Wir können mit ziemlicher Sicherheit davon ausgehen, dass die, die mit den Anne Wills dieses Landes um das TV-Lagerfeuer sitzen dürfen, sich als Teil der „Elite“ verstehen, die unser Land regieren. Und folglich auch als Teil der Lösung aller Probleme, die so anfallen.
Da muss man sich nicht wundern, dass die Indianer bald aussterben, um mal im Lagerfeuer-Bild zu bleiben, wenn das die Häuptlinge sind. Wollen wir die „Herrschaften“ mal der Reihe nach durchnehmen.
Da sitzt mal wieder Sylke Tempel in der Runde, die wohl nur deshalb Chefredakteurin einer unbekannten Zeitschrift ist, weil alle Redakteure in bekannten Zeitschriften exakt Tempels Meinung vertreten, und von daher kein weiterer Bedarf an ebendieser besteht. Was hat sie zum Thema Trump gesagt? Nun, das, was alle Medien dazu schreiben und sagen.
Alexander Graf Lambsdorff, wie sein seliger Onkel Otto in der FDP, ist ein netter Kerl, der sein und unser aller Heil in Europas Brüssel gefunden haben will. Ausgerechnet an dem Ort, der für die deutschen Parteien bislang eher als Abraumplatz für Polit-Deplorables oder als rettendes Ufer für weniger Erfolgreiche galt. No offence!
Heinrich August Winkler ist ein betagter sozialdemokratischer Historiker, dem immerhin aufgefallen ist, dass das Schimpfwort „Faschist“ doch inzwischen recht inflationär bei seinen Glaubensbrüdern Verwendung findet, weshalb er es nur umschreibend für Donald und seine Leute einsetzt.
In der Runde der Selbstgefälligen ist Heiko Maas natürlich der passendste Gast. Der Minister, der ein Maklergesetz auf den Weg brachte, demzufolge der den Makler bezahlt, der ihn beauftragt hat – um schnell vor Inkrafttreten einen von ihm beauftragten Makler von der Mieterseite zahlen zu lassen. Der Minister, der eine Mietpreisbremse einführte – seither explodieren die Mieten geradezu. Wir könnten weitere Großtaten aufzählen, alles läuft am Ende darauf hinaus, dass der Mann ein charakterlich Fragwürdiger, ein Narr oder beides ist. Also genau der richtige, um den gerade mal zwei Wochen im Amt befindlichen Trump als Charakterlumpen und Narren zu kritisieren.
Der Wirtschaftswissenschaftler Max Otte hat ein Gemüt wie ein Elefant, das muss ihm der Neid lassen. Als bekennender Trump-Unterstützer nahm der stolze Besitzer eines US-Zweitpasses die Rolle als Prügelknabe seufzend an und ließ die Hate-Speech der anderen an sich abtropfen, wie ein Abgehängter einen Sturzregen unter einer Bauplane.
Was er alles zu hören bekam! Die größte Flöte war erwartungsgemäß Maas: „Trump scheint nicht zu verstehen, worum es geht.“ Oder „Gerichte unter Druck setzen geht gar nicht im Rechtsstaat.“ Dann googeln Sie mal „Maas. Kritik. Richterbund“, Herr Justizminister. Dann führte der Breitgebildete tatsächlich die Pilgrim Fathers gegen den „rassistischen“ Trump an – die hält er wohl für tolerant. (Die hätten dem Heiko was erzählt, die Pilgrim Fathers!)
Nachdem Otte das 25 Jahre lange Politversagen nicht nur in den USA erklärte, dass es die Spaltung der Gesellschaft nicht erst seit Trump gebe, dann noch Milton Friedman anführte („Es kann nur eines geben: Sozialstaat oder offene Grenzen“), oder die Empfehlung John Maynard Keynes („Lasst die Produktion im Lande“), wandten sich die Trumpörten ihrem neuen Feindbild zu, dem Präsidentenberater Stephen Bannon.
Der hat „keine Ahnung von Außenpolitik“ (wie Siggi, möchten wir anführen), will die Gesellschaft zerstören, in dem er die Justiz und die Presse unterwandert (wie das die Linken so vorbildlich in Europa hinbekommen haben, müssen wir hier anfügen). Dann sei Bannon auch noch Antisemit: Weil er eine der erfolgreichsten Sitcoms – „Seinfeld“ – produziert hat? Weil ihm das vom Juden Andrew Breitbart gegründete Breitbart News gehört? Oder weil in Deutschland der Heinrich August Winkler-Satz gilt: Wer Antisemit ist, bestimme ich?
(Wir werden uns nolens volens mit Stephen Bannon in den nächsten Tagen gesondert beschäftigen, um etwas Licht auf den Dunklen zu werfen.)
Nicht unerwähnt sei gelassen, dass gegen Ende konstatiert wurde, auch unsere Infrastruktur von den Straßen bis zum Schul-WC sei wohl schwer angeschlagen. Der Graf weiß manchmal nicht, ob er auf einer deutschen Autobahn oder einer rumänischen Landstraße fahre. Dann wollen unsere Talk-Eliten Sanktionen gegen die USA – von Anne Will vorgeschlagen – wohlwollend prüfen (erst sollte vielleicht ein europäisches Google, Apple oder Facebook erfunden werden).
Und Heiko machte in näselnder Arroganz schnell noch Wahlkampf für die neue Schulz-SPD und hält Plebiszite plötzlich für eine feine Sache – wie die AfD. Da fand er allerdings keine Freunde, schließlich weiß man in diesen Kreisen, dass das Volk immer anders wählt, als es soll. Graf Lambsdorff erteilte dem Twitter-König Trump dann sogar noch eine Art Absolution für seinen Wut-Tweet über einen Richter, indem er Herbert Wehner zitierte, der einst Bundesverfassungsrichter „Arschlöcher“ nannte (das hatte Historiker Heinrich wohl vergessen).