Die Leistungen von sechs der anwesenden sieben Parteien lassen und/oder ließen sich in der Vergangenheit ausgiebig bewundern – da weiß man, was man kriegt, oder eben nicht kriegt nach der Wahl. Die siebte Partei will eh nicht regieren. Also konzentrieren wir uns auf die anwesenden Personen. Wir wollen es nicht verhehlen: Es wird einem das Herz im Busen bang bei dem Gedanken, eine Katrin Göring-Eckardt würde Ministerin! Eine Manuela Schwesig kehre in die Bundesregierung zurück! Oder Ursula von der Leyen könne in einer bleiben! Wo die sind, oje. Auf einer Stufe mit den Dreien sind die Moderatorinnen Tina und Bettina zu nennen, die den journalistischen Neutralitätsgedanken natürlich mit so etwas wie einem gesamtgesellschaftlichen Bildungsauftrag verwechselten. In der Schlussrunde.
Unser Mitleid verteilt sich gleichermaßen auf die drei anwesenden Herren Lindner, Herrmann und Gauland. So müssen sich unsere heutigen Schuljungen fühlen, die nach der Mutter in die Obhut von Kindergärtnerinnen, Grundschullehrerinnen und schließlich auch noch hauptsächlich Lehrerinnen an weiterführenden Schulen kommen. Wie sollen die Maltes, Kevins und Torstens im wahren Leben bestehen? Sie merken schon, uns zittern noch die Finger beim Schreiben nach dieser Sendung. Einmal tief durchatmen, dann gehen wir die Damen und Herren der Reihe nach durch. In der Schlussrunde..
Beginnen wir mit Sahra Wagenknecht, der wir wieder einmal die Bestnote geben müssen – und die damit unser obiges Bild ein wenig gerade rückt. Leider ist sie in der falschen Partei. Aber wie sie Ursula und Manu en passant abwatschte („Schwesig kritisiert im Wahlkampf, was sie selber in der Regierung angerichtet hat, und Merkel entdeckt Pflege und Bildung immer nur im Wahlkampf“), Lindner zum Neo-Liberalen beförderte und Gauland zum Zyniker, das nennt man einen fliegenden Wechsel von Florett zu Hackebeil. Und obgleich sie wenig Redezeit in Anspruch nahm, brachte sie ihr gesamtes Parteiprogramm unter. Gut, das ist auch nicht ganz so schwer. Mehr für alle (z.B. 80 Milliarden für Bildung), Schwerter zu Pflugscharen, Konzerne zu VEBs und Milliardäre in die Produktion: Schlussrunde.
Christian Lindner ist ein begnadetes Verkaufstalent. Mancher wird sich vielleicht noch an die Warentermin-Verkäufer erinnern: Das klingt alles prima – und am Ende ist das Geld weg. Im Augenblick will unser Starverkäufer Stimmen, und zwar gern die von der AfD. Lindner will, dass die FDP als einzige seriöse Oppositionspartei wahrgenommen wird (oder als Koalitionskandidat). Entsprechend ärgert er sich über die „unangemessene Aufmerksamkeit für Sätze von der AfD“. Und unterbricht gelegentlich mit einem etwas lauter vorgetragenen „Ordnungsruf“.
Der ist durchaus nötig in der In der Schlussrunde, denn die Tinas können es nicht lassen. An den Anti-Merkel-Demos sei die AfD schuld, die Özoguz-„Entsorgung“ muss aufs Tapet. Alexander Gauland, mit der Vorliebe für Hermes-Krawatten (seit den 90ern out!), kann das gelassen kontern, allein mit Verweis auf die ungleich brutaleren Antifa-Attacken auf seine Parteigänger und den türkischen Pass von Integrations-Aydan. Beim Thema Rente stellt er die zwei konkurrierenden Argumente in seiner Partei vor – eine grundlegende Reform oder laufende Anpassung. Die giftigen, grimmigen und vollkommen unsachlichen Attacken von Schwesig und Göring-E. dürften ihm zusätzliche Wählerstimmen bescheren.
Schauen wir uns nun die zwei – jeweils in den Parteifarben gekleideten – Rot-Grünen in der In der Schlussrunde genauer an. Bei Kinderarmut und Mietpreisexplosion betreibt Kirchendienerin Göring-Eckardt eher Sahras Geschäft, gewürzt mit christlichem Pathos: „Frau X. (die sie von Facebook kennt) hat Angst vor Weihnachten.“ Bei der Sicherheit weiß sie schlicht nicht, wovon sie redet. Amri hätte nie passieren dürfen, sagt sie allen Ernstes, dabei war der Mörder sowohl den rot-grünen Behörden in NRW wie den rot-rot-grünen in Berlin durch die Lappen gegangen! Und dann kommt tatsächlich: „Der hätte hinter Gittern sein müssen!“ Wo doch die Grünen Abschiebungen und Abschiebehaft verhindern und selbst deutsche Feriengebiete zu unsicheren Herkunftsländern erklären. Dumm? Dreist? Dummdreist! Dass in allen Bundesländern mit grüner Beteiligung Bildungswüsten gewachsen sind, hält Göring-E. auch nicht ab, zu diesem Thema irgendetwas beitragen zu wollen. Wir empfehlen im Buch des Herrn nachzuschlagen: Du sollst nicht falsch Zeugnis ablegen! Als interessante Beiträge der grünen Parteichefin bleiben am Ende diese zwei: „Ich bin ja Großmutter“ und „dass man mich eine Schlampe nennt, das halte ich aus.“
Bei Manuela Schwesig kam noch weniger heraus. Zu Mord, Totschlag und Vergewaltigungen fiel ihr nur ein, dass die „Menschen sich unsicher fühlen“. Warum sie dann zusätzlich mehr Polizei will statt mehr Psychiater, bleibt ihr Geheimnis. Eigentlich treibt sie nur ein einziges Thema: ihr Kampf gegen Rechts. Zur AfD sagte sie tatsächlich: „Eine 70-jährige Frau hat mir gesagt: Das erinnert mich an die Nazis.“ Sollte ihr Presse-Adjutant diese Zeilen lesen – mal nachrechnen, in welchem Jahr die 70-Jährige geboren wurde, und was sie da gesehen haben mag. Bei der Pflege habe die SPD bislang nur „an Schräubchen gedreht“. Aber Martin will mehr! Auch bei der Bildung. Da steht ein „Nationaler Bildungspakt von Martin Schulz“ ins Haus. Na, vielen Dank ooch. Schlussrunde.
Ursula von der Leyen konnte sich die Spitze nicht verkneifen, dass ihre „sieben Kinder alle auf öffentliche Schulen gegangen“ seien. SPD-Schwesig bevorzugt für ihre Privatschulen. Eigentlich ist Ursula sowieso die bessere Sozialistin. Jetzt soll es auch noch Ganztagsbetreuung in der Grundschule geben. Mütter in die Produktion? „Frau Schwesig, ich frage mich, wo Sie die vergangenen vier Jahre gewesen sind“, war der Leyen bester Satz.
Joachim Herrmann nutzte das Hin und Her, um schon mal seine Bewerbung fürs Innenministerium abzugeben. Er hatte zu allen Themen eine einzige Aussage, die alle anderen Beiträge in den Schatten stellte. Sicherheit, Bildung, wasauchimmer – schauen Sie sich Bayern an. Nur das Internet ist nicht so sein Ding. Den Wunsch nach digitalen Klassenzimmern sollte er noch mal überdenken.
So verrannen die MinutenIn der Schlussrunde: Sahra zickt Schwesig an, Schwesig zickt Gauland an, Lindner zickt Gauland an, Sahra zickt Lindner an, von der Leyen zickt Schwesig an. Die beiden Tinas hatten sich fein ausgedacht, Gauland weder zu Kriminalität noch Zuwanderung zu befragen, sondern zum Klima! Schließlich geht es darum, „den Planeten zu retten“(KGE). Überraschenderweise ließ das den AfD-Kandidaten kalt. Deutschland sei nur für 2 Prozent des CO2-Ausstoßes verantwortlich, rechnete er vor, und trotz Energiewende nehme der Ausstoß zu. Energiewende, das kann also weg.
Hier lief Ursula von der Leyen nochmal zu Höchstform auf, und es klang wie der Nachweis, dass Frauen irgendwie zwangsläufig in Führungspositionen gelangen: „Sie können nicht in großen Konzepten denken, Herr Gauland!“ Sie, die Ursula, kann das nämlich. Und zur Not fragt sie McKinsey, das macht sie bei der Bundeswehr auch.