Was ist ein Sommerinterview? Blöde Frage, werden Sie sagen, ein Interview, das im Sommer geführt wird. Und warum gibt es kein Winterinterview? Warum keine Frühlingsgespräche oder Herbstrunden? Wahrscheinlich gibt es Sommerinterviews als Antwort auf das Sommerloch, als das in früheren, glücklicheren Jahren jene medial ereignislose Zeit bezeichnet wurde, in der die Politik den Deutschen mal gepflegt gern haben konnte, weil er, Dublin hin, Grenzkontrollen her, seinen „armen“ aber immerhin sonnenreichen Nachbarn im Süden einen längeren Besuch abstattete.
Natürlich hatte Tina auch einen politischen Auftrag, schließlich arbeitet sie ja bei der ARD. Der Herr Habeck hat nämlich ein Problem – eigentlich hat er mehrere, aber eins, bei dem der Staatsfunk behilflich sein kann. Denn 61% der Deutschen kennen den Robert gar nicht, obwohl er sein Ministeramt in … äh … Dings aufgegeben hat, um mit der Annalena, aber das wissen Sie ja längst selber, schließlich gehören Sie zu den 39%.
Dann wiederholte er im Björn Engholm-Singsang (Ältere erinnern sich noch an den lauen Krabbenpuler der SPD) den selben Blödsinn aus der Illner-Sendung. Der Regierungspartei CSU ging es um die Destabilisierung der Regierung. Die CSU wolle eine andere Politik herbeiführen. Was denn, fragte Tina scheu. „Eine autoritäre Richtung mit konservativer, in Ungarn sagt man dazu illiberaler Politik.“ Die CSU verfolgt eine „antieuropäische, nationale, nationalistische Politik.“ Jetzt hätte Tina daran erinnern können, dass CSU-Finanzminister Waigel den Euro vermasselte, dass Edmund Stoiber bis vor kurzem noch immer ein Europa-Büro unterhielt, aber das wusste sie leider nicht.
Schade, dass Tina nicht weiß, wer oder was die „Neokonservativen“ sind (selbst Merkel und der grüne Parteifreund Joseph Fischer müssen eigentlich dazugezählt werden). Einmal wollte sie dann aber auch etwas kritisch anmerken – 42% der Grünen-Wähler finden die Transitzentren richtig – und schon merkte man, wie der Robert mächtig ins Schwimmen kam. Mit der Forderung vom Horst, die anderswo Registrierten dort die Verfahren beenden zu lassen, „damit hat niemand bei den Grünen ein Problem“. Im Gegenteil, „nur drei Übergänge statt 80“ zu kontrollieren mache keinen Sinn.
Stattdessen zeigte Habeck ganz deutlich auf, dass er die Probleme durchaus kennt, und wie Grüne damit umzugehen gedenken: „Große Anstrengen“ und „Zumutungen“ kommen auf uns zu, das sei „völlig unstrittig“. Und die müssen wir „in den nächsten Jahrzehnten lösen“, nebenbei „müssen“ wir noch die „afrikanischen Staaten selbst in Prosperität versetzen“. Hat Tina Hassel denn nicht zugehört? In den nächsten Jahrzehnten? Plus Afrika in Prosperität versetzen? Der Mann musste sich nicht einmal verstellen bei der sogenannten Journalistin.
Nun wurde Tina das ganze dann doch zu politisch. Der Robert solle doch mal was Persönliches sagen. Zum Beispiel, wie mutig er gewesen sei, sein Ministeramt mit Rentenanspruch für den halben Parteivorsitz abzugeben. Ach, Tina, die Welt braucht ihn halt! Die Welt, Europa und Deutschland. Deutschland, richtig gehört. Habeck geht jetzt auf Deutschland-soll-mich-kennenlernen-Reise mit dem Titel „Des Glückes Unterpfand“. Das kann er doch nicht den Nationalisten überlassen, das Lied.