Wer das nun sein könne, wollte Maybrit Illner bereits heute klären und hatte daher von der CDU den Saarländischen Ministerpräsidenten Tobias Hans sowie den Junge-Union-Chef Tilmann Kuban eingeladen. Beide sind auf ihre Weise bereits Nutznießer der CDU-Führungskrise, die mit Merkels Grenzöffnung begann und schließlich die CDU zerriss. Der berufslose Studienabbrecher Hans wurde wegen guter Führung als Nachfolger ins Saarland-Amt von Annegret Kramp befördert. Und Tilman Kuban folgte als JU-Chef auf Paul Ziemiak, der als Dank für den Verrat an der Jungen Union, die eigentlich mehrheitlich Friedrich Merz als Parteichef wollte, von AKK zum Generalsekretär der Partei aufstieg.
Tobias und Tilman wichen geschmeidig der Frage nach den Kandidaten aus, sie können beide bei der Wahl zwischen Alaaf, Helau und Ojeminé auf die Schnelle nichts gewinnen.
Warum saß SPD-Halbchef Norbert Walter-Borjans am Tisch? Vielleicht als abschreckendes Beispiel. Denn die CDU hatte sich mit Blick auf die SPD schnell entschieden, auf einen Wahl-Wanderzirkus zu verzichten – auch wenn sie damit die Chance vertut, auf diese Art frische Kräfte aus den Tiefen ihres Parteiarchivs und den unteren Sedimenten der Union an die Spitze zu befördern.
Wahrscheinlich aber war Walter-Borjans als Fürsprecher der Linkspartei geladen – seit Monaten versucht Illner dem TV-Publikum einzureden, dass die SED ein ganz harmloser Verein sozialistischer Lausbuben sei und, wie in Thüringen, die volle Unterstützung der CDU verdiene. Da gaben sich die zwei von der Union aber bockig, so sehr die rote Katja Kipping von der SED auch die Fakten verdrehte („Merz will mit der AfD“) und ihr Begleiter Borjans ohne rot zu werden assistierte: „Bodo Ramelow steht für die Verteidigung der Demokratie“.
Robin Alexander von der Welt wusste auch nicht viel zu sagen, außer dass das doch Pappkameraden seien, die tagsüber etwas beschließen und dann ruft Merkel den Ramelow an und alles ist anders. Für Merz seien übrigens die meisten Mitglieder der CDU (also werden die nicht befragt), die Berliner Szene stehe auf Spahn und Laschet mit seiner „rheinisch harmlosen Art“ wäre der Joker.
Mit Sabine Kropp wurde dann noch eine Polit-Professorin der Freien Universität Berlin (da wo es die Franziska-Giffey-Promotionen gibt) aufgefahren, die aber auch nur die Erkenntnis beisteuern konnte: Merz und Merkel, dass seien dann zwei Gravitationszentren.
Also sprach man eine gepflegte halbe Stunde lang über die AfD. Ein „Nazi” und „Faschist” sei der Höcke, zitierte der gelehrige Musterschüler Hans seine Partei-Vorgesetzten, Tilman Kuban benahm sich anständiger, er hielt zwar an der „Brandmauer“ fest, aber beließ es dabei. Illner wollte dann die Werteunion und Hans-Georg Maaßen aus der Union entfernen lassen, aber da musste Robin Alexander doch dazwischen gehen. Maaßen sei ein hochverdienter Staatsbeamter, sogar von einem SPD-Minister ins Amt gesetzt, und Tilman Kuban, dem wir an dieser Stelle eine große Zukunft bei der CDU prophezeien, machte klar, dass Wertkonservative selbstverständlich ihren Platz in der Union haben.
Robin Alexander zeigte schließlich auf Österreich, wo man Klima- und Grenzschutz, Grün und Schwarz, gut miteinander kombiniere. Aber dazu braucht es einen Sebastian Kurz. Und die Union hat nur Laschet, Spahn und Merz, die alle drei nicht verstanden haben, wie die Stimmung im Land wirklich ist. Denn in der CDU herrscht wohl offensichtlich die Ansicht von Tobias Hans zur „Flüchtlingskatastrophe”: Wir haben zu wenig diskutiert.
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