Tichys Einblick

Anne Will präsentiert: Die Nowabos!

Gestern noch beim SPD-Wanderzirkus, heute schon in der Anne-Will-Show: Hier sind die Nowabos! Saskia Esken und Norbert Walter-Borjans.

Screenprint: ARD/Anne Will

Selbst die Bild-Zeitung, die alle Parteien (außer einer) in ihrer Berichterstattung grundsätzlich offen betrachtet, fragte nach der Wahlempfehlung von 27% der SPD-Mitglieder für Saskia Esken und Norbert Walter-Borjans (Nowabo) als neues First Couple der Partei entsetzt: Walter-Wer? Saskia Was? Von daher war es Pflicht für das politisch interessierte Deutschland, bei Anne Will einzuschalten, um einen Eindruck von den Nobodys zu gewinnen. Wir wissen natürlich nicht, wie Sie das Pärchen nun einschätzen, verehrte Leser, uns kam bei den zwei Nowabos sogleich das Pärchen aus Loriots Ödipussi in den Sinn, und wir sagen nur: Steingrau, mausgrau, betongrau, asphaltgrau.

Was ist nun mit der GroKo, wollten alle von den Nowabos wissen, schließlich hatte Genossin Esken auf der Zirkustour gesagt „Wir müssen da raus“. Jein, floskelte sich die Genossin Esken jetzt so durch. Auf jeden Fall müsse der Koalitionsvertrag nachgebessert werden. Mehr Geld für Schulen (Ländersache, wenn wir uns nicht irren) und mehr Geld fürs Klima, „weil die letzten zwei Sommer zu heiß waren“. Gegen Saskia Esken und Norbert Walter-Borjans bekam selbst Armin Laschet Statur. Der Klimawandel sei ja nun nicht neu, philosophierte der Ministerpräsident vom Homeland NRW, wo zuvor auch Genosse Nowabo als Finanzminister dilettiert hatte – mit vier selbst vom trägen Verfassungsgericht gerügten Haushalten. Ja, aber vor einem Jahr habe man „die Bewegung in der Bevölkerung“ nicht gesehen, und man könne doch den „jungen Leute nicht erzählen“, dass man nichts tue.

Die „jungen Leute“ in der SPD – die Jungsozialisten – haben sich mächtig für die Nowabos ins Zeug gelegt, nun wird klar warum. Denn Saskia & Norbert, diese rote Loseblattsammlung, lässt sich prima überall einheften, wo’s gerade beliebt. Ein bisschen „Bewegung in der Bevölkerung“, sprich Antifa-Krawalle und Kinderklimatänzchen, schon spuren die Zwei mangels eigener Konzepte.

Es quält sich
SPD: Schauspiel eines Niedergangs und kein Neuanfang für Deutschland
Christoph Schwennicke vom Magazin Cicero sieht beim Klima nicht den Knackpunkt für die GroK, schließlich sei Angela Merkel „ganz happy“ im Amt und zu allerlei Kompromissen bereit. Bei der „schwarzen Null“ hingegen, so eine Art „Merkels Vermächtnis“ könne es hingegen knallen. Womit wir schon bei der roten Null sind, beim Wahlverlierer Olaf Scholz. Schwennicke erinnerte sich an Scholz‘ selbstüberschätzende Worte, bevor der Wanderzirkus SPD auf Reisen ging: „Ich bin der einzige von Rang und Namen, der kandidiert.“ Folgerichtig müsse Scholz nun zurücktreten von seinem Minister-Rang.

Genossin Esken stärkte Scholz mit den zweifelhaften Worten „Ich hoffe, dass wir nicht auf ihn verzichten müssen“ den Rücken, schließlich ginge es ihnen als neue Chefs „nicht unbedingt um Austausch des Personals“, und Nowabo versicherte wie einst Martin Schulz, er wolle kein Ministeramt, beziehungsweise „Olaf nicht beerben.“

Durch die rote Katja Kipping lernten wir dann, was der Unterschied zwischen der SPD und der SED N.O. ist. Die „SPD ist sozialdemokratisch, wir sind sozialistisch“. Weiß das die SPD? „Für uns Sozialdemokraten bleibt der demokratische Sozialismus die Vision“ hatte Genossin Esken noch kürzlich verlauten lassen, und klargemacht „Wer Sozialismus negativ verwendet (also die 100 Millionen Toten erwähnt/Anmerkung des Autors), hat halt keine Ahnung“. Ein Unterschied zwischen den beiden sei dann noch der Mietendeckel, da sei die SED der Garant, sagte die rote Katja. Und der „Klimaschutz nach Robin Hood-Prinzip, so die Räuberhauptfrau vom Sherwood Forrest in Ostberlin. (Übrigens sagt Esken auch: „Echten Sozialismus gab‘s bisher noch nicht.“)

Befragt zur eigenen Führungsfähigkeit führte Genossin Esken ihre erfolgreiche Führung des Elternbeirats in Baden-Württemberg an und Genosse Walter-Borjans wählte als Expertise seine Jahre als NRW-Finanzminister. Laschet: Trotz hoher Steuereinnahmen, hohe Verschuldung, ein Haushalt per einstweiliger Verfügung gestoppt. Nowabo: am Ende aber ein Plus. Laschet: Stimmt nicht. Nowabo: Doch.

Die Politologin Ursula Münch stellte ernüchtert fest, nach dem langen Prozess mit dürftiger Wahlbeteiligung ginge es nun weiter auf dem SPD-Parteitag am Donnerstag. Ansonsten staunte Münch meist sprachlos über das, was die Nowabos an Sachverstand zu bieten hatten. Etwa die CO2-Bepreisung, die die zwei nachverhandeln wollen. Laschet: Warum hat denn bisher kein SPD-Ministerpräsident eine höhere Zahl eingefordert?

Mit den Nowabos, soviel ist sicher, hat sich die Partei, die immer recht hat, was eingeholt. Die Linksextremen jubeln und „die halbwegs Normalen“ in der SPD, von denen Schwennicke offenbar welche kennt, „sitzen auf gepackten Koffern“. Wo sie den wohl auspacken werden?

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