Tichys Einblick
Am Thema vorbei

Bei Illner: Kinderstunde mit Tilman und Kevin

Es gäbe viel zu besprechen beim Thema Rente. Wie Rentner zum zweiten Mal von der Steuer abgezockt werden. Warum es andere europäische Länder besser machen. Stattdessen Tilman Kuban & Kevin Kühnert im Groko-Wrestling ...

Screenprint: ZDF/maybrit illner

Das war eine Stunde Illner der Kategorie „Schuss in den Ofen“. Dabei hätte das Thema Rente eine ernsthafte Debatte mehr als verdient. Angriffe auf das System erfolgen von zwei Seiten. Eine steigende Zahl von Niedriglöhnern fällt in die Altersarmut und der Ansturm der Babyboomer bringt das Umlagesystem endgültig in die Bredouille. Schon jetzt wankt es verdächtig. Zahlten noch vor ein paar Jahrzehnten drei Arbeitnehmer die Rente eines Rentners müssen schon bald 1,7 Arbeitnehmer (klingt komisch, ist aber Mathematik) für einen Rentner aufkommen. Derzeit werden 100 Milliarden Euro ins Rentensystem aus dem Bundeshaushalt zugeschossen, obwohl der Rentner von der Regierung Merkel nach allen Regeln der Kunst gemolken wird. War die Rentenhöhe vorher 68% des imaginären Höchstlohnes (gedeckelt bei ca. 2.500 Euro), liegt sie heute bei 48%. Dazu wird die Rente dank Merkel und Co. besteuert und die Sozialkassen greifen zusätzlich ab, um all die anderen Aufgaben finanzieren zu können, die sie sich humanitär vorgenommen haben. Eine einzige Frechheit.

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Wie gesagt, es gäbe viel zu besprechen, aber die Parteien haben überhaupt keine Lust dazu, außerdem scheint ihnen die Kompetenz abhanden gekommen zu sein. So schickte die GroKo lediglich das Jungvolk in die Sendung. Von der Resterampe der SPD begrüßen wir Kevin Kühnert, für die CDU war Tilman Kuban gekommen, was wenigstens insofern Sinn machte, als dass der Bundesvorsitzende der Jungen Union in den letzten Wochen mehr innerparteilichen Wirbel verursachte als alle sogenannten Kanzlerkandidaten zusammen (außer Fritze Merz vielleicht). Der Jungunionist zeigte auch mit eigenen, im Publikum platzierten Claqueren, dass er keiner von den Dummen ist. Insofern Bravo.

Ansonsten das übliche Blabla. Kevin Kühnert schulzte von den kleinen Leuten (Sie erinnern sich? Schulz und die Krankenschwester und der Busfahrer in jeder Rede?), verlangte höhere Renten, höhere Löhne und bestbezahlte Arbeit für alle, was zeigt, dass er das System nicht verstanden hat. Was wiederum wurscht ist, weil er eh ein anderes will. So eine Art DDR mit Farbfernseher und Elektroauto.

Tilman Kuban forderte lediglich Vertragstreue, schließlich war die Bedürftigkeitsprüfung für die Grundrente im Koalitionsvertrag festgeschrieben. Aber selbst Merkel fiel den eigenen Leuten wieder mal in den Rücken und hätte gerne, was die SPD gerne hätte, weil die SPD es gerne hätte.

Tichys Einblick Magazin 03-2019
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Wäre Illner an Erkenntnisgewinn und nicht an Jahrmarktboxen gelegen, hätte sie Andreas Peichl, Professor für Volkswirtschaftslehre an der LMU, München, öfter und länger zu Wort kommen lassen. So bleiben nur Versatzstücke. ‘Ohne Prüfung kommt das System Gießkanne‘, ‘Altersarmut kommt nicht nach 35 Jahren ordentlicher Beschäftigung, sondern eher auf Grund von unsteten Erwerbsbiographien‘. (Was das ist? Hier mag sich der Leser Claudia Roth vorstellen, wenn die sich nicht in die Überversorgung qua Parlament gerettet hätte.) Das ganze Konstrukt sei schon bei der Planung willkürlich: 35 Jahre. Was ist mit dem, der 34 Jahre, und 11 Monate gearbeitet hat?

So käbbelten sich Tilman und Kevin durch die Show, Verena Bentele, Präsidentin des Sozialverbandes „VdK“, schloss sich Kühnert an, sie ist schließlich auch in der SPD, was bei ihrer Lebensleistung allerdings erstaunlich ist. Denn die junge Frau – von Geburt an blind – ist vierfache Weltmeisterin und 12-fache Paralympics-Siegerin im Skilanglauf und Biathlon.

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Die Bauunternehmerin Claudia Sturm durfte dann als Kurzgast das Loblied des älteren Mitarbeiters singen, den auch das Rentenalter nicht von der Arbeit abhalten kann. „Und wir brauchen die erfahrenen Leute und Facharbeiter“, sagte die Unternehmerin. Schon weil die auch die Asylbewerber und zugewanderten Fachkräfte anlernen können. „Und sie sparen die Sozialbeiträge“, höhnte trotzdem die Rote Klosterschülerin Maybrit Illner.

Für die Armen wurde kurz Christa Vieten befragt: Rentnerin. Arbeitete als gelernte Hauswirtschafterin, 45 Jahre als Köchin und Pförtnerin. Zwei Kinder. Nein, das Leben ist kein Wunschkonzert. Da hätte Illner ja mal die Renten im EU-Wunderland vergleichen können. In Österreich, Niederlande, Frankreich. Da geht’s komischerweise anders zu, nämlich deutlich besser. Und mit Arbeiten bis 69 braucht denen da keiner zu kommen.

Bei uns gibt’s stattdessen dumme Sprüche, meistens aus dem Hause SPD. „Respektrente“ „Anerkennung der Lebensleistung“, fehlt nur noch ein Blechstern von Frank-Walter, dem Gutversorgten.

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