Am besten hat uns gefallen, wie Armin Laschet aus dem Homeland NRW ganz kurz davor stand, den Grund für die Wahlniederlage der CDU (- 7,8%, inklusive der „fucking CSU“, wie der youtuber Rezo sagen würde) zu kapieren. Aber kurz davor ist halt noch nicht mittendrin in der Erkenntnis: „Aus irgendeinem Grund ist das Klimathema plötzlich ein Thema geworden“, wunderte sich der Ministerpräsident.
Jedenfalls brachte Armin, im offenen weißen Hemd zum dunklen Anzug optisch der Jugend zugewandet, noch einmal all die Schwierigkeiten unter, die das Politisieren so mitbringt, was zu vermitteln aber leider nicht gelungen sei.
Ganz abgeklärter Ex-Staatsmann saß Siggi Gabriel da, ja, er zieht sich aus der aktiven Politik zurück, bleibt aber bis ins Grab Spezialdemokrat, und wird seine Partei, die SPD (-11,7%), gewohnt nachsichtig mit Kommentaren begleiten. Seine erste Wortmeldung darf man noch getrost als klug bezeichnen: „Die SPD hat kein eigenes Thema gesetzt“, aber schnell driftete er wieder ins Kabarettistische ab: „Wir haben auf die wichtigen Fragen keine Antworten gegeben.“ Dabei war doch Europa die Antwort auf alles! Ja, wir werden unseren Lieblingsintriganten vermissen, der noch ein letztes Mal (?) die Säge ansetzte. „Keiner hat gesagt: Ich übernehme die Verantwortung“, wie er das immer gemacht hätte. „Da ist jemand verantwortlich.“ „Frau Nahles?“, fragte Schnellmerkerin Will. „Nicht alleine…“, entwischte der Genosse.
Da sprang Spiegel-Redakteurin Melanie Amann in gelernter Frauensolidarität der geschmähten Nahles zur Seite: „Als würde Lothar Matthäus die deutsche Nationalmannschaft kritisieren. Sie sind doch auch ein Loser“, blaffte sie Siggi an. „In der Nähe von 15% waren wir nie“, musste Siggi da leicht korrigieren. Außerdem war ihm wichtig zu versichern: „Ich? Teil der Putschgerüchte? Niemals!“
Gut zwanzig Minuten schaffte es Annalena Baerbock, huldvoll wie eine Prinzessin, den Sieg fast stumm zu genießen. Dann aber sprudelte wieder das ganze Programm aus ihr heraus von Klima, Klima-Kindern, dem heißer Sommer, rattatata. Sie will jetzt große Visionen wie den Euro, der auch zuerst als Teuro verspottet worden sei (der er aber leider längst ist, wie Mieter und Sparer wissen).
Es sei durchaus „gefährlich, sich von Klimakindern treiben zu lassen“, mahnte Melanie Amann, sagte aber statt Klimakinder Fridays for Future. Natürlich wurden die Rechtspopulisten abgehandelt, die in Frankreich und England die absoluten Wahlsieger wurden, in Italien wird noch ausgezählt, und in Österreich seien die Verluste gering geblieben. Die AfD gewann immerhin auf über 10% hinzu. Die Strache-Affäre habe der AfD fast mehr geschadet als der FPÖ, meinte Schwennicke. Allerdings, so sei als Zeichen an der Wand hinzugefügt, in Sachsen und Brandenburg wurde die AfD zur stärksten Kraft.
Die letzten Worte soll der Siggi haben, jetzt wo „die ehemaligen Vorsitzenden das sinkende Schiff verlassen“ (Anne Will mit einem Sprichwort, bei dem im Original allerdings keine ehemaligen Vorsitzenden vorkommen). Also, der Siggi saß mit Chinesen im Restaurant (oder in einem chinesischen Restaurant?), im TV lief der Brexit, und die Chinesen sagten ihm: Schau, Eure Zukunft. Ja, das sei die größte Gefahr, mahnte Siggi, das „Auseinanderdriften der Proeuropäer, die nur gucken, wie wird das mit unseren Posten“. Wie das mit seinen Posten nun wird, verriet er nicht. Sollten dem Sozialdemokraten die 30/40.000 Euro im Monat, die er derzeit verdient, tatsächlich reichen?