Tichys Einblick
„Was, wenn Trump bliebe?“

Bei Illner: Die US-Wahl oder Apokalypse Now

Nicht auszudenken, was bei Illner los gewesen wäre, hätte die Runde schon gewusst, dass nach Trumps Beraterin Hope Hicks auch Donald Trump und Ehefrau Melania positiv auf Corona getestet wurden und sich in Quarantäne befinden.

Screenprint: ZDF/Maybrit Illner

„Wahl, Wut, Verschwörung – was, wenn Trump bliebe?“, lautete die bange Frage, und vielleicht wäre es ja keine schlechte Idee, die Bundeswehr einsatzfähig zu machen, bis die Wahlergebnisse in den USA vorliegen, um gegebenenfalls eingreifen zu können. Schließlich sollte unsere Freiheit nicht nur am Hindukusch, sondern auch in Washington D.C. verteidigt werden.

So wie bei Illner dürfte es in vielen coolen Haushalten des saturierten linken Milieus zugehen, wenn das Gespräch wie selbstverständlich auf Donald Trump kommt. Es geht dann nur noch darum, ob Trump freiwillig geht, weil er die Wahl verloren hat, oder ob er sich mit paramilitärischen Garden hinter Sandsäcken im Weißen Haus verbarrikadiert. In diesem engen Meinungskorridor kamen bei Illner zusammen:

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Sigmar Gabriel, als ehemaliger SPD-Parteivorsitzender und Außenminister längst im Schatten seiner übergroßen Nachfolger Saskia Esken und Heiko Maas verschwunden, heute als Autor, Gelegenheitsprofessor, Berater für dies und das (kommt immer nur scheibchenweise raus), Zahnarztgatte, Vorsitzender (Atlantik-Brücke) und Aufsichtsrat (Deutsche Bank) unterwegs.

Marina Weisband, mit der der politmediale Komplex wohl noch Großes vorhat, denn sie ist in ÖR-Talkshows schon fast so häufig wie Dieter Bohlen bei RTL. Die Denkfabrikantin Jana Puglierin, die leider wenig, aber Interessantes sagte, etwa, dass die Umfrage-Institute nach 2016 deutlich bescheidener geworden sind.

Zugeschaltet aus USA die Demokratin Angelika Kausche und der Republikaner Peter Rough, deren Beiträge aber überhört wurden, denn der Kurs war eindeutig die Trump-Apokalypse. Und die bediente keiner so gut wie:

Claus Kleber. Gerade erst haben wir die Meldung verdaut, dass Herr Kleber seinen Vertrag beim ZDF verlängert hat, um seine Stammzuschauer nicht allein zu lassen bei der nächsten Bundestagswahl – die alten Herrschaften werden es ihm danken. Frage in die Runde: Ist Claus Kleber im heute journal auch schon mal so militant? Oder hat er es bei Illner nur so deutlich rausgelassen, weil seine Zuschauer nach 22.15 Uhr schon längst in der Heia sind?

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Seit Tagen sucht Kleber nach einem Wort, das Schlimmeres ausdrückt als nur eine „Befürchtung“. Etwas auf Deutsch in Richtung „Worst Case Scenario“ mit dem Zusammenbruch des US-Systems nach der Wahl, mit einer Nancy Pelosi vorübergehend an der Spitze und einem völligen Desaster im ganzen Land. Denn auf den Straßen und in den Städten wird es nicht mehr friedlich bleiben.

Dieses Szenario tritt natürlich nur ein, wenn sich Trump erneut weigern sollte, seine Niederlage zuzugeben (2016 hat doch auch Hillary gewonnen. Also eigentlich.). Dann würde die rassistische Militia zuschlagen.

Dass im Fall eines Trump-Sieges der linke Mob plündernd und mordend durch die großen Städte ziehen könnte (wie Peter Rough sanft andeutete), hält Kleber für völlig ausgeschlossen, „weil der Linksextremismus nicht in irgendeiner Weise organisiert ist“. Die Nazis aber wohl, das hat Claus Kleber schon vor 30 Jahren an Ort und Stelle recherchiert.

Marina Weisband sprach von „Menschen, die in ihren Betten von der Polizei erschossen werden,“ und sieht in der Aufforderung Trumps, seine Wähler sollten in den Wahllokalen mal nachschauen, ob da korrekt gezählt werde, eine Wählereinschüchterung.

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Sigmar Gabriel wirkte geradezu staatstragend, wenn er Sleepy Joe in Schutz nahm – „was will man machen, wenn man einem Pitbull gegenübersteht“ (und man selbst nur ein Pudel ist, hat er vergessen). Peter Rough versuchte den Illners zu erklären, die USA seien nicht Mali, aber erklären Sie mal einem Indianer, dass es Manitu nicht gibt!

Sigmar Gabriel tat dann das, was wir bislang immer als Kernkompetenz des ZDF vermutet hatten, und berichtete von der Opiatseuche in den USA (der übrigens Trump, nicht Obama den Kampf angesagt hat), er erkannte, dass auch die dortigen Spezialdemokraten die kleinen, weißen Leute vergessen haben, und er zitierte sogar einen Scherz mit dem N-Wort, den wir uns hier nicht wiederzugeben trauen.

Schließlich wurde dann aus einer Rumpelkammer in New York „eine der bedeutendsten Autorinnen der USA“ namens Siri Huvstedt zugeschaltet, von der aber wohl 95% der Illner-Zuschauer noch nie gehört hatten. Als Hilfestellung wurde eingeblendet, dass sie die Ehefrau des Autors und Regisseurs Paul Auster ist. Siri Huvstedt diagnostizierte bei Trump eine Goebbelsche Rhetorik, obwohl sie Trump nicht mal zutraut, je Goebbels gelesen zu haben.

Am Ende die Frage „Claus, wie kann man das überwinden?“ – diese Spaltung, die das ganze Land durchzieht. Wir haben nicht mitgeschrieben, was Claus Kleber gesagt hat, weil wir die Antwort doch schon zu Beginn dieser kleinen Abhandlung gegeben haben: Ministerin Annegret KK, übernehmen Sie!


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