In „Asterix erobert Rom“ müssen Asterix und sein bester Freund in längsgestreiften Stretchhosen, Obelix, 12 Aufgaben bestehen, um sich in einer von Julius Cäsar erdachten Prüfung als Götter zu beweisen. Die unbeugsamen Gallier im steten Widerstand gegen das Großreich Rom. Die allergrößte Aufgabe, die wirklich allergrößte Aufgabe ist etwas, was Sie und ich jeden Tag bewältigen müssen.
Asterix und Obelix sollen antreten gegen einen Sprinter aus Marathon, gegen einen persischen Speerwerfer und einen Ringkämpfer. Der Insel der Freude mit hübschen Sirenen en masse widerstehen sie ebenso wie den Hypnotisierungskünsten des ägyptischen Zauberers Isis. Obelix haut problemlos alle Speisen weg, die ihm der Koch der Titanen vorsetzt und der infolgedessen unter Tränen das Weite suchen muss. Die beiden müssen in der Höhle der Bestie übernachten, ohne vor Angst zu vergehen. Mehr noch: Gegen eine Gespensterdivision in der Ebene der Toten bestehen. Einen Fluss auf einem unsichtbaren Seil überqueren, in dem eine Horde hungriger Krokodile lauert.
Das Haus, das Verrückte macht
Die weitaus spannendste Prüfung erwartet unsere Helden aber dann in einer Stadt. Sie müssen den „Passierschein A38“ aus der dortigen Präfektur besorgen, im „Haus, das Verrückte macht“, wie ihnen der von Rom gestellte dröge Begleiter und Protokolleur Caius Pupus erklärt. Noch auf der Strasse sehen sie jede Menge verrückt gewordene Menschen, die sich singend in ihrer Badewanne durch die Strassen tragen lassen. Ein Mann zieht sein Pferd in einer Kutsche hinter sich her, ein weiterer jagt mit erhobener Axt seiner Frau nach, die sich auf der Flucht vor ihm wie ein gackerndes, flatterndes Huhn gebiert. So weit, so gut.
Noch positiv gestimmt, diese Aufgabe locker mit links zu meistern („Das ist ja nur eine verwaltungstechnische Formalität“), begeben sich unsere Helden siegesgewiss in das Haus, das Verrückte macht. Eingangs treffen sie auf einen älteren schwerhörigen Mitarbeiter, der sie sogleich in den Hafen schicken möchte, da er partout nicht „Passierschein A38“ sondern „Eintragung einer Galeere“ versteht. Oder verstehen möchte. Nach einigem hin und her schickt er sie los zu ihrem ersten Gang durch das Haus, Zum Schalter 1. Erster Stock, erste Tür auf der rechten Seite. Angekommen stellen beide fest: Da gibt es keine Tür auf der rechten Seite, was Obelix noch mal extra durch akkurates Abfühlen der Wand an der Stelle bestätigt.
Hinter der Türe auf der gegenüberliegenden Seite hält sich ein besonders erstaunlicher Anblick für die beiden bereit. Nachdem sie schroff zurecht gewiesen werden (in typischem Behördensprech, den wir alle schon mal erlebt haben), werden beide in den sechsten Stock geschickt, wo sich (sehr praktisch) der Übersichtsplan befindet, auf dem sie sehen können, wo sich Schalter 1 denn nun befindet.
Gleich Mäusen in einem Labyrinth, werden die beiden von A nach B, von B nach Y geschickt, nur, um von dort wieder nach M, N und O weitergeleitet zu werden. Sie rennen die Treppen atemlos hoch und wieder runter, gehen von Etage zu Etage, eilen von links nach rechts. Jede Auskunft verwirrt mehr und entfernt sie wieder ein Stück weiter von der Lösung der Aufgabe, den Passierschein A38 zu besorgen. Sie sind zunehmend entkräftet, abgehetzt, müde und verwirrt, aber unbedingt darum bemüht, dem zunehmendem Wahnsinn mit Logik und Geduld zu begegnen.
Aber genau darin, erkennen sie schlussendlich, liegt der Fehler. Indem man sich auf diesen Irrsinn einlässt, läuft man Gefahr seinen Verstand zu verlieren.
Obelix reisst kurz der Faden, er springt aus seiner blauweissen Hose, die ohne ihn weiterläuft, fängt sie wieder ein, um von Asterix inmitten all des Wahnwitzes zur Vernunft gerufen zu werden.
Auf dieser Website wurde bereits mehrfach zum Thema Mindestlohn und überbordender Bürokratie berichtet.
Da müht man sich also zeitlebens die Treppen hoch und runter, rennt von Pontius nach Pilatus, um über jedes noch so hoch gesetzte Stöckchen zu springen. Man verbringt einen Großteil seiner ohnehin schon eng getakteten Tages- und seiner teuren Lebenszeit damit, einem völligen Irrsinn Folge zu leisten, an dessen Erstellung man weder beteiligt noch sonstwie befragt wurde. Der nicht reduziert, nein, der sogar noch stets und ständig ausgebaut wird. Eine wachsende Heerschar an Staatsbediensteten steht einer kleiner werdenden Schar an Steuerzahlern gegenüber.
Stellt man diesen kontinuierlichen Aus- und Anbau am „Haus, das Verrückte macht“ in Frage, sind die Argumente bloße „Absurd“ität. Zusätzlich wird man im Gegenzug als „Gauner“ oder „schlichtweg“ als „zu doof“ geadelt.
Von Menschen, die Zeit ihres Lebens nie auch nur mit dem kleinen Zeh in der freien Wirtschaft tätig waren. Und die jedes Mass und jede Mitte verloren haben, als sie selbst sich im „Haus, das Verrückte macht“ verloren zu haben scheinen. Sich selbst und auch jede Form des Anstands, der es einem gebietet, mit Menschen, die einem die Lohn- und Pensionskasse anfüllen, respektvoll umzugehen. Der Umgangston einer Yasmin Fahimi lässt bereits seit längerem keinen Zugang mehr zur Welt hier draußen erkennen. Hinter Schalter 2 ist es offenbar etwas zu gemütlich.
Am Ende drehen Asterix und Obelix – so obskur diese beiden Figuren in dem Zusammenhang erscheinen mögen, den Spieß um. Sie machen verrückt, was sie verrückt macht. Asterix fragt nach „dem Passierschein A39, wie er in dem neuen Rundschreiben B65 festgelegt ist“ und bringt damit das ganze Gebilde mitsamt aller Beteiligten zum Kollabieren. Am Ende erhält Asterix durch diesen kleinen Kniff den nötigen „Passierschein A38“, woraufhin der Leiter der Ansta…. Präfektur seinen Verstand verliert. Es ist eben ein Märchen.
Pfiffigkeit, meine Damen und Herren, seine Pfiffigkeit macht Asterix zum heutigen Sonntagshelden. Aber bitte verstehen Sie dies nicht als Aufruf zur Pfiffigkeit. Das wäre wohl ein Straftatbestand, die Formulare dazu gibt es in A 14/3 mit 3 fachem Durchschlag an 89/345cA und po6ß2/3 Absatz4. Alles klar?