Nur noch wenige Tage bis zum großen Wahltag. Ich bin … naja … nicht so wirklich gespannt. Sagen wir die Begeisterung hält sich in Grenzen. Nur persönlich zur Wahl zu gehen, darauf habe ich wert gelegt. Seit ich nach Berlin gezogen bin, sind schon so viele Briefe verloren gegangen, dass ich den hiesigen Postboten ganz sicher nicht den kleinen Fetzen der von meinem Mitbestimmungsrecht in dieser Republik noch übrig geblieben ist, anvertrauen werde. Allerdings weiß ich auch nicht, was mit meinem Stimmzettel passiert, wenn den Wahlhelfern hier auffällt, dass ich nicht die MLPD gewählt habe.
Klar, da war nichts wirklich aufregendes zu erwarten, schließlich werden sonst Kandidaten wie Lauterbach und Co. ja nicht umsonst eingeladen. Wenn zu viele Leute zusammenkommen, die sich und alles um sich herum viel zu wichtig nehmen, braucht es schon einen Draufgänger, der die Zuschauer vom einschlafen abhält. Doch dieses Mal geht man bei den Einschaltquoten mehr so auf Nummer sicher: wenn man die Zuschauer beim 20:15 Programm schnappt, dann ins Abendprogramm mitzieht und dort direkt auf der Couch einschlafen lässt, stehen die Chancen gut, dass sie erst um Mitternacht aufwachen und merken, dass der Fernseher noch läuft. Dass sonderlich viele Zuschauer bis zum Übergang zu Lanz durchgehalten haben, bezweifle ich, aber dem ZDF kann es ja egal sein.
Und langsam aber sicher fallen die Augen zu
Und zu jeder anderen Sendung wäre es mir auch egal gewesen. Aber in der letzten Sendung vor der Wahl? Wenn wir drei Tage vor dem Tag, an dem fünf entscheidende Wahlen stattfinden, nichts zu diskutieren haben, wozu noch wählen gehen? Und es war ja auch nicht so, als wären sich alle einig gewesen, weil der Gewinner sich schon klar abzeichnet. Die unterschiedlichen Gäste hatten schon unterschiedliche Meinungen – das hat man aber nur gemerkt, wenn man ganz genau hingehört hat. Keiner hat klar verständlich seine Sicht vorgetragen, Meinungsverschiedenheiten wurden nicht diskutiert.
Ich habe die Theorie, dass die Briefwahl an dieser Flaute zumindest eine Mitschuld trägt. Ich würde mal sagen, dass zumindest die Mehrheit der Anwesenden in der Sendung schon längst per Briefwahl für die Parteien abgestimmt hat, die ihre Pöstchen sichern und ausbauen werden. Dann gibt es kaum noch einen Grund, sich auf den Wahltag zu freuen. Wäre er nicht noch für ihre Arbeit von Relevanz, könnten sie den Tag ebenso gut gemütlich verschlafen. Genauso wie die Zuschauer ihre Sendung.