Aber sogar Brinkhaus war aufgefallen, dass es bei den Illners im Staatsfunk seit Jahren immer um dasselbe geht, Steuern rauf, Steuern runter, am Ende immer Steuern rauf für die Gerechtigkeit, und er beklagte sich darüber, um dann gleich mit der Litanei fortzufahren: Bildung, Klima, Trallala. Nur eine Geschmacksnote fügte er dem Regierungseinheitsbrei hinzu: „Zukunftsfest“ solle alles sein. Zukunftsfest beschreibt der Duden so: Adjektiv, besonders Politikjargon. Also nichtssagender Unfug.
Brinkhaus war mal der Hoffnungsträger der Konservativen in der Union, den sie gegen den ausdrücklichen Wunsch von Merkel an die Stelle von Volker Kauder gesetzt hatten. Aber wie das so ist, wenn die Unionisten den Aufstand proben. Am Ende wird sich wieder gen Merkel gebückt. Jedenfalls sind Ralph und Olaf inzwischen „die kuscheligsten Vertreter der Großen Koalition“, was Merkel gefallen mag, aber dem Land schadet.
Nein, eingeschaltet haben wir wegen der beiden Lindner-Damen, alte Klatschnasen, die wir manchmal sind. Dagmar Rosenfeld, neue Chefredakteurin der „Welt“ ist nämlich die Ex vom Patr … äh… Christian Lindner von der Lindnerpartei. Feine Frau. Klug und absolut talkshowfest. Seit Jahren heiße es Bildung, Bildung, Bildung, seit Jahren werde weniger investiert. Da möge besser keine Partei mehr „aus den Augen unserer Kinder“ plakatieren. Notwendig sei, die Unternehmen zu entlasten, wie es bereits die USA gemacht hätten, und GB, Italien und die Niederlande zögen gerade nach. Die Mitte halte Land und Sozialstaat am Laufen, die muss entlastet werden.
Da schaute und grinste der Olaf Scholz so müde, wie er es immer tut, und sagte, er werde sich nicht auf ein Steuerdumping einlassen. Außerdem glaubt er wahrscheinlich wie Heiko Maas, das Geld komme aus dem Automaten.
Die zweite Linder-Lady ist Christians Neue, Linda Teuteberg, also nicht privat, sondern als Generalsekretärin der FDP. Der Mann hat offensichtlich ein Händchen, denn Linda Teuteberg ist eine echte Entdeckung in der FDP, die sonst vom trüben Namenserben Alexander Lambsdorff verschüttet wird.
Ach, der Olaf. Ja, es werde weniger eingenommen als geplant, aber immer noch genug für viele Spinnereien und mehr als jetzt. Für welche Spinnereien wollte er nicht sagen, wie er sowieso für eine „Talk“-Show recht wenig talkt. Wir erfuhren nur, dass in Hamburg alles piccobello sei, „wir“ wegen der Wohnungsnot nur das Baurecht ein bisschen praktischer machen und auch „ein paar Steine schleppen“ (alter Arbeiterjargon) müssten.
Die Bundesregierung habe das Wohngeld erhöht, die E-Mobilität gefördert, und Forschungsförderung für Unternehmen bereitgestellt. Das sollte durchaus Sorgen machen, denn die E-Mobilität scheint doch eher zum Rohrkrepierer zu werden, wenn man sich ein Interview aus der Welt mit Mietwagenkönig Sixt anschaut: Die E-Autos will kaum jemand und die Nutzer bleiben auf der Autobahn stehen – Batterie leer.
Ausgerechnet das Sorgenkind der SPD, Hubertus Heil, wird, laut Scholz, „ein kluges Gerechtigkeitsrentenpaket“ vorlegen, dafür sei Geld da. Und der größte und jüngste Posten in den künftigen Haushalten wurde mit keiner Silbe erwähnt, aber es steht ja auch nirgendwo geschrieben, dass im Staatsfunk offen und ehrlich debattiert wird.