Eine Regierung braucht einen Regierungssprecher. Der der Öffentlichkeit die segensreiche Tätigkeit erläutert und für die jüngsten politischen Erfindungen und Entscheidungen Reklame macht. Umso wichtiger, weil Journalisten notorische Nörgler und Besserwisser sind und den ganzen lieben langen Tag nichts anderes zu tun haben, als die Regierung zu kritisieren und zu hinterfragen. Aber was ist, wenn die wichtigsten Medien und ihre Mitarbeiter bedingungslos hinter der Regierung stehen? Eigentlich könnte man dann entweder auf den Regierungssprecher und seine Helfer oder auf die Journalisten verzichten. Nehmen wir den Fall Tina Hassel, die Berliner Studioleiterin der ARD. Mit Charme und Herzblut verteidigt sie die Regierung, zumindest deren rotgrünen Teil: „Es könnte alles kippen!!“ Zwei Ausrufezeichen! Wie schrecklich, wenn die FDP mal die Interessen der Bürger, der Industrie und der Autofahrer wahrnehmen würde! Tina Hassel schäumt. So viel Emotion bringt kein beamteter Sprecher auf die Waage.
Die Grünen und Öffentlich Rechtliche: Eine Lovestory finanziert vom Gebührenzahler
Wer solche Journalisten sein eigen nennen darf, braucht eigentlich kein Bundespresseamt. 470 Mitarbeiter hat das Bundespresseamt, dazu werden noch PR- sowie Werbeagenturen beauftragt. Überflüssig! ARD und ZDF erledigen den Job gleich mit und das mit größter Begeisterung.
Einen noch besseren Fürsprecher kann sich keine Regierung wünschen. Und natürlich auch keinen billigeren – zu irgendwas müssen 8,5 Milliarden Gebühren doch gut sein. Allerdings steht Hassel im Wettbewerb. Die Jubelschreie der Kollegen überjubeln wirklich jede Nörgelei. Man könnte ja der Meinung sein, dass es sich für einen Wirtschaftsminister nicht gehört, seine Wähler mit „Heh, Alter“ anzupöbeln. Gossensprache vom Spitzenpolitiker muss ja nicht sein.
Lorenz Beckhardt vom WDR überschlägt sich wirklich. Er überbietet Hassel in seiner Liebe zu rotgrün. Beckhardt ist kein Unbekannter. Es ist der aus „Lieber Gott, mach die ollen Philosemiten tot“-Bekannte Lorenz Beckhardt von WDR Quarks. Sein Gejubel nach Robert Habecks Interview mit dem ZDF heute-journal ist schwerlich zu überbieten. Mit dieser frenetischen Beifallsbekundung läuft er Tina Hassel glatt den Rang ab.
Finde jemanden, der dich so liebt wie ARD-Journalisten die Grünen! Wobei: Es muss was in der Luft liegen. Auch Die Welt ist anheimgefallen: „Habecks Winston-Churchill-Moment„. Merke: Wenn Liebe nicht mehr reicht – nimm das größte denkbare historische Vorbild, und es ist immer noch zu klein für Deine große Liebe!
Und klar ist: Nichts wirkt besser als solche subtile Werbung, die nach 20.00 Uhr eigentlich nicht sein soll. Rotgrün kann sich auf seine Büchsenspanner verlassen. Die Liebe zu Habeck ist eine Konstante. Schon immer dagewesen, und nein: Marmor, Stein und Eisen bricht, aber Tinas Liebe nicht! Jedenfalls nicht die zu Robert Habeck.
Nachfolgend sei noch einmal an den Beitrag vom 28. Januar 2018 erinnert:
Er ist der neue Star der ARD, mit einem „starken“ 81-Prozent-Ergebnis, jubelt Hauptstadtleiterin Tina Hassel. Immerhin 83% Zustimmung hat auch Horst Seehofer von der CSU erhalten; damals nannte die Frankfurter Rundschau das niedrige Ergebnis eine „Ohrfeige“. Für die Grünen ist es stark? Zum Vergleich: Lindner wurde mit 92,4 Prozent bestätigt, Merkel als Parteivorsitzende in der Flüchtlingskrise mit 89,5%. Wo ist das Ergebnis stark, außer man ist bei der ARD auf diesem Auge blind? (Gut, Cem Özdemir erhielt zuletzt 76,9 Prozent. Auf den Maßstab kommt es eben an, und der ist bei den Grünen eben ARD-Like.)
Die Grünen sind im Deutschen Bundestag eine Oppositionspartei, und zwar die Kleinste. Aber sie regieren Deutschland, ach was, das Universum, mindestens – ARD-gefühlt jedenfalls, Tina Hassel: „Aufbruchstimmung wie in Frankreich“. Na denn, dann regiert mal schön; die ARD macht ja die Nachrichten. Da kann ja nichts schiefgehen.
Ulf Poschardt, Chefredakteur der WELT lacht sich scheckig über die analytische Tiefenschärfe aus dem ARD-Hauptstadtstudio. Immerhin, ein Problem: Nicht überbietbar, nicht mal von der Pressestelle der Grünen, was die ARD da vorlegt.
Und so geht es weiter. Glückliche Runde mit den grünen Stars, Tina Hassel stellt strahlend gefällige Fragen und Gaudi-Bursch Habeck steht für Faxen statt Politik.
Der außenpolitische Korrespondent kann da nicht nachstehen: Gute Laune ist der Maßstab der Bewertung, wenn Grüne auf die ARD treffen. Jubel, Trubel, ARD. Das erste gemeinsame Interview! Mann, da ist ja toll. Gemeinsam! Erstes!
Hassel-Mitarbeiterin Kristin Joachim jubelt über das neue „Dream Team“ der Grünen, überschlägt sich vor lauter Begeisterung. Kritische Distanz? Null. Anbiedernde Nähe zu Claudia Roth tritt an die Stelle kritischen Journalismus. Es hätte darüber berichtet werden können: Stimmzettelpanne. Gemauschel, Getuschel. Hier nur: Regenbogen, „ganz normal“. Demokratiepannen eben, ganz normal.
Es wird spannend? Wirklich, Matthias Heinz, spannend ist nur, wie der Redaktionsleiter „Kontraste“ den Vor-Jublern seiner Anstalt folgt. Hier wird jede Sprechblase aufgeblasen zur Breaking-News.
Da muss hr-INFO twittern: „Kaum eine Partei hat so viele profilierte und beliebte Politiker in ihren Reihen…“ – beliebt bei wem jetzt? Bei Journalisten von der ARD, ok. Das ist die Nachricht. Was zählen schon Wahlergebnisse? Mal schauen, ob die gebührenfinanzierte Wahlhilfe sich auszahlt, irgendwann.
Der Personalfriedhof der Grünen – diesmal kein Jubel. Aber keine Sorge. Gleich geht es weiter. Nina Barth bejubelt für den SWF aus Berlin ihr Dreamteam der Sieger.
(Kleine Nachhilfe für Nina Barth: Jubel gehört zum Parteitagsritual. Überall, bei allen, bloß fallen nicht alle Journalisten darauf herein.)
Und wieder Kristin Joachim. Wer Parteitage kennt – das Interesse ist mäßig an den Grünen, geradezu traurig. Nur eine Handvoll Journalisten; beim SPD-Parteitag eine Woche früher waren es geschätzte 20 mal so viele. Aber was brauchen die Grünen Journalisten, wenn sie schon die ARD haben?
Arnd Henze meldet sich per Kommentar über die Bildschirme – mit (s)einer Wahlempfehlung?
Robin Alexander von der WELT kontert das peinliche Getwittere mit Ironie.
Ironie im Journalismus ist gefährlich. Er wird zu regelmäßig missverstanden. Und in ihrer grenzenlosen Begeisterung platscht Tina Hassel in den Mustopf.
Ja, lieber Robin, komm zu uns und juble mit im grünen Club. Erhält die WELT dann einen Gebührenanteil? Schaun mer mal. Tina jedenfalls war da. Und wie.
Peter Rossberg recherchiert für BILD im Bereich der Kriminalität. Hoffentlich noch länger. Der Job ist gefährlich. Jubel ist gebührenfinanziert. Tina ist immer noch blind vor Begeisterung.
Langsam wächst die Kritik am ARD-Jubel im Netz.
Der Nachrichten-Chef der Nordwest-Zeitung wundert sich über die Journalismus-Simulation der ARD. Und Nachhilfe kommt von der Mittelstandsvereinigung.
Ironie darf im Journalismus nur begrenzt eingesetzt werden. Er wird zu leicht missverstanden. Dafür gibt es Ironie-Emoticons, rät aus Washington Clemens Wergin von der WELT. Tina Hassel aber kommt nicht aus dem Mustopf. Sie simuliert ihren Journalismus einfach weiter, bis ihr Glückstag sich zu Ende neigt. Sie ist frei von jeder Ironie.
Henrik Hübschen vom WDR befindet:
Jedenfalls neigt sich der Tag zu Ende. Der neue Grünen-Chef spricht seltsame Sachen, unverständlich. Tina Hassel und ihr Dream-Team schweigen. Endlich.
Jetzt sprechen die Grünen für sich. Die hier Geborenen sollen sich in die Gesellschaft integrieren. Alle? Und wenn nicht?
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