Während selbst die Grünen mittlerweile Zweifel an den Methoden und Absichten der Letzten Generation äußern, lassen sich die Claqueure der öffentlich-rechtlichen Werbeanstalten nicht beirren. Der Bericht aus Berlin des ARD lud die Sprecherin der Letzten Generation, Aimée van Baalen, zu einem Auftritt in dessen Plauschformat der Belanglosigkeiten „100 Meter mit…“
Es ist eine flotte Choreographie aus Frage und Antwort, die suggerieren soll, dass zwei Titanen der Schlagfertigkeit zum freundschaftlichen Sparring zusammentrafen, die stattdessen aber nur offenbart, wie gut die Sprechrollen auswendig gelernt wurden und lediglich die Frage unbeantwortet lässt, wie viele Takes von Nöten waren, um dieses verbale Hochgeschwindigkeitstennis zu verewigen.
Die Fragen selbst sind nur schwierig zu kategorisieren. Begriffe wie „Gefälligkeitsinterview“ oder „Hofberichterstattung“ kommen der Sache nahe, entstammen aber dennoch zu sehr der Welt journalistischer Grundprinzipien, um den Vorgang adäquat zu beschreiben. Nutzer auf Twitter waren in ihrer Analyse etwas konsequenter: „Werbespot“, „PR-Aktion“, „Propaganda“ – so nur einige der Begriffe, die das Geschehen in Worte fassten.
Eine der bemerkenswertesten Aussagen von van Baalen in diesem Gespräch war die Behauptung, die Bundesregierung würde gegen die Verfassung verstoßen, da sie sich nicht an das freiwillig geschlossene Klimaabkommen halte. Beiläufig wurde an dieser Stelle auch wieder der geforderte „Gesellschaftsrat“ der Extremisten eingeflochten, mit dessen Hilfe sie „der Bundesregierung unter die Arme greifen“ wollen. Reaktion des Interviewers auf die Forderung nach einer demokratisch nirgendwo legitimierten Institution zur Steuerung der Regierungspolitik? Fehlanzeige.
Die wohl dreisteste Lüge, die in diesem Gespräch widerspruchslos durchgewunken wurde, war aber die Behauptung, die Letzte Generation würde „immer eine Rettungsgasse bilden“, weshalb es die Schuld der Autofahrer sei, wenn Krankenwagen nicht durchkämen. Widerspruchslos und mit fast schon schuldbewusst gesenktem Haupt begnügte sich der Moderator mit seiner Rolle als Stichwortgeber des Sprachrohrs einer kriminellen und extremistischen Organisation.
Es sollte aber nicht unerwähnt bleiben, dass auf Twitter auch Stimmen laut wurden, die darauf hinwiesen, dass dieses Format in knapp zwei Minuten keinen Raum für kritische Fragen bieten könne und „entbehrlich“ sei. Tatsächlich erweisen sich auch andere Gespräche der Reihe als ebenso belanglos, wenngleich auffällt, dass die wenigsten Gesprächspartner so viel intensives Mediencoaching erfahren haben wie die Mitglieder der Letzten Generation. Und natürlich springt einem die politische Schlagseite ins Gesicht. So durfte in der Vergangenheit auch bereits der Queerbeauftragte der Bundesregierung sich ein öffentlich-rechtliches Stelldichein über 100 Meter geben.
Was zwar aus dem gleichen politischen Stall zu kommen scheint, hat aber hier zusätzlich den Anruch der Verharmlosung krimineller Aktivitäten und gleichzeitiger Propaganda für eine Organisation, deren verfassungskonformer Status nur unter größtem Einsatz von Verfassungsschutz-Chef Haldenwang und seiner politischen Gebieter aufrechterhalten werden kann.
So entblößt sich der öffentlich-rechtliche Rundfunk einmal mehr als voreingenommenes politisches Sprachrohr für eine Extremistenorganisation, die sich als radikaler öffentlicher Arm einer Bewegung entpuppt, hinter deren Schirmen sich Lobbyisten und Unternehmer, von der Agora Verkehrswende bis hin zu Deloitte und Viessmann, eine goldene Nase verdienen. Das zu hinterfragen, wäre aber wohl zu viel verlangt von ARD, ZDF & Co.