Was soll bitte dabei herauskommen, wenn zwei Repräsentanten der Atlantikbrücke, die immer noch voll im Stellungskrieg auf der Clinton-Linie steckengeblieben sind, ein Sympathisant ebendieser Organisation, eine Vertreterin der Linkspartei und eine Staatsfunkerin uns die Lage in Syrien erklären wollen, für die selbst der schwer vermisste Peter Scholl-Latour eine eigene Sondersendung gebraucht hätte? Nichts. Außer: Trump ist schuld.
Generalleutnant a. D. Ben Hodges darf absprachegemäß den US-Rückzug von 50 Mann aus dem Grenzgebiet zur Türkei als „verhängnisvollen Fehler“ bezeichnen, die ARD-Korrespondentin im Iran, Natalie Amiri, darf uns erklären, dass Trump „keine Ahnung von der Region hat“, „planlos“ sei, und „nicht zuhört“. Jedenfalls hört er wohl nicht mal Norbert Röttgen von der CDU zu, obwohl der regelmäßig in den USA ist. Jedenfalls war unser Herr Röttgen genauso überrascht vom Waffenstillstand am Donnerstag wie sein Kollege im US-Senat. Und die „13 Punkte“, die die Waffenruhe regeln, sind „der Tiefpunkt amerikanischer Außenpolitik“ – dafür bekommt Röttgen Beifall vom sorgfältig ausgesuchten Publikum.
Wolfgang Ischinger, wie Röttgen von der Atlantik-Brücke, wollte denn auch nicht behaupten, Trump habe sich über den Tisch ziehen lassen, „es ist ja noch im Fluss“, außerdem wollten die Amis sich auch schon vor Trump aus Syrien zurückziehen. Hört, hört. Trotzdem beteiligt er sich am Trump-Bashing, schließlich sitzt er ja nun im Staatsfunk.
Völlig zur Farce wird die Sendung dann, als die Rolle der EU im Konflikt angesprochen wird. „Hätte Europa…?“ fragte Will irgendwas. „Natürlich“, sagte Ischinger. „Die Amerikaner haben schon 2011 eine Schutzzone für die Kurden – gemeinsam mit der EU – vorgeschlagen.“ Schweigen am Brüsseler Buffet. Nicht mal einen Sondergesandten gebe es. „Jetzt ist es zu spät“. Assad sitze im Sattel, und Ischinger bemitleidet schon den deutschen Botschafter, „der dem Massenmörder die Hand schütteln muss“.
Es blieb Frau Dagdelen von der kommunistischen Partei überlassen, eine weitere Ursache des aktuellen Konflikts zu benennen. Die Regime-Change-Politik der Amerikaner vor Trump. Mit „Assad muss weg“ und Waffen für Aufständische, die EU immer im Schlepptau. Außerdem sei der IS erst durch die US-Politik im Irak entstanden.
Man hätte genauso gut einer Diskussions-Sendung im isländischen Fernsehen zuschauen können, ohne isländisch zu verstehen. Bei Will plauderten Blinde über Farben. Dass die EU „diplomatisch ein Nobody ist, und militärisch nichts auf die Reihe kriegt“ (Ischinger) wussten wir auch vorher. Dass Trump einen Waffenstillstand hinbekam – wofür Obama wahrscheinlich seinen zweiten Friedensnobelpreis bekommen hätte – strich keiner der Ideologen positiv heraus. Ischinger erklärte Röttgen wenigstens, dass das Wort durchaus mächtiger als das Schwert sein kann (mit ein bisschen Pinke Pinke). Denn Trump könne tatsächlich die türkische Wirtschaft vernichten. Deshalb pariert Erdogan eben im Moment.
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