Tichys Einblick
Lang und Röttgen üben Grünschwarz

Bei Illner: Die Feindbilder Trump und Musk

Die deutsche Politik schiebt Panik wegen Trump. Der Talk bei Illner ist ein Spiegelbild seiner ersten vier Jahre als US-Präsident, als die Hysterie von Tag eins bis zum Ende anhielt. Für Ricarda Lang und Norbert Röttgen ist Musk ein Dorn im Auge. Sie sind sich einig: Er bedroht die Demokratie in Deutschland. Von Fabian Kramer

Screenprint: ZDF / Maybrit Illner

Als gewiefter Showman weiß der künftige US-Präsident, wie man gute Schlagzeilen produziert. Donald Trump droht mehr oder weniger unverhohlen damit, dass die USA sich Grönland, Kanada und den Panamakanal einverleiben wollen.

Wer Donald Trump noch aus seiner ersten Amtszeit kennt, der weiß, dass er gern dick aufträgt. Schon damals wollte er Grönland kaufen. Aus der Nummer ist nie etwas geworden. Die deutsche Politik reagiert bis heute äußerst hysterisch auf Trumps Sprücheklopferei. Der Talk bei Illner ist ein Spiegelbild der ersten vier Jahre Trump, als die Hysterie von Tag eins bis zum Ende anhielt.

Besonders Ricarda Lang von den Grünen malt wegen Trump den Teufel an die Wand. Die Union möchte seine Amtszeit als US-Präsident weniger voreingenommen angehen. Außenpolitiker Norbert Röttgen will die zweite Trump-Amtszeit erstmal auf sich zukommen lassen. Schließlich ist Trump gar nicht mehr das Feindbild Nummer eins. Elon Musk wird von Lang und Röttgen beinahe zum Leibhaftigen gemacht, weil er es gewagt hatte, für die AfD zu werben. Der Talk ist das reinste Musk-Bashing.

Musk unterstützt Weidel

Es war wahrscheinlich das spektakulärste Ereignis in diesem Wahlkampf. Das Gespräch zwischen Elon Musk und Alice Weidel dürfte wohl jedes andere TV-Duell in den Schatten stellen. Für den Wahlkampf der AfD ist das Gespräch auf Musks Plattform X ein Booster. Die anderen Parteien sind deshalb in heller Panik. Wie kann sich ein ausländischer Milliardär erdreisten, sich in den deutschen Wahlkampf einzumischen?

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Maybrit Illner erinnert Ricarda Lang und Norbert Röttgen daran, dass sich die deutsche Politik massiv für Kamala Harris einsetzte. Für Lang ist aber klar: „Es macht einen Unterschied, ob man sich für eine rechtsextreme Kandidatin oder eine demokratische Kandidatin einsetzt.“ Die skandalöse Aussage bleibt unwidersprochen im Raum stehen. Das nicht vorhandene Demokratieverständnis von Lang wird für jeden sichtbar. Die Werbung für Kamala Harris ist exakt dasselbe wie Musks Werbung für die AfD. Beides ist Einmischung aus dem Ausland und man kann dies durchaus kritisch sehen. Es ist mehr als anmaßend von Lang, anderen verbieten zu wollen, für die AfD zu werben.

Auch Norbert Röttgen ist erbost über die Einmischung von Musk. „Er wirbt für eine Partei, die extremistisch und verfassungsfeindlich ist“, poltert er. Eine unsinnige Aussage, da in Deutschland keine verfassungsfeindlichen Parteien auf dem Wahlzettel stehen dürfen. Doch auch hier widerspricht niemand. „Musk sucht sich nützliche Idioten, um Staaten zu destabilisieren“, behauptet Röttgen. Musks Verständnis der freien Meinung ist vielen deutschen Politikern ein Graus. Politiker wie Röttgen und Lang würden am liebsten die öffentliche Meinung politisch steuern.

Für sie ist Elon Musk deshalb ein Dorn im Auge. Zwar fordern CDU und Grüne immer eine breite öffentliche Debatte und Robert Habeck kommt auch an die Küchentische in Deutschland, aber gemeint ist eine Debatte im Sinne des Establishments. Elon Musk simuliert auf X keine Debatte wie weite Teile der deutschen Politik, nein, er füllt sie mit Leben. Er bezieht die AfD bewusst mit ein. An diesem Abend sitzt wieder kein AfD-Politiker am Tisch. Wenn die Öffentlich-Rechtlichen der zweitstärksten Partei einen Platz in der Debatte verweigern, haben sie noch nicht gelernt, dass die AfD an ihnen vorbei im Netz gehört wird.

Trump will Grönland

Das Interesse Trumps an Grönland ist nicht neu. Vor seiner nächsten Amtszeit hat Trump sein Interesse nochmal mit Nachdruck bekundet. „Er haut gern mal sowas raus“, meint der ZDF-Journalist Elmar Theveßen dazu. Trumps Ziel sei es, den US-Einfluss auf Grönland zu vergrößern. „Die USA sind schon auf Grönland“, erklärt Theveßen. Obwohl viele Ankündigungen Trumps oftmals heiße Luft bleiben, sah sich der Bundeskanzler genötigt, auf Trump zu reagieren. Er kritisierte ihn für seine Worte. Ricarda Lang findet die vorschnelle Reaktion von Scholz richtig. „Eine Rückkehr zu Einflusszonen sehe ich kritisch“, meint die ehemalige Grünen-Chefin.

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Gerade mit Blick auf Grönland ist die Aussage von Lang amüsant. Grönland wurde von den Dänen kolonisiert. Es ist eine europäische Einflusszone, weil das dänische Königreich expandieren wollte. Die Insulaner sind nicht freiwillig Teil der europäischen Gemeinschaft geworden, sondern wurden dazu militärisch gezwungen. Wenn Lang also von einer Rückkehr von Einflusszonen spricht, so lässt sich feststellen, dass die Einflusszonen nie weg waren. Europa selbst denkt in Einflusszonen und setzt wie im Beispiel von Grönland auch militärische Mittel dafür ein. Norbert Röttgen sieht die Äußerungen von Trump gelassener. „Trump definiert seine Interessen“, meint der CDU-Politiker. Der kommende US-Präsident wolle damit provozieren, so Röttgen.

Ricarda Lang hält dagegen. „Europa muss dafür kämpfen, eine regelbasierte Ordnung durchzusetzen“, findet sie. Ein an Selbstüberschätzung nicht zu überbietendes Statement. Europa wird in der Welt zurzeit nicht gerade als Schwergewicht wahrgenommen. Ohne den amerikanischen Schutz wäre die europäische Sicherheit undenkbar. Der alte Kontinent ist gar nicht in der Lage, weltweit irgendeine Ordnung durchzusetzen.

Mit grüner Hypermoral kommt man auf dem diplomatischen Parkett nicht sehr weit. Diese Erfahrung musste Annalena Baerbock zu Genüge machen. Wenn Europa ernst genommen werden möchte, muss es die Lage auf der Welt akzeptieren und darf andere Kontinente nicht belehren wollen.

„Die Rolle des Lehrmeisters ist schlecht“, kritisiert Wolfgang Ischinger von der Münchner Sicherheitskonferenz zurecht. Der Zuseher des Talks bekommt nicht den Eindruck, dass die deutsche Politik von der Moralkeule lässt. Röttgen und Lang übertreffen sich in ihrer moralischen Verurteilung von Elon Musk und der AfD gegenseitig. Schwarze und Grüne proben schon mal für die nächste Koalition.


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