Was man bisher weiß: Der Begriff „Obergrenze“ ist vom Tisch, aber es soll eine Begrenzung des „humanitären Zuzugs“ (was, zum Teufel, heißt das nun wieder?) geben. Auf – Horst, halt mich fest! – 200.000! Außer, es kommen mehr „Flüchtlinge“ und es regnet. Oder schneit. Knapp 12 Stunden brauchte Angela Merkel, um Horst von oben bis unten einzuseifen, abzuduschen und wieder nach Hause zu schicken. Vielleicht haben sie aber auch nur Pizza gegessen und Scrabble gespielt. „Obergrenze“ als Wort gilt nicht mehr, Horst, dafür darfst du „humanitärer Zuzug“ als ein Wort anlegen.
Wahrscheinlich feiern die Merkel-Medien Horst nun als „Mister 200.000 Volt mit Kompromissbereitschaft“. Bei der CSU dürften allerdings nicht wenige bestätigt sehen, was Peter Gauweiler schon vor der großen Schwesternsause feststellte: „Die CSU kommt mir zurzeit vor wie jemand, der vor einem Zug steht und warnt: ‘Der fährt in die falsche Richtung!‘ – und sich dann dort in den Speisewagen setzt.“
Hans-Peter Friedrich gehört zur Speisewagen-Fraktion. „Es geht nicht um Begriffe“, sagt er bei Anne Will. Und „wir beweisen, dass wir unseren Bayern-Plan auch durchsetzen können, weil wir eine eigenständige Partei mit bundespolitischem Anspruch sind.“ Hört, hört!
Nun hieß das Thema bei Anne Will „Zwischen Mitte und rechter Flanke – Wohin steuert Merkel Deutschland?“. Aber weil die Horst-Frage deutlich interessanter war, wartete Anne Will gespannter auf die Berichte von einer „Tina“ vor dem Konrad-Adenauer-Haus als auf interessante Wortbeiträge ihrer Gäste. (ah, kommt bald Resi aus München und wird von Chantal aus Washington schalten?) Deswegen haben wir Tinas Berichte vorgezogen, und können wenigstens schon sagen, wohin Merkel die CSU steuert: an die Wand.
Auch Gregor Gysi blieb deutlich unter seinen Möglichkeiten. „Zickenkrieg“ bei CDU und CSU, „Es rollt eine neue Zeit auf uns zu, und wir müssen die Wähler und Wählerinnen darauf vorbereiten“, „Opposition ist Zeitgeist“, „Du bist nicht links, wenn du nicht alle Armen auf der Welt lieb hast“ – damit lässt sich auch im Osten kein Blumentopf oder AfD-Wähler gewinnen, auch nicht wenn die Linke da „eine Ortsgruppe bilden“ will.
Da fiel es Mrs. Barley bei Anne Will wie Schuppen von den Augen, und entgeistert sprach sie: Wenn man Merkel nach der Wahl gesehen und gehört hat, und sie tat, als habe sie nicht verloren, sondern gewonnen – so macht das total Sinn!
Kra-Ka konnte trotz der Fakten noch „Nein, nein! Ich war doch dabei!“ ausrufen, dann würgte Anne Will das Thema zu Ungunsten ihrer Busenfreundin Angela schnell ab. Und leitete zu einer dieser unsäglichen Bertelsmann-Studien über, an denen sich schlichtere Gemüter gern argumentativ festhalten in diesen unruhigen Zeiten.
Wieder half nur Alexander über die aufkommende Trübsal hinweg: „Wir sind überhaupt nicht so modernisiert, wie hier getan wird“, stellte er klar (in der Tat, beim Internet rangiert Good Old Germany auf einer Stufe mit Tunesien). Man möge zudem aufhören, die Wähler ständig zu pathologisieren. Für ihn begann die Wählerwanderung Richtung AfD mit Merkels Talkshow-Satz: Wir können die Grenzen nicht mehr schützen. Was uns wieder zum Anfang dieser kleinen Geschichte führt.
Wie sagte H.P. Friedrich so schön und so wahr: „Die Wähler meinen, es kann doch nicht sein, dass der Staat die Kontrolle über seine Grenzen verliert und nicht weiß, wer hier ist, und nicht sagen kann, wer bleiben darf.“ Dummerweise soll aber im Horst & Angie-Papier der Satz stehen, es solle „keine Zurückweisung an der deutschen Grenze geben“. Wenn der Horst seinen Parteifreunden das logisch erklären kann, wäre er ein Genie der Mathematik: Er hätte die Quadratur des Kreises gelöst.