Antisemitische Hetze auf Deutschlands Straßen - Angriff auf Synagogen - Gewalt gegen Menschen: kein Thema für „Anne Will“. Stattdessen nichts Neues von der Corona-Front.
Ganz bewußt hatte ich dieses Mal nicht in den Programmhinweisen der Sonntagszeitungen oder des ARD-Programms nachgesehen, ob es bei der angekündigten Gästeschar bei Anne Will geblieben ist. Ich wäre jede Wette darauf eingegangen, dass das wirkliche Skandal-Thema der vergangenen Tage zur Diskussion gestanden hätte. Immer wieder kam es in den vergangenen Jahren zu antisemitischen Aufmärschen, bei denen judenfeindliche Parolen skandiert wurden, Al Quds Demos wurden immer wieder in Berlin genehmigt – seit Ende der Nazi-Zeit wurden auf Straßen in Deutschland nicht in diesem unfassbaren Ausmaß derartig antisemitische und menschenverachtende Hetzparolen herausgeschrien wie nun.
In gleich mehreren Städten hatte sich ein aus radikalisierten und fanatischen Palästinensern und dem harten Kern der radikalen Linken bestehender Straßenmob zusammengerottet, um nicht nur gegen den Staat Israel, sondern generell gegen Menschen jüdischen Glaubens Stimmung zu machen. Es blieb nicht bei volksverhetzendem und kriminellem Gebrülle, es brannten israelische Fahnen und in Berlin wurden Gruppen jüdischer Menschen, wie der „Tagesspiegel“ am Sonntag berichtete, auf offener Straße angegriffen. Grund: Man hatte sie durch Davidstern-Anhänger an ihren Halsketten als jüdisch identifiziert. Das reichte den Angreifern aus, um zuschlagen zu wollen. Gerade von Frau Will, und noch mehr von den Programmverantwortlichen, musste man erwarten, dass das Thema aufgrund dieser Brisanz kurzfristig geändert wird. Warum das nicht geschehen ist, sollten Kraft ihres Amtes die Intendanten, aber auch die Rundfunkräte, schleunigst klären.
Man könnte aber auch auf die Idee kommen, dass, ähnlich wie bei den Vorkommnissen der legendären Silvesternacht auf der Kölner Domplatte, irgendjemand von ganz oben ein Signal zur Mässigung gesendet hat. So wie damals das Kanzleramt kein Interesse hatte, auf das so gar nicht zur „Willkommenskultur“ passende Verhalten junger arabischer Männer gegenüber rund 700 angegriffener Frauen öffentlich zu informieren. Noch heute kommt einem die Meldung in den Frühnachrichten des öffentlich-rechtlichen Rundfunks am Neujahrsmorgen wie ein übler Scherz vor. So verkündete beispielsweise der WDR, mit Sitz in Köln, dass die Silvesternacht ruhig und ohne besondere Vorkommnisse verlaufen sei.
„Die Wahrheit ist das, was uns nützt. Wenn die Tatsachen nicht zur Ideologie passen, ist es die Schuld der Tatsachen.“ Kein Geringerer als der von vielen Neu- und Altlinken immer noch angehimmelte Wladimir Iljitsch Lenin hatte in seinem Werk „Was tun“ seinen Propagandisten dies als Leitlinie für ihren Weg mitgegeben. Man kann schon verstehen, daß es den Befürwortern der Masseneinwanderung, speziell aus dem Nahen Osten und Nordafrika, unangenehm ist, dass eine wesentliche Ursache wachsender antisemitischer Straftaten auf die gestiegene Zahl radikal-islamischer Zuwanderer zurückzuführen ist, die den Hass auf Israel und die Juden schon von frühester Kindheit eingehämmert bekommen haben. Fehlanzeige – für Will und die ARD kein Thema!
Aber noch ein zweites Thema hätte ich mit Blick auf journalistische Fairness und erforderliche späte Einsicht erwartet. Am davorliegenden Sonntag war der ehemalige Chef des Bundesamtes für Verfassungsschutz (untadelig über 12 Jahre) und heutige Direkt-Kandidat der CDU für die Wahlen zum Deutschen Bundestag am 26. September aufgestellte Hans-Georg Maaßen von einer Vertreterin der Fridays for Future-Bewegung in Abwesenheit als Antisemit geschmäht worden. Der ebenfalls in der Runde sitzende neue CDU-Bundesvorsitzende Armin Laschet wies diese Anschuldigung zurück und verlangte Belege dafür. Solche konnte die Luisa Neubauer allerdings nicht aufbieten. Auch Anne Will höchstpersönlich erklärte, dass sie solche gerade ebenfalls nicht finden könne, während sie in einem Wust von Zetteln suchte. Das Thema zog sich dann in den deutschen Medien mit immer neuen Attacken, freilich auch ohne Belege, gegen Maaßen hin, der selbst Derartiges zurückgewiesen hatte.
Jeder, der noch ein wenig Sinn für Anstand und gesitteten Umgang hat, musste damit rechnen können, dass man in der gestrigen Folgesendung dem Angegriffenen eine Chance zur Richtigstellung gegeben hätte, auf jeden Fall spätestens jetzt Belege für die ungeheuerlichen Vorwürfe der Judenfeindlichkeit vorgelegt hätte oder sich andernfalls entschuldigen müssen. Doch offensichtlich kennt man im Hause Will keine journalistische Tugenden. Man stelle sich nur einmal vor, gestern Abend hätte irgendein Teilnehmer den SED-Funktionär Dietmar Bartsch als Vertreter der DDR-Diktaturpartei und der Mauermorde bezeichnet, der zudem in der Wendezeit und danach gemeinsam mit Gregor Gysi das Bestehen der SED absicherte und alles dafür tat, dass es den Alt-Genossen auch in Zukunft finanziell gut gehen würde.
Zum Verständnis: Die SED als Staatspartei der DDR wurde niemals aufgelöst, da hätte sie nämlich in einer Endbilanz alle Finanzen offenlegen müssen, sondern immer wieder lediglich umbenannt. Insofern ist die Linkspartei die SED. Eine gute Frage an Bartsch wäre auch gewesen, wie er denn dazu steht, dass die neue Bundesvorsitzende der Linkspartei, Janine Wissler, eisern an ihrem Ziel festhält, „das System der Bundesrepublik aus den Angeln zu heben“. Ist das eigentlich verfassungstreu? Ein Aufschrei der Entrüstung wäre durch das linke Mediendeutschland gegangen, und wahrscheinlich hätte sich Will noch vor Ende der Sendung vor Bartsch auf den Boden geworfen und um Abbitte gebeten.
In der Sendung selbst ging es um das Dauerthema Inzidenzwert und wie man jetzt den Lockdown weiter öffnen könne. Was aus der Runde kam, waren die bekannten Positionen, wobei zwei Gäste argumentativ herausragten. Die Vorsitzende des Hotel- und Gaststättenverbandes, Ingrid Hartges, wies auf eine Studie hin, nach der von 600.000 „Infektionen” (positiv Getesteten) nur 3.100 dem Hotel- und Gaststättengewerbe zuzuordnen waren. So etwas nennt man sektorale Analyse, die von Beginn der Pandemie an immer wieder vergeblich für viele Bereiche eingefordert wurde. Wäre dies geschehen, hätten enorme wirtschaftliche Schäden vermieden werden können. Als zweiter ist der mittlerweile zum „eisernen Ritter“ der FDP gewordene Wolfgang Kubicki zu nennen, der die Position seiner Partei auf den kurzen Nenner brachte: „An erster Stelle stehen in einer Demokratie die Grundrechte des Einzelnen. Jede Einschränkung muss sofort aufgehoben werden, wenn die Gründe dafür entfallen.“ Die Mitbewerber sollten sich daran erinnern, wenn sie sich über die wachsenden Zustimmungswerte für Kubickis Partei wundern.
Zum Ende noch etwas zum Schmunzeln: Aus Versehen sprach Frau Hartges die Gastgeberin Anne Will mit Frau Illner an. Etwas pikiert entgegnete Will: „Naja, wir sehen ja auch so ähnlich aus.“ Tatsächlich ähneln sich beide Sendungen sehr häufig wie Blaupausen: Konsequent links, konsequent tendenziös.
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