Wir haben extra noch schnell bei Twitter vorbeigeschaut, wo Heiko eine Art Maas-Tagebuch führt und über seine wichtigen Gedanken und Termine Auskunft gibt. Nix. Kein Hinweis, warum er zum Thema Iran nicht bei Anne Will vorsprechen wollte. So können wir nur vermuten, dass er sich nicht blamieren wollte. Das haben dann Norbert Röttgen und Alexander Graf Lambsdorff alleine gemacht.
Bis vor kurzem wurde dem unbedarften deutschen TV-Zuschauer noch vorgegaukelt, unsere Angela Dorothea Merkel sei für die Weltpolitik in etwa das, was Tango-Franz für die Katholiken ist – die Primadonna unserer Operettenwelt. Bei Anne Will lernte er so ganz langsam, dass die Musik längst ohne Merkel weiterspielt. So sagte der amerikanische Außenminister Mike Pompeo am Dienstag seinen ersten Amtsbesuch in Berlin „wegen dringender Angelegenheiten“ am selben Tag ab und besuchte lieber Finnland und Grönland. Deutschlands Einfluss sei „in Washington so gut wie Null“, klagte Graf Alexander. Und selbst Macron beschreibe den Zustand des deutsch-französischen Verhältnisses inzwischen als „fruchtbare Konfrontation“.
Aber wir sind nun beim Thema. Die USA drehen den Mullahs mit ständig verschärften Sanktionen langsam den Saft ab. Die Mullahs drohen. Trump schickt Kriegsschiffe. Die Mullahs wüten lauter und drohen den EU-Europäern, also eigentlich England, Frankreich und Deutschland, wenn die den Trump nicht binnen 60 Tagen zur Räson bringen, schicken sie noch mehr Drogen und „Flüchtlinge“ aus Afghanistan nach Europa.
„Jedenfalls sind wir uns alle einig, es geht nur europäisch“, sagte Norbert oder der Graf wider besseres Wissen. Und mit „alle“ sind die beiden gemeint und eine gewisser Martin Schirdewan, der nicht nur für die „Linke“ ins EU-Parlament will, sondern auch noch als Redaktionsmitglied einer Zeitschrift namens „antifa“ vorgestellt wird. Ausgerechnet der linke Antifant will eine „europäische Außenpolitik entwickeln, die wertebasiert ist“. Anscheinend teilen Röttgen und Lambsdorff solche Werte.
Jedenfalls werden iranische Raketen auf Israel abgefeuert, und internationale Inspekteure dürfen militärische Anlagen nicht inspizieren. „Ja, man hätte …“ sagte Röttgen zu dem Atom-Abkommen, das übrigens unser Frank-Walter damals mit ausgehandelt hatte. Räusper.
„Ja, der Iran steht unter Druck“ entschuldigte Außenrakete Röttgen das Land der Mullahs, „ohne den Iran entschuldigen zu wollen“. Jedenfalls ist mit John Bolton als US-Sicherheitsberater derzeit ein „Profi und Hardliner“ am Werk, der keinen Spaß verstünde, wusste Lambsdorff. Trotzdem hielt sich die „Expertenrunde“ mit Trump-Bashing auffallend zurück. Vielleicht, weil die Mullahs, die Teenager hinrichten und Homosexuelle am Baukran aufhängen lassen, doch nicht die beste Gesellschaft sind. Vielleicht aber auch, weil Donald, gleich zu Beginn der Sendung mit einer versöhnlichen Aussage zitiert wurde: „Sie sollen mich anrufen.“ Das macht ihm keiner nach.
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