Jeder ist schon mal mit den Zügen der Deutschen Bahn AG (Inhaber Deutschland zu 100%) gefahren oder kennt jemanden, der das getan hat. Vielleicht ist dabei auf der Strecke auch die Klimaanlage ausgefallen, hat‘s beim WC geklemmt, war das Bier aus oder zu warm. Vielleicht kam der Zug zu spät oder gar nicht. Jedenfalls ist die Bahn, wie das ganze Land, da stehengeblieben, wo Merkel es einst übernommen hat – alles in allem ein beklagenswerter Zustand. Oder man nimmt es mit Humor, wie es die Autoren von „Senk ju vor träwelling“ getan haben – Danke, dass Sie mit der Bahn gefahren sind.
Seit Dr. Angela Merkel und ihre Spießgesellen nun wild entschlossen sind, das Weltklima in Deutschland zu retten, fällt das Scheinwerferlicht erneut auf die Bahn. Denn der Bürgende (besser als Bürger m/w/d) soll gefälligst sein Auto nach Afrika verkaufen und stattdessen den staatlichen Personen-nah-und-fern-Verkehr nutzen.
Was soll er auch sagen? Sein Handlungsspielraum ist arg begrenzt, denn längst haben unsere Parteien (bis auf eine) die Bahn als Beförderungsort für abgehalftertes Personal entdeckt. Nehmen Sie nur als pars pro toto Ronald Pofalla, der als „Generalbevollmächtigter für politische und internationale Beziehungen“ bei der Bahn eine Anschlussverwendung gefunden hat für ein Jahresgehalt von 1,2 Millionen Euro (so viel wie die Jahreslöhne von 36 Lokführern oder 40 Stellwerkern). Oder kennen Sie noch Jürgen Rüttgers?
Dem reichte die Rente als Ministerpräsident vom Homeland NRW offenbar nicht, so verdingte er sich als „Berater“ für mindestens 220.000 Euro bei der Bahn. Darüber hinaus, so berichtet „Bild“, gab es zwei weitere Beraterverträge mit Rüttgers, „die horrende Tagessätze von 7.500 Euro pro Tag vorsahen – wie viele Tage Rüttgers abrechnete und für welche Tätigkeit, ist unbekannt“. Das alles kam bei Plasberg natürlich nicht vor.
Bahnchef Lutz hat jedenfalls die neuen politischen Zeichen der Zeit bestens erkannt, und macht die laut Presse neuerdings superheißen Sommer verantwortlich, „denn die alten Züge sind für diese Temperaturen nicht geeignet“. Klima ist eben die neue Ausrede; früher waren es nur Sommer, Herbst, Winter, Frühling. Da klatscht das Publikum verständnisvoll und Anton Hofreiter muss schweigen. Wenn Sie, verehrter Leser, sich gelegentlich sorgen, dass Ihr ICE zu 100% mit Ökostrom betrieben wird, obwohl wir doch viel zu wenig Windkraftanlagen haben – keine Sorge, der Strom kommt aus ganz üblichen Quellen, die Bahn kauft nur entsprechende Zertifikate dazu. Diese Werbemaßnahme sei vom Bundesumweltamt anerkannt, sagt Lutz.
Die Studentin Judith Henke – derzeit sind junge Damen in den Talkshows Pflicht – durfte dann ihre Erlebnisse mit der Bahn schildern, genauso wie die üblichen von Brigitte vorgetragenen Zuschauerrreaktionen. Die Zielgruppe der betuchten Bahnreisenden wurde mit der „Schwarzen Mamba“ (Jahresbahncard 100%) für 4.000 bis 7.000 Euro angesprochen – hier empfehlen wir dem geneigten Leser das schönste Stück zum Thema: Googeln Sie Schwarze Mamba und Harald Schmidt. Micky Beisenberzens Bahn-Humor war da eher schlichter, allerdings entschuldigte er sich für die Bezeichnung der Bahn als „gottverdammte rollende Schei…“.
Und die Moral von der Bahn-Geschicht‘? Findest du im Staatsfunk nicht. Doch, halt! Allerdings nur im Comedy-Format.
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