Tichys Einblick
Bei Maybrit Illner

„Mutter Erde ist krank“ – die Klimaesoterik-Kombi nutzt die Hochwasserkatastrophe für ihren apokalyptischen Tanz

Hoch oben im Elfenbeinturm sitzen Karl Lauterbach und Eckart von Hirschhausen und sinnieren über den Klimawandel. Die Hochwasserkatastrophe ist natürlich die direkte Folge. Der Verlierer des Abends: Die ZDF-Redaktion. Wer hat bloß diese Gästeliste zusammengestellt?

Screenshot ZDF: Maybrit Illner

Wir alle haben uns gewünscht, dass es mal ein anderes Thema als Corona in den Talkshows zu hören gibt, und dieser Wunsch wurde uns nun erfüllt – nur leider überhaupt nicht so, wie wir uns das vorgestellt haben. Es geht um den Klimawandel.

Was Deutschland jetzt bewegt, ist ein Hochwasser, das bereits viele Menschenleben gekostet hat und vielen ihr ganzes Hab und Gut genommen hat. Und obwohl Hochwasser, Sturmfluten etc. keineswegs neue Phänomene sind, gibt es ein politisches Spektrum, das sich nicht zu schade ist, diese Katastrophe für ihre Zwecke auszuschlachten. Und Illner ist sich nicht zu schade, dem eine Plattform zu bieten. Und sie ist sich auch nicht zu schade, Karl Lauterbach schon wieder einzuladen. Mit einer Sendung Unterbrechung (an dem Tag war er bei Lanz) ist das seine vierte Sendung in Folge bei Illner. Inzwischen frage ich mich, ob Karl Lauterbach entweder in der Abstellkammer des ZDF wohnt, ob er einen festen Vertrag abgeschlossen hat, oder ob er nicht vielleicht pikante Geheimnisse über das ein oder andere hohe Tier beim ZDF kennt und sich so seinen Platz in den Shows sichert. Wie auch immer: bei der Affäre zwischen ZDF und Karl Lauterbach geht es nicht mehr mit rechten Dingen zu, das ist auch nicht mehr gesund.

Sendung 15.07.2021
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Egal ob Karl Lauterbach einfach gerne den Moralapostel spielt, oder ob er es genießt, wenn die Menschen ihn um Hilfe bitten: bei seiner Wortwahl, bei der Art wie er – egal zu welchem Thema, wie wir jetzt sehen – immer den Teufel an die Wand malt und extreme Forderungen stellt, kann ich guten Gewissens sagen, dass er Krisen und Katastrophen ausschlachtet. Denn seine Art mit ihnen umzugehen, ist keineswegs mehr besonnen oder realistisch. Er sagt in der Sendung auch selbst: „Ich bin in der Tendenz sehr pessimistisch“, wenn er über die Hochwasser spricht.
Nachdem Lauterbach jetzt anderthalb Jahre lang vor Corona gewarnt hat, als würde uns das Virus alle ausrotten, muss er sich jetzt zumindest keine Mühe mehr machen, sich neue Szenarien und Textbausteine auszudenken, er recycelt die alten Phrasen einfach.

Der Kollege Eckart von Hirschhausen ist auch da und setzt sogar noch einen oben drauf. Auch er hat aus Corona gelernt und auch er verwertet die Schreckensszenarien einfach wieder. Sie können sich sicher noch an das Thema Übersterblichkeit im Bezug auf Corona erinnern? Nun halten Sie sich fest, denn der gute Eckart verriet gestern bei Illner, dass tatsächlich noch mehr Menschen im Sommer letzten Jahres an Hitze als an Corona gestorben sind. Das betrachtet er allerdings nicht als Entwarnung für Corona – sondern als ganz besonders schlimme Folge des globalen Klimawandels. Da bin ich einfach nur überrascht, dass wir noch nicht ausgestorben sind. Das meiste davon hätte man sich schon denken können, aber die beiden sagen das in einem bedrohlichen Ton, der garantiert einigen leichtgläubigen ZDF-Zuschauern in der darauffolgenden Nacht den Schlaf rauben wird.

Lauterbach und Hirschhausen tanzen zu eingeblendeten brennenden Wäldern im Hintergrund schamlos ihre apokalyptischen Tanz. „Mutter Erde ist krank“ sagt Hirschhausen, das will er aber nicht als „esoterisches Gewäsch“ verstanden wissen. Na klar. Hirschhausen beginnt uns zu erzählen, dass unser Gehirn nun mal nur 42 Grad aushalte, so als ob die Bedrohung des Klimawandels wirklich darin bestünde, dass unsere Gehirne verdampfen. Die Priorisierung von Wirtschaft gehe ihm so richtig „auf den Sack“. Ach so und nicht vergessen: Immer auf die Wissenschaft hören. Sofern es jedenfalls die Wissenschaft ist, die das gleiche sagt wie Sir Eckart. Mein Opa hat früher immer gesagt: „Das wovon die Menschen am meisten reden, tun sie am wenigsten“ und ich muss immer wieder feststellen, wie recht er damit hatte.

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Während aber seine Exzellenz von und zu und Karl Lauterbach weiter als nüchterne Wissenschaftler gefeiert werden, die das Wohl anderer über ihr eigenes stellen, steht Armin Laschet, der auch bei der Sendung zugeschaltet war, wieder mal im Kreuzfeuer der Linken. Sein Verbrechen? Er ist zu den betroffenen Gebieten gefahren, hat sich vor Ort ein Bild gemacht und ist von dort aus in Regenjacke und Gummistiefeln auch bei Bild zugeschaltet gewesen. Deshalb wird ihm nun vorgeworfen, er würde die Krise für seine Zwecke ausnutzen. Ironisch angesichts dieser Runde. Klar bringt es ihm Sympathiepunkte ein, wenn er mit Gummistiefeln in der Flut steht, statt im Anzug im Studio zu sitzen. Allerdings: Was würde man sagen, wenn er das nicht getan hätte?

Trotzdem stellt sich die Spiegel-Journalistin Christiane Hoffmann bei Illner hin, und freut sich, dass Laschet ja heutzutage kein Kapital aus dem Hochwasser schlagen könne, da man ja jetzt immer im Hintergrund habe, wie wenig seine Partei gegen den Klimawandel getan habe.

Am Ende des Tages sollte ich mich fragen, warum ich überhaupt noch irgendetwas nicht ganz so Furchtbares von dieser Sendung erwartet habe, dass meine Erwartung immer noch unterboten werden konnte. Schließlich haben wir da Laschet, der in diesem Klima eine Wahl gewinnen will, dann Eckart von Hirschhausen, der ja schließlich bei „Scientists for Future“ ist, genauso wie Karl Lauterbach. Dann eine Spiegel-Autorin, der Klimaexperte der CDU und Claudia Kemfert, die unter anderem das Buch „Mondays for Future“ geschrieben hat. Es ist, als hätte der Redakteur von Illner „Klimaaktivisten“ in die Google-Suche eingegeben und die ersten fünf eingeladen, die ans Handy gegangen sind. Und Karl Lauterbach geht immer.

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