Wenn es mal wieder heißt ‘Donald auf großer Fahrt‘, dann klammert sich die deutsche Weltpresse ängstlich an die Reling. „Trump und das NATO-Chaos“ schreit Spiegel online besorgt, obwohl die Hamburger in der Vergangenheit nicht immer so NATO-hörig waren. Anders als etwa die Welt, die online den ihren Mut zuspricht: „Keinerlei Anlass, sich von Trump wie ein Lakai behandeln zu lassen“. Für die populistische „Bild“ war das Thema am Abend schon wieder uninteressant. Und wir wollen gerne zugeben, dass uns deren NATO-Bericht über Schonklod – „Chef der EU-Kommission strauchelt beim NATO-Gipfel – Was war da mit Juncker los?“ – auch mehr interessierte als das Gejammer über Donald Trump. Leider brachte Maybrit Illner keine Neuigkeiten über unseren EU-Partylöwen, der von Prominenz gestützt zur After-Show geleitet werden musste, sondern kam mit der gefühlten zehnten Wiederholung „Schutzmacht ade – muss Europa aufrüsten?“ daher.
Hat er? Oder hat er nicht? All die Dinge tatsächlich gesagt, die überall zu lesen standen? Ja, sagte Ursula von der Leyen, dieser Satz über „sein eigenes Ding machen“ ist gefallen. Aber, Herrschaften, was ist ein Zipfel gegen diesen Gipfel! „Noch nie so viel Substanz“ „28 Europäer ganz selbstbewusst“ – Truppen-Ursel kriegte sich gar nicht mehr ein, so schön war es in Brüssel. „Miteinander von Angesicht zu Angesicht geredet“, hätten sie, „so wie es sich für Demokraten gehört.“ Ja, was habt ihr denn da früher immer gemacht? Mit Papierfliegern geworfen? Was geht einem Soldaten in Mali, Afghanistan oder Syrien durch den Kopf, der diesen Quark zu hören bekommt? Mourir pour Ürsüla? Non!
Bislang hat die Musterschülerin aus dem Hause Albrecht zu allen Kriegseinsätzen immer dieses Merkel’sche Wir schaffen das herausposaunt, wir schaffen das auch ohne Flugzeuge und Hubschrauber. Inzwischen haben ihr die Berater eingeimpft, den Vorgängern die Schuld für die Miseren zu geben. 25 Jahre wurde gekürzt, „hohle Strukturen geschaffen“. (Sie baute stattdessen Kitas!) Und dann soll sie nicht von Aufrüstung reden (das Wort mögen die Deutschen nicht), sondern von Ausrüstung, die sich die Soldaten, so zeigte ein eingespielter Film, inzwischen selber basteln müssen.
Für Uschi läuft alles bestens. Eine Europa-Armee steht ante portas. „Das ganze Thema Afrika“ wird gleich miterledigt. Großartig, wird sich Merkel denken, wenn Uschi ihr solchen Schmonzes berichtet, dann kann ich mich ja wieder den „Flüchtlingen“ widmen. Eines allerdings muss man der Dame lassen, ihre neu ins Leben gerufene Klatschkompanie (wir berichteten) machte ganze Arbeit. Gnadenlos rauscht der Beifall, ganz gleich welchen Blödsinn die Chefin von sich gibt. Selbst wenn sie ins Frömmelnde driftet und von „unseren Männern und Frauen, unseren Soldatinnen und Soldaten“ im Irak spricht, und ausruft „Die ISIS wollte Jesiden abschlachten!“ Was dann weniger die Bundeswehr als die Kurden verhinderten, aber vielleicht gehören die Kurden ja auch zur Euro-Armee der Zukunft. Ausrüsten, will sie also nun, und man fragt sich, warum sie es nicht machte, bevor die Männer und Frauen an die Front geschickt wurden.
Jetzt wird auch dem Internet zu Leibe gerückt, weil Ursel verzeichnet „mehrere tausend Cyberattacken am Tag“ (wahrscheinlich zählt sie jede Spam-Mail einzeln). Aber, verspricht sie: „Wir haben zusammen mit dem Parlament einen ausgefeilten Plan“. (Hahaha, weiß das das Parlament?)
Ben Hodges, schon als Dschänerell gern geladener Gast in Staatsfunk-Talks, muss nun für einen Think-Tank des Pentagon dafür sorgen, dass die sensiblen Deutschen nicht wegen Trump von der Fahne gehen. Er lobte die Gastgeber, weil die so toll wären mit „Technik, Autobahn und Klima“, und weil „60% grün bewaldet sind“, aber das war vielleicht ein Übersetzungsfehler. Donald der Schuldeneintreiber? Nein, nein, das sei die falsche Wortwahl! Deutschland stelle sich ja jetzt um, freut er sich, um zu dem zu kommen, was notwendig ist. Ein paar gescheite Brücken bauen, im wahrsten Sinne des Wortes, damit sich die NATO-Panzer schneller bewegen können, die Infrastruktur verbessern, die Schienenkapazität ausbauen, das wäre doch schon genug, mehr verlangt das Pentagon doch gar nicht. Im Prinzip, das lesen wir zwischen den Zeilen, hat man die komischen deutschen Maulhelden wohl schon abgeschrieben, nur Ramstein würde man gerne behalten. (Und für Donald dann noch etwas Cash!)
Dass mit Ursel und dem General, der auch noch simultan übersetzt wurde, kein Staat und keine Quote zu machen ist, weiß man auch in Mainz, daher wurde ein echter Populist geladen, der Linkspopulist Oskar Lafontaine. Und wie das mit Populisten so ist, wissen die genau, was das Volk hören will. „Die NATO gibt 900 Milliarden für Rüstung und Kriege aus, der Russe 60. Bei diesen Zahlen von Aufrüstung zu reden, ist irre, ist krank, völliger Wahnsinn, aber dieser Schwachsinn wird jeden Tag propagandistisch wiederholt.“
Da guckt die Ursel betreten, begreift eh höchstens die Hälfte des Gesagten, und Illner tut, als habe sie es nicht verstanden, so dass Oskar munter fortfährt: „Wir müssen ja unsere Interessen sehen, so wie die USA auch. Die unterhalten 800-1.000 Militärstützpunkte. Müssen wir das unterstützen? Wenn die USA Kriege vom Zaun brechen, sind wir mitgefangen, mitgehangen, weil die USA hier ihre militärische Infrastruktur haben (Ramstein), von der sie ihre Kriege führen.“ Außerdem klagt der Linkspopulist, wie es auch ein Rechtspopulist nicht besser könnte, „sind wir immer noch kein souveränes Land“. Die Klatschkompanie spendete überrascht Applaus, weil sie einen solchen Ernstfall wohl noch nicht geübt hatte.
Ben hat zu seiner Verteidigung nur zu sagen, Oskar verwechsle Äpfel mit Birnen, aber insgeheim ist er wohl froh, dass Oskar zu alt ist, um Schaden anzurichten. Der aber legt erst richtig los. Warum 2% für Militärausgaben? Warum sind wir in Mali, Irak und Afghanistan? „Ich bin wie Helmut Schmidt für eine Verteidigungsarmee.“ Er sei auch gegen den Jugoslawienkrieg gewesen.
Uschi: „Da waren sie in der Regierung.“
Oskar: „Sie irren sich. Ich bin aus Protest gegen den Krieg zurückgetreten.“ (Klingt gut, stimmt aber nicht ganz) „In Mali vertreten wir französische Interessen!“ Das weiß Uschi jetzt nicht so genau, deshalb wechselt sie den Kriegsschauplatz.
Uschi: „Beim Völkermord im Irak wollen Sie zur Seite schauen?
Oskar: Sie müssen doch die Vorgeschichte sehen. Wer hat denn den IS aufgebaut? Die USA, nach amerikanischen Quellen!
Bevor Uschi jetzt was Dummes sagen kann, helfen „Friedensforscherin“ Nicole Deitelhoff und Sicherheitsunternehmer Wolfgang Ischinger, indem alle durcheinander reden.
Am Ende durfte sich noch jeder über Donalds Treffen mit Putin besorgt zeigen. Ischinger fürchtete ein Rapallo-artiges Abkommen, aber nicht einmal die Ministerin wusste den Vertrag von 1922 einzuordnen, so dass auch wir das übergehen wollen.
Ben Hodges kann jedenfalls nach Arlington melden, die Deutschen versuchen ihre Brücken in Stand zu setzen. North Stream 2 wollen sie wohl bauen, und dabei aufpassen, dass „die Ukraine nicht der Verlierer ist“. Und mit den „europäischen Freunden“ werden sie Dinge tun, die uns nicht so dringend erscheinen. Und natürlich darf, trotz Oskar, Ramstein bleiben. Und weil Ischinger der Uschi erklärt hat, dass die Modernisierung amerikanischer Atomwaffen eine Billion kosten, gibt’s auch noch Bargeld dazu. Geht doch.
P.S.: Linkspopulist Oskar lockte am Ende noch die Sozialdemokraten in sein geplantes Linksbündnis, indem er dem Parteiheiligen Willy Brandt und nicht Ronald Reagan die Auflösung der Sowjetunion zuschrieb. Aber das glauben die Sozis nicht mal, wenn sie total stramm sind.
Eine militärische Analyse von Josef Kraus folgt.