Tichys Einblick
Eskalation im Ukraine-Konflikt

Anne Will: Schuld & Sühne

Seien Sie gegrüßt zur Besprechung einer dieser TV-Abende, die die Welt nicht braucht, an dem sich Anne Will fragt: „Wie umgehen mit Putin?“

Screenprint: ARD/Anne Will

Gut, dass Annegret Kramp-Karrenbauer ein paar Claquere (aus dem Saarland?) mitgebracht hatte, sonst wäre es doch gar zu traurig geworden. Und überhaupt: Warum hat sie sich auf diesen Termin eingelassen? Merkel hat, ganz gleich was die Jubelpresse schreibt, nichts erreicht im Ukraine-Russland-Konflikt, wie sie auf ihre verklausulierte Art selber zugibt. Was soll da AKK richten? Jede klare Positionierung kann ihr wegen des Aufschreis der jeweils anderen Seite kurz vor der Wahl des CDU-Vorsitzenden nur schaden, jedes Drumherumreden ebenso.

Denn schwer vorstellbar, dass die Deutschen nochmal eine Dickköpfige im Kanzleramt haben wollen, die sich nicht mal richtig ausdrücken kann. Ja, so hoch hängte Anne Will die Latte gleich zu Beginn, als sie AKK darauf hinwies, dass wer CDU-Chef wird auch „Kanzler“ wollen müsse. Seitdem hatte AKK Angst, etwas Falsches zu sagen und verkrampfte sich in „Fakt ist auch“, „muss man zur Kenntnis nehmen“, „ich bleibe nochmal dabei“.

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Seien Sie gegrüßt zur Besprechung einer dieser TV-Abende, die die Welt nicht braucht, an dem sich Anne Will fragt, „wie umgehen mit Putin?“ Klare Sache für Christoph Freiherr Marschall von Bieberstein: Feste druff! Der Freiherr, der unter anderem beim „Tagesspiegel“ bürgerliche Brötchen verdienen muss, ist ein Kalter Krieger, wie er früher mal im Buche stand, obwohl es damals doch gegen die Kommunisten ging, und davon sitzen heute offiziell mehr in Berlin als in Moskau. Einer saß sogar direkt neben ihm in Gestalt von Dietmar Bartsch, der den ganzen Weg von der SED bis zur Linkspartei mitmarschiert ist. Und wir wollen es gleich zu Beginn zugeben, nichts ist mehr wie früher, der Linke Bartsch ist dem Freiherrn Haudrauf moralisch, verbal und humoristisch um Längen überlegen, was uns wegen der üblichen linken Dummschwätzer und Schlägerbanden auf Plätzen und Straßen zutiefst unangenehm ist.

Selbst Herfried Münkler machte eine gute Figur, obwohl ihn die Berufsbezeichnung „Professor für Theorie der Politik am Institut für Sozialwissenschaften der Humboldt-Universität zu Berlin“ eindeutig als Begleitmusiker Merkelscher Weltbeglückungspolitik kennzeichnet. Münkler hatte es sogar mal geschafft, Merkels „Wir schaffen das“ in die Nähe eines „sinnstiftenden Narrativs“ zu rücken, anstatt es als kompletten Unsinn zu erkennen. Als Regierungsvertreter der Moralweltmeister sollte Katharina Barley Auskunft geben, leider vergaß Will zu fragen, wie lange Barley den Job noch macht, wo sie doch bald in Martins EU-Fußstapfen tritt.

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Die Geheimdienstmitarbeiter der Ukraine und Russlands, die mit der Auswertung von politischen TV-Sendungen in Murkselland betraut sind, können nach Kiew und Moskau lediglich die übliche Kakophonie melden. Man ist empört über den Zwischenfall in der Straße von Kertsch (nach Erregung sortiert: der Freiherr, AKK, Barley, Münkler, Bartsch), ist sich nicht hundertprozentig sicher, was wirklich passiert ist (Bartsch, Münkler, Barley). Da hilft die ARD mit ihren Einspielern. Gleich zu Beginn der Sendung wurde die Krimbrücke gezeigt, die größte Brücke Europas (und wir schaffen nicht mal Flughafen!), die die Krim mit Russland verbindet. Dort waren zwei ukrainische Patrouillenboote und ein Schlepper aufgebracht worden, Poroschenko verhängte das Kriegsrecht und bat Merkel um deutsche Kriegsschiffe. Russland aktivierte Sigmar Gabriel, der einen Aufsatz gegen Kanonenbootpolitik verfasste.

Entsprechend wollte Barley „nicht vorschnell“, außerdem sei sie „Juristin, ich analysiere erst“. AKK analysierte so lange, dass selbst Anne Will nicht mehr verstand, wo AKK nun steht. Schade, dass keiner mehr in Geschichte Bescheid weiß. Annegret Kramp-Karrenbauer verglich die Krim irgendwie mit Elsass-Lothringen und dem Saarland, wo auch die einen meinten, es gehöre ihnen, die anderen genau andersrum. Dabei gab es im Saarland (wie auf der Krim) eine Abstimmung, das den Status quo bestimmt. Münkler hat in Russland die widerstandsfähige Bevölkerung persönlich besucht und leitet daraus ab: Sanktionen helfen nicht. Aber der Freiherr entrüstete sich, „Wollen wir Rechtsbruch zulassen?“ Das tun wir doch hier auch, Herr von. Bartsch fragte: Wem nützt es? Nämlich Poroschenko, der vor Wahlen steht. AKK warf ein, wie toll das ukrainische Parlament funktioniere, weil es Poroschenko nur 30 statt 60 Tage Kriegsrecht genehmigt habe.

Münkler verwies dann auf die „idiotische Strategie in Syrien“ und empfahl süffisant, „weniger moralisch und mehr strategisch“ zu operieren. Die Schuld-und-Täter-Debatte sei Wortgeklingel.

Fake News in der ARD
Die Affäre “Trump-Russland” und “tagesthemen”
North Stream2, oder Schröders Pipeline, um die Ukraine herum, das sei so eine Sache, aber leider ein Privatunternehmen. Die politische Unterstützung entziehen könne man natürlich, und das würde auch die USA freuen, die gerne 30% teureres Flüssiggas liefern, aber sogar Barley war dagegen. Der war nämlich aufgefallen, dass das Nordseegas knapper wird, wir die einzige Nation auf Gottes Erden sind, die wegen des Klimas auf Atom und Kohle verzichten, und deshalb immer dummer dastehen. Der Freiherr findet, der Verbraucher solle doch entscheiden, ob er Putins Gas will oder nicht. So wie er heute schon zwischen grünem und anderem Strom wählen könne. Der Mann glaubt wohl auch allen Ernstes, dass die Bahn mit 100%-Grünstrom fährt. Den Damen war es dann noch wichtig, dass weiterhin Gas über die Ukraine nach Europa kommt, damit die sich weiterhin was abzweigen können.
Der etwas andere Jahresrückblick: 
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