„Aktivisten“ fielen vom Baumhaus, ein paar Dutzend Polizisten verletzt – aber jetzt soll erst mal Pause sein, weil das Oberverwaltungsgericht in Münster einen entsprechenden Spruch getätigt hat. Ob es der Bechsteinfledermaus hilft, deretwegen das Gericht den Stopp verhängte? Wohl kaum, denn die militanten Aktivisten aus der Gattung der Linksprügler und Notdurftwerfer sind bereits mit dem Wiederaufbau ihrer Besatzerhütten beschäftigt. Bei Anne Will ging es aber eh nur dem Namen nach um „Wald oder Kohle? Streit um den Hambacher Forst“. Bald sind Wahlen in Bayern und Hessen, daher bekamen CDU, FDP, Grüne und sogar die SPD Gelegenheit zur Selbstdarstellung.
Seine Ausgangslage war denkbar günstig, trotz der zigtausend Sonntagsdemonstranten im Hambacher Restforst. Denn seine Regierung hatte nur in die Tat umzusetzen versucht, was Rot-Grün zuvor beschlossen hatte. Weil seine Partei mit der SPD auf Bundesebene koaliert und er zu denen gehört, die das in Zukunft mit den Grünen wollen, hatte Armin eigentlich keinen Duellanten, außer der Aktivistin Antje Grothus, der die Aktionen gegen die Braunkohle einen Sinn im Leben und sogar einen Sitz in der „Kohlekommission“ verschafften, und die ihrerseits Laschet direkt anging wie ein Kampfhund (allerdings mit Maulkorb). Hier konnte Armin den Staatsmann geben. Sechs Jahre Angriffe aus Baumhäusern habe es gegeben, gleichzeitig seien 3.900 Hektar Wald abgeholzt worden unter Rot-Grün. Das Verwaltungsgericht fand seine Maßnahmen „überzeugend“, das Oberverwaltungsgericht jetzt plötzlich nicht. Nun gut, ist eben erst mal Feierabend.
Bei den Grünen war eigentlich egal, wen sie schicken, weil ihre Wähler bestimmte Dinge sowieso nicht in die Birne kriegen. Dass die Grünen bei 90% des Forstes mitgeholzt, Räumungsentscheidungen mitgetragen hatten – vergessen, weil die Grünen gleichzeitig mitprotestierten. Und weil Logik nicht zur Kernkompetenz grüner Wähler gehört, dürfte es kaum geschadet haben, dass der Hofreiter Anton bei Anne Will saß. Ja, so der Anton, da habe man sich „jahrelang herumgeärgert“ wegen der Braunkohle, eigentlich wollen die Grünen alles zumachen, Kohle-, Gas- und Kernkraftwerke. Nur Wind und Sonne sollen es sein. Als er noch ein junger Bursche war, hätte er gelesen, RWE habe behauptet, maximal 4% könne die alternative Energie beisteuern, heute seien es 40% (zu welchem Preis – volkswirtschaftlich wie für Private – das weiß der Anton nicht, ist ihm auch gleichgültig). „Wir verkaufen sogar Strom!“ verkündete er dann stolz. Ja, Anton, aber nur, wenn gerade arg der Wind weht und die Sonne kräftig scheint, dann verschleudern wir den Strom, weil wir ihn nicht speichern können. Lassen wir das, wir sind ja schließlich kein Nachhilfelehrer. Auffallend, selbst die grüne Jugend döste vor sich hin, bis der Anton das Schimpfen begann, da gab’s sofort Applaus.
Tja, hätte die SPD mal nur ihr Mitglied Michael Vassiliadis ins Rennen geschickt, der Chemielaborant saß aber als Vorsitzender der IG Bergbau, Chemie, Energie am Tisch. Seine Parteimitgliedschaft wurde nur am Rande erwähnt. Jedenfalls verwies der Gewerkschafter auf 3.000 Mitarbeiter, die wegen der Energiewende bereits entlassen seien und auf die Ängste der 4.600 Bergleute und Kraftwerker, die „einen guten Job für Deutschland“ (darf der das sagen als Genosse?) machten und deren Arbeitsplatz nun gefährdet seien. Beim Hambacher Forst sei „alles genehmigt“ gewesen (wie die Dieselfahrzeuge auch). Die Unternehmen seien jedenfalls wegen der Energiewende sehr verunsichert. Ein Ausbau der alternativen Energie ohne Netze sei wie Autos bauen ohne Straßen. „Ingenieure und Techniker denken, was machen die denn da bloß?“ Nicht nur die.