Leser unserer kleinen TV-Besprechungen wissen, dass bei Illner immer auch ein Prügelknabe dabei sein muss, der die Protagonisten umso kräftiger dastehen lässt. In dieser Rolle fand sich die Bundesministerin für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit, Svenja Schulze, SPD. Ja, soweit ist es gekommen! Die ehemalige Volkspartei gibt den Depp vom Dienst.
Oh, welch eine Runde! Welch‘ geballte Kompetenz! Wir hatten uns vor der Sendung schon munitioniert, was Genossin Schulze anbelangt. Nur mal so nebenbei: 16 Semester Germanistik und Politik (Regelstudienzeit 8 Semester!), dann freiberuflich Werbe- und PR-Arbeit, was viel aber auch nichts heißen kann, dann SPD. Jetzt Ministerin für nukleare Sicherheit – Herr steh‘ uns bei! Aber wir lassen die schweren Geschütze im Arsenal, die arme Frau Schulze musste ja schon für die anderen Gäste den Sandsack geben.
Moderator Max Moor hatte mal eine Galloway-Rinderzucht, und wäre spätestens nach der derzeitigen Dürre sowieso pleite gegangen, weil „es in Europa kein Heu mehr gibt“, außer teures. Warum ausgerechnet ein ehemaliger Besitzer von Methangasbomben zum Thema „Der heiße Planet – sind wir zum Verzicht bereit?“ geladen war? Keine Ahnung, sein Verzicht auf die Rindviecher war ja wohl nicht der Klima-Einsicht geschuldet.
Zum Verzicht bereit war natürlich niemand (Warum auch?) – dafür hatte jeder Vorschläge, wie „wir“ zum Verzicht bereit gemacht werden können. Mojib Latif setzt auf sich als Vorbild. Er fährt auf der Autobahn stur 100, und wenn die Leute hinter ihm dreimal platzen! Latif würde auch Bahn fahren, wenn die etwas komfortabler und schneller wäre („unser“ Trans-Rapid fährt in China, weil die da keine Grünen haben). In Steuern rauf und Sonderabgaben sieht er eine Lösung, von dem Geld könnte man Kitas …
Nach den „Missverständnissen“ der Vergangenheit (Sprit 5 Mark, Veggie-Day) will der Robert auch kein Verbieterich mehr sein, denn „geschlechtslose Engel haben auch keinen Spaß“ (wir wissen auch nicht, wie er das gemeint hat). Max Moor fiel dann noch ein, das es Plastik in der Zahnpasta gibt und laut rief der gelernte Schauspieler aus: „Warum gibt’s die Scheiße überhaupt? Wer verdient daran?“
Weil nun partout niemand auf irgendetwas verzichten wollte, musste Petra Pinzler mit gutem Beispiel vorangehen. Die Journalistin und ihre Familie versuchten ein Jahr lang CO2-neutral zu leben. Auto weg, heiße Dusche weg, Urlaub und Boutiquenbesuche gestrichen. Toll! Aber selbst wenn wir alle pinzlern täten, interessierte das die Inder und das Klima nicht die Bohne.
Na, keiner, der noch bei klarem Verstand ist! Aber die Strategie der Angreifer war klar. Warum machen sie jetzt nichts? Sofort. Alles. Das war lustig, denn nicht die Grünen haben die Atommeiler abgeschaltet, als sie an der Macht waren, sondern Merkel, die Medienkanzlerin, mit den Genossen an der Macht. Nach einer Stunde hatte Svenja Schulze dann kapiert, wie der Hase läuft: „Uns geht es nicht um eine Wiederwahl, sondern um die Menschen vor Ort“. Die Menschen vor Ort, Svenja, ist Schulz-Talk. Besser ist Siggi: „Ich rauche, esse Wurst und fliege gern in den All-Inclusive-Urlaub!“