Viel Gelächter bei Anne Will: Die Gesprächsteilnehmer können anscheinend nur noch lachen, wenn deutsche Unternehmen wie Viessmann vom Ausland gekauft werden und kurz vor dem Ende der Öl- und Gasheizungen die Umsätze in genau dieser Branche nochmal stark steigen. Ernst nehmen können sich die Vertreter von Grüne und SPD wohl selbst nicht mehr. Aber sie probieren es trotzdem weiter mit ihren Predigten aus der Klimareligion. Thorsten Frei (CDU) bringt es auf den Punkt: „Es wird von Vernunft auf Glauben umgestellt.“
In Freis Argumentation ist eine gewisse Rationalität zu erkennen. Er ist wohl noch nicht zur Klimareligion konvertiert. Nicht so wie der Zeit-Journalist Bernd Ulrich, der in der Gesprächsrunde Glaubensbekenntnisse von sich gibt wie: „Später ist heißer“, „Die Welt hat keine Zeit, mit dem Klimaschutz zu warten“, und „Mit jedem Aber stirbt ein Baum“. Er fordert von der CDU, dass auch sie sich zum „Klimaschutz” „bekennt”. Frei möchte allerdings nicht so „apokalyptisch“ denken wie andere Parteien und Klimaextremisten. Er und seine Partei würden den „Klimaschutz” trotzdem ernst nehmen, meint er. Sie möchten aber darauf setzen, die klimafreundlichen Technologien auszubauen, damit Deutschland wirklich etwas für das Weltklima tue: Diese Technologien könnten dann der ganzen Welt zugutekommen.
So wie Frei glaubt auch die Wirtschaftswissenschaftlerin Veronika Grimm daran, dass Deutschland mit neuen Technologien positiv auf den weltweiten „Klimaschutz” wirken könne. Allerdings brauchen Unternehmen ihrer Meinung nach einen ökonomischen Vorteil, um an diesen zu arbeiten: „So etwas wie einen Kohlenstoffdioxid-Preis“ hält sie für nötig. Aber die Regierung müsse auch die Bürokratie abbauen, damit alles schneller gehe. Sonst würden laut Grimm doch nur die USA Gewinne machen.
Stephan Weil (SPD), Ministerpräsident von Niedersachsen, beruhigt Ulrich: Er wolle die soziale Lage abfragen. Seiner Aussage nach ist das „abstrakte“ „Klimaschutz”bedürfnis in der Bevölkerung da, aber die Regierung müsse ihr helfen, den „Klimaschutz” „konkret“ umzusetzen. Er macht aber auch darauf aufmerksam, dass die deutsche Industrie in den nächsten zehn Jahren „hart gefährdet“ sei: Eine zehnjährige „Stressphase“ stehe den Unternehmen bevor, bis das erneuerbare Wirtschaften attraktiv sei. Da möchte er nicht „tatenlos zusehen“, sondern die „Substanz schützen“. Brantner freut sich, dass Weil auf ihrer Seite ist: Auch sie möchte das „Know-How“ und die Arbeitsplätze in Deutschland sichern. Darum plane sie für die Übergangszeit – von zehn Jahren – die Unternehmen staatlich zu unterstützen. Also die Unternehmen, die Transformationen in Richtung „Klimaschutz” starten. Da nickt ihr Weil freundlich zu.
Mit seinem freundlichen Lächeln und Nicken versucht er ohnehin während der ganzen Sendung die Stimmung heiter zu halten. Er bringt seine Mitredner mitunter zum lauten Lachen: Durch die Gesetzesinitiative für die „Wärmewende” gebe es gerade eine Sonderkonjunktur für Öl- und Gasheizungen. Sogar die grüne Oberpredigerin Brantner muss breit schmunzeln. So viel die Prediger auch „Klimaschutz” predigen, so richtig ernst nehmen können sie ihn scheinbar selbst nicht.