Wohin geht die CDU? Darüber reden wir doch am Besten mit Christian Lindner von der Lindner-Partei, Hans-Peter Friedrich von der bayerischen CSU, dem langjährigen TAZ-Journalisten Hajo Schumacher, sowie mit einer gewissen Juli Zeh, auf die wir später noch näher eingehen werden. Und, warum nicht auch mit einer Person, die wenigstens in der Partei ist, die ihre Richtung sucht, nämlich Ursula von der Leyen.
Noch schneller sind wir mit Christian Lindner fertig, weil er genau das Gleiche wie heute schon bei den letzten beiden Talkshow-Besuchen von sich gab, und wir das seinerzeit beschrieben haben. Das muss reichen (oder klicken Sie ins Archiv).
Hans-Peter Friedrich ist wahrlich kein Freund vom Seehofer Horst, sondern ein Parteifreund. Als solcher kann er es kaum abwarten, bis der Horst in die Wüste geschickt wird. Was er ohne Worte sagt, aber genau so deutlich. Und weil er schon im Vorfeld die Losung ausgegeben hatte, dass die CSU sich bei der Parteichef-Frage der CDU besser raushält, erschloss sich auch nicht, warum er da die Stunde absitzen musste.
Wir hätten nicht gedacht, dass Juli Zeh so schlicht daher kommt. Im Vorfeld hatten wir gelesen, Juli Zeh „sprudelt vor Ideen“ (NDR), die Schriftstellerin, Autorin von „Spiegel“ und „Zeit“ kann zudem deutlich mehr Preise ihr Eigen nennen als Buchstaben im Namen. Und die Sozialistische Einheitspartei Brandenburgs (Linke und SPD) will sie nun auch noch zur Verfassungsrichterin ernennen. Das ist schon mal ein Pfund, das sie da mitbringt, allerdings erinnerten wir uns dann doch noch daran, dass Juli Zeh wegen eines gewissen Martin Schulz in die SPD eingetreten ist – und das macht dann die geistigen Vorschusslorbeeren wieder zunichte.
Das Publikum war recht verwirrt in der Sendung. Zu wenig klassische Feindbeschimpfungen (Horst, AfD). Es muss an dieser Stelle mal Erwähnung finden, dass alle Polit-Talkshows in Berlin aufgezeichnet werden, der Hartz 4-Hauptstadt, die von den Besten regiert werden, die Linke, SPD und Grüne auftreiben konnten. Die Berliner lernen schon von Klein auf, wann sie zu klatschen haben. Hoffentlich gibt’s am Ende noch einen Teller warme Suppe für die armen Teufel.
Hübsch beschrieb Hajo Merkel als Betriebsunfall der Union, Frau, evangelisch, aus dem Osten. Da dürfte die Partei jetzt eher vorsichtiger sein. Und Wolfgang, den Trixxer, Schäuble kann er sich als dunklen Hintermann vorstellen: Der auf Rache an Merkel sinnende Friedrich Merz habe auf Schäubles 75. Geburtstag „in der ersten Reihe gesessen“, und Spahn habe früher in Schäubles Ministerium gearbeitet. Fertig ist eine klitzekleine (Verschwörungs-)Theorie.
Überhaupt neige sich die Welt eher den Basta-Männern zu. Und da sei Merz mit Bierdeckel und Leitkultur nicht falsch. Basta-Mann statt Zauder-Raute.
Eine Polit-Talkshow ohne AfD geht natürlich nicht. Deshalb wurde die merkwürdige Hoffnung beschworen, ausgerechnet der Clintonistas-Freund und EU-Fanatiker Merz könne die Volkspartei CDU retten. Und Lindner hätte vielleicht an dieser Stelle besser geschwiegen, statt davon zu reden, die „Leute haben das Gefühl gehabt des Kontrollverlusts des Staates im Jahre 2015“. Ein „Gefühl des Kontrollverlusts“? Hans-Peter Friedrich behauptete dann unwidersprochen, dass es seit 2015 bereits 15 Gesetzesverschärfungen bei der Migration gab. Da kann man mal sehen. Das Gefühl hatten wir überhaupt nicht.