Als Elon Musk im Herbst Twitter kaufte, gab es spontan Initiativen, Alternativen zu dem sozialen Netzwerk aufzubauen. Nun legt die ARD ihre Idee dazu vor. Ein halbes Jahr Verspätung ist das, was in der Welt der ARD-Fernsehbeamten und Gremienteilnehmer als spontan gilt. Dafür hat sich die Wartezeit aber gelohnt. Die ARD hat die sechs Monate genutzt, um auf die gleiche Idee zu kommen wie alle anderen auch: Sie will ihre Präsenz auf dem Netzwerk Mastodon ausbauen. Die Redaktion der Tagesschau soll den Job übernehmen.
„Die Redaktion der tagesschau geht erste Schritte in eine dezentrale Digitalwelt jenseits von Twitter, Instagram und TikTok“, heißt es in der Erklärung dazu. Das soll ein wenig nach Aufbruch zur digitalen Mondfahrt klingen, hat aber mehr von ABC-Kurs für Internet-Anfänger. Auf Mastodon will die ARD nun mit dem Angebot tagesschau@ard.social präsent sein.
Mastodon unterscheidet sich von Facebook und Twitter zum einen durch den Verzicht auf Gewinnstreben. Zum anderen durch seine Dezentralität. Während sich auf Twitter zum Beispiel Football-Fans aus Philadelphia, Kathmandu und Berlin live über ein Spiel der Eagles austauschen können, muss ein Mastodon-Nutzer aus Hamburg die Plattform wechseln, wenn er grenzenlos mit einem Nutzer aus Bremen kommunizieren will. Während die Welt also im Internet zusammenwächst, führt Deutschland die Kleinstaaterei des 18. Jahrhunderts wieder ein. Wer wäre dazu besser geeignet als die ARD, die sich noch einen Saarländischen Rundfunk hält, um ein paar weitere Funktionäre per Zwangsabgaben fürstlich bezahlen zu können?
So werde „das Internet und Social Media noch einmal anders“ gedacht, sagt denn auch ARD-Chef Kai Gniffke in der Erklärung. Das Angebot solle sich stärker auf die Nutzer fokussieren „und weniger abhängig von amerikanischen oder chinesischen Tech-Konzernen“ sein. Weiter heißt es: „Das Experiment soll Erkenntnisse liefern, die auch in den Betrieb eigener ARD-weiter Digitalplattformen einfließen.“
Allerdings ist die Tagesschau auf Mastodon noch kein digitaler Aufbruch zum Mond – sondern nur eine Testphase. „Am Ende der Testphase werden die gesammelten Erkenntnisse ausgewertet und darüber entschieden, ob und wie der Account weiter genutzt wird.“ Danach könnten die historischen Worte fallen: Es ist ein kleiner Schritt für einen Menschen, doch ein langweiliger Schritt für die Menschheit.