Überall sinken die Inzidenzzahlen. Und das, obwohl vor wenigen Wochen noch der Teufel an die Wand gemalt und eine Notbremse gefordert wurde. Diese Notbremse wurde jetzt betätigt, allerdings in einem Zug, der ohnehin nur noch langsam vor sich her rollt. Manche reden vom Präventionsparadoxon, nur kann die Notbremse gar nicht so schnell gewirkt haben, wie sich jetzt eine Besserung in den Statistiken erkennen lässt, das gibt man sogar im ZDF zu. Um das jetzt also wieder ins linke Licht zu rücken – nicht dass noch jemand auf die Idee kommt, die aufmüpfigen Schauspieler hätten mit ihren Vorwürfen zur Panikmache durch die Medien Recht behalten – hat Illner Karl Lauterbach eingeladen. Ich weiß, Sie haben ihn schon sehnsüchtig vermisst. Er war trotz Ausgangssperre noch außer Haus, was ich allerdings nicht beweisen kann, weil ich nicht weiß, ob er das ZDF-Studio nicht schon möglicherweise als Zweitwohnung angemeldet hat.
Auch die Merkelsche Impf-Inzidenz-Theorie unterstützt Lauterbach natürlich. Anders als Merkel, die aus einer Inzidenz von 100 dann mit einer Impfquote von 50 Prozent eine Inzidenz von 200 zaubert, fängt er gleich bei einer 200er Inzidenz an und fabriziert daraus dann eine Inzidenz von 400. Aber lassen wir den armen Herrn in Ruhe, er weiß doch auch nicht mehr, wie er den Erwartungen noch gerecht werden soll und die Menschen immer wieder schocken kann.
Er hat treue Fans, die er zufrieden stellen muss. Auf Twitter einige Highlights: „Dass Lauterbach so ruhig neben Bouffier sitzen bleibt, ist in etwa so sehr wertzuschätzen wie Ghandis gewaltloser Protest“, „Ich feier Herrn Lauterbach wie unermüdlich er den Besserwissern immer wieder erklärt wie das Virus arbeitet“ oder auch: „Ach, #Lauterbach wird mir in den Talkshows fehlen, wenn der ganze Bums vorbei ist …“
Lauterbach gibt sich größte Mühe, sich immer wieder selbst zu toppen und immer noch Schlupflöcher offen zu lassen, um die Pandemie am Laufen zu halten und seine Fans glücklich zu stimmen.
Karlumbus warnt vor der Entdeckung Amerikas
Jetzt haben ja sämtliche Mainstream-Virologen, unter anderem Christian Drosten, festgestellt, dass uns die Indien-Mutante wahrscheinlich doch gar nicht so gefährlich wird – nun kommt Karl Lauterbach um die Ecke und erzählt von rein theoretisch möglichen Entwicklungen, die man – milde ausgedrückt – als verschwörungstheoretische Glaskugelleserei bezeichnen könnte. Und zwar könnte sich ja aus der Indischen Mutatante noch eine neue Mutante bilden, die dann doch gefährlicher ist und wenn die dann zurück nach Deutschland kommt, dann könnte das schlimm werden. Da stelle ich mir vor, wie es wohl gewesen wäre, wenn Lauterbach bei der Entdeckung Amerikas dabeigewesen wäre. Er wäre vermutlich dagegen gewesen, schließlich hätten die eingeschleppten Schnupfen-Viren bei den Indianern mutieren und zurück nach Europa kommen können.
Aber auch ein bisschen Hoffnung kommt von Lauterbach, er fragt an diesem Abend: „Wollen wir nicht drei Wochen durchhalten und dann den vollen Genuss haben?“ Diesmal die aller, aller letzten drei Wochen des November-Lockdowns – keine Sorge. Aber natürlich nur unter Mutanten-Vorbehalt.
Volker Bouffier, der Ministerpräsident von Hessen, war tatsächlich der kritischste unter den Gästen, was traurig ist, denn eigentlich sollten Statements wie „Die Menschen haben ihre Grundrechte“ wegen Selbstverständlich nicht möglich sein.
Aber wie ich ganz erstaunt feststellen muss, gibt es vielleicht ein kleines bisschen Hoffnung, dass wir dieses Jahr doch noch mal die Sonne sehen dürfen – sogar von Karl Lauterbach persönlich. Klar, kann sich das im Nachhinein wieder als falsch erweisen, wie „Das wird gar kein richtiger Lockdown, darum heißt er ja Lockdown light“ – aber immerhin. Hoffen wir einfach, dass jetzt nicht noch die indische Doppelmutante mutiert, nur um dann nach einer weiteren Mutation mutiert als Mutante nach Deutschland herüberzumutieren. Ich hasse es, wenn das passiert.