Tichys Einblick
Zerstört unser Konsum den Planeten?

Bei Illner: Brand löschen in der Öko-Wohlfühloase

Alle hatten sich lieb in Illners Ökostadl - und auch wir wollen da auf unsere Weise ein dauerhaftes Bekenntnis ablegen zum Schutz des Regenwaldes.

Screenprint: ZDF/maybrit illner

Also, wenn wir es richtig verstanden haben, ist die Lage offensichtlich so: Der Regenwald brennt, und damit diese Dramatik auch der zufällig vorbeikommende Zapper kapiert, diskutierte die Illner-Runde vor einer Landkarte, auf der gleich ganz Südamerika in lodernden Flammen stand. Schuld an den Bränden ist ein gewisser Herr Bolsonaro aus Brasilien. Und Donald Trump. Schuld sind aber auch wir, die wir gelegentlich Fleisch essen, und dieser Weg vom Steak zum Feuer, beziehungsweise umgekehrt, ist nun so kompliziert, dass wir erst einmal die Fachleute in der Runde vorstellen müssen.

Für die Partei, deren einzige Konstante die Sehnsucht nach der Katastrophe darstellt, begrüßen wir Annalena (Ratatata) Baerbock, die ja nun wirklich alles weiß, nicht nur wie die Kobolde in die Batterien der Elektroautos kommen – da sind wir also schon mal auf der sicheren Erkenntnisseite. Unterstützt wird sie vom sanften Physiker und Staatsfunker Ranga Yogeshwar. Der kommt nicht, wie es der Name vermuten lässt, aus Indien, wo es übrigens noch Reste eines tropischen Regenwaldes gibt, sondern aus Luxemburg, er stellte die rhetorische Frage „Warum ist das Thema so groß geworden?“ und gibt gleich die falsche Antwort dazu: Wegen der sozialen Medien und der Satelliten. Richtig wäre gewesen: Wegen der klimahypersensibilisierten Staatsmedien und politscher Profiteure. Hier, gestatten Sie den kleinen Einschub, verehrte Leser, ist gleich Monsieur Macron zu nennen, der den brasilianischen Regenwald am liebsten sofort im Namen der Grande Nation (und Europa) beschlagnahmen würde, um für Löschung und Ordnung zu sorgen, denn „der Regenwald gehört uns allen“.

Als Gegengewicht zu Annalena war Christian Lindner anwesend, dessen Partei im Osten gerade jede Stimme braucht und der auch zu allem was weiß. Dann noch Arndt Günter Kirchhoff von der „Landesvereinigung der Unternehmerverbände vom Homeland NRW“ als Lindner-Support, der singende Sternekoch Nelson Müller aus Breman (Ghana, nicht Nordsee) und Claudia Kemfert, Professorin für Nachhaltigkeit bei Hertie in Berlin, bei der es in der Vita nur so rappelt von Klima, Umwelt, Power to change und Nachhaltigkeitspreisen, das einem normalen Umweltsünder ganz schwindelig wird. Deshalb, und auch weil wir ahnten, was kommt, haben wir zu Beginn der Sendung eine Kiste Krombacher bereitgestellt, denn mit Krombacher legen auch wir ein dauerhaftes Bekenntnis zum Schutz des Regenwalds (Slogan) ab – obwohl wir sonst eher Erdinger Weißbier vorziehen.

Annalena rattert gleich los. „Unsere Erde brennt regelrecht mit“, ruft sie, und „wir müssen das Handelsabkommen mit Brasilien sofort stoppen!“ Plopp. Gleich mal die erste Flasche aufgemacht. Handelsabkommen stoppen? Das ist so gemein! Noch Ende Juni lobte Schonklod Juncker das Handelsabkommen „den größten Deal in der Geschichte der EU“, dieser „historische Moment“ ist der einzige Pluspunkt seiner gesamten EU-Regentschaft – und der soll ihm nun gestrichen werden? Der Hintergrund: Brasilien kauft (Elektro-)Autos und Maschinen, wir Soja und Rindfleisch. Deshalb brandroden die brasilianischen Bauern verstärkt den Regenwald, um Anbau- und Weideflächen zu schaffen. So weit, so Marktwirtschaft.

Höhere Fleischsteuer
Darf’s ein bisschen mehr sein? Aber sicher doch!
Lindner hat eine bessere Idee: Ein anderes Geschäftsmodell für Brasiliens Bauern finden, so wie das ja auch bei den Kohlearbeitern in der Lausitz so vorbildlich funktioniert. Aber Professor Kemfert schießt den Vogel ab: CO2, alle Widrigkeiten des Lebens müssen „ökologisch eingepreist“ werden. Wir hören nur Öko-EURO. Na denn, Prost! Auch die Staatsfunker wollen höhere Lebensmittelpreise, weil sie sonst ihre inflationären Gehälter gar nicht mehr sinnvoll anlegen können, deshalb beißt sich Illner da fest. Baerbock ist, so kurz vor Wahlen, noch etwas vorsichtig mit höheren Preisen und Konsumverboten, deshalb bringt sie erst einmal „45 Millionen Hühner und vier Millionen Schweine, die wir wegschmeißen“ auf den Tisch. Da kann Lindner dann parteipolitisch kabbeln mit: Das liegt an den Haltbarkeitsregelungen, die Oma hätte das früher nicht weggeworfen. Und, ratatata, geht es weiter von Großbauern (müssen weg, wegen Gülle) zu Bio-Bauern, höherer Mehrwertsteuer auf Fleisch. Dann kauft der Deutsche eben billigeres Hühnerfleisch aus Polen, klagt Lindner, außerdem sei Heizen viel schlimmer für die Umwelt. „Umerziehen“ will der Christian durchaus auch, aber nicht über Verbote.

Yogeshwar wirft dann noch in die Runde, dass Fliegen von Köln nach Berlin billiger sei als Bahn fahren – na, deshalb fliegen die Grünen ja auch, wenn immer möglich, Mensch. In Illners Öko-Wohlfühloase bringt nicht mal der Unternehmervertreter die kleinste Missstimmung, schließlich hat er im Homeland NRW gelernt, was sich gehört. Nur bei höheren Steuern, gibt er zu bedenken, wird ihm mulmig, „da man nie wisse, wo die hinfließen“. CO2-Bepreisung sei hingegen ok, wenn das „mindestens europäisch“ geregelt würde. Der Schlaumeier! Prösterchen.

Aus Brasilien wird ZDF-Korrespondentin Katrin Eigendorf zugeschaltet, aber es brennt nix, nicht mal verkohlt ist es da, wo sie steht. Doch sie sei in der Luft gewesen und habe das Elend gesehen, sagt sie. Leider hat sie keine Fotos gemacht.

Lindner ist jetzt bei Erfindern in Sachsen (Wahlkampf!), die dolle alternative Kraftstoffe erfunden hätten, aber da fällt Baerbock nicht drauf rein. Sie will Elektro. Und „Wasserstoff brauchen wir für den Luftverkehr.“ Bumm! Außerdem will sie die Stromsteuer auf Null senken und dafür die CO2-Steuer einführen, die die Bürger aber zurückkriegen. Den Sinn haben wir wieder nicht verstanden, obwohl Lindner diese Rückgabe auch will. Das wird ja was werden. Lindner kann dann noch zwei Bonmots unterbringen – einmal die Kugel Eis von Trittin, die uns die Energiewende angeblich nur kosten würde und: „In die Verbotswelt von Frau Baerbock wird uns kein Chinese folgen.“ Natürlich nicht. Der kauft dann das billige Rindfleisch, wenn Junckers Deal gekippt wird. Am Ende erfahren wir bei Illner vom Unternehmer wenigstens noch, wie Elektro-Autoverkauf in der gelenkten Marktwirtschaft funktioniert. Gibt’s genügend Ladesäulen, kauft er, wenn nicht, nicht. Das wissen die Norweger schon lange. Mann, Mann, Mann! Also wir geben uns jetzt die Kante.

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