Es ist gar nicht so leicht, die Frage hinter der Frage der Sendung „Die Bremer Asyl-Affäre – Systemfehler oder Einzelfall?“ zu beantworten: Soll das Satire sein?
Satire und Einzelfall
Immerhin hat das Wort „Einzelfall“ längst die Bedeutung massenhafter „Zwischenfälle“ erlangt. Und auch der Begriff „Systemfehler“ ist eine bewusste Irreführung durch unsere Staatsjournos. Denn die Bremer „Asyl-Affäre“ gehört natürlich zum System wie das Kirchenasyl und die Helfershelfer, die Abschiebungen unter dem klammheimlichen Beifall von SPD, Grünen und Teilen der Union verhindern. Die Erklärung ist ganz einfach: Diese angeblichen „Einzelfälle“ oder der „Systemfehler“, all das ist seit Jahren bekannt und es wurde bewusst unter der Decke gehalten und nichts zur Behebung unternommen. Diese Art von Systemfehler ist quasi Teil des Systems.
Göring-Eckardt ist noch nicht verschreibungspflichtig
Wir wollen aber hier kein Buch über Staatsversagen schreiben, schließlich fällt Anne Will unter Show-Business, und wir geben hier den Lamby (von Let´s Dance). Eine gute Show lebt von den Gästen, und Katrin Göring-Eckardt bringt da eine sichere Quote – mittlerweile wird sie selbst von Apothekermagazinen gegen zu niedrigen Blutdruck empfohlen, und das verschreibungsfrei. Für Hypertoniker sollte die ARD allerdings schon jetzt eine verantwortungsvolle Warnung aussprechen, vor allem weil die Kirchenbesetzerin immer bösartiger wird. Als Gauland sie an ihre Aussage „Wir bekommen Menschen geschenkt“ erinnert, keift sie empört: „Das ist ja billig!“ Das wären alles Kriegsopfer, will sie immer noch glauben. Und Gauland hätte nur einen „versprengten Haufen“ zur Berliner Demo mobilisiert, während für sie fünf mal so viele Gegendemonstranten auf die Straße gegangen seien. Dazu muss man sagen, dass selten so viele Deutschland-Fahnen in der Hauptstadt zu sehen waren wie gestern und zu Katrins Veranstaltung von allen Kirchen, Gewerkschaften und sonstigen üblichen Verdächtigen aufgerufen wurde. Parallel waren Techno-Party-Umzüge angesetzt. Von denen scheinen alle, die reingelassen wurden, bei Will als Claquere weitergemacht zu haben. Ansonsten sagt Gauland weder besonders viel noch kenntnisreich. Muß er auch nicht. Für ihn spricht Katrin Göring-Echardt.
Pistorius ist dagegen, was er unterschrieben hat
Dann war Boris Pistorius da. Kennen Sie nicht? Doch, das ist der „Neue“ von Gerhards Ex, der Doris! Pistorius ist Innenminister von Niedersachsen. Fantasievoll ist Boris hingegen nicht. Gauland spalte das Land mit Legenden und Märchen. Außerdem sei gestern egal, jetzt müsse man alles besser machen. Natürlich ist Boris gegen Ankerzentren. „Obwohl sie das im Koalitionsvertrag unterschrieben haben?“, fragt süffisant Anne Will. „Öh.“
Er führt in bewundernswerter Manier vor, warum die SPD verschwindet: Ja sagen und Nein meinen. Mal so, mal umgekehrt. Wie es gerade so paßt.
Auf jeden Fall darf man ihm die Aufklärung der Causa Bremen (der Vorwurf lautet unter anderem Bestechlichkeit und bandenmäßige Verleitung zur missbräuchlichen Asylantragsstellung) durchaus zutrauen. Auch den Ankerzentren nahm er jeden Schrecken. Maximal 1.200 Asylsuchende würden dort angehalten bis zur Klärung ihres Rechtsstatus, Erwachsene maximal 18, Kinder maximal 6 Monate. Was wohl nur der Abschreckung dienen soll, denn die Abschiebung wird weiterhin bei dieser Rechtslage verunmöglicht. Deshalb wies Mayers Koalitionspartner Pistorius darauf hin, dass die Zentren wohl nur dem bayerischen Wahlkampf zu verdanken seien.
Da lächelte Alexander Gauland (wie immer blaues Hemd, gelber-Hund-auf-grünem-Grund-Krawatte und Tweed-Sakko) nur süffisant und erinnerte, dass solche Zentren eine alte Forderung der AfD seien. Stimmte Mayers CSU einem Untersuchungsausschuss zum BAMF zu, den er und die FDP forderten, dann „brauchen wir die Grünen nicht.“
Aus Versehen werden Fakten
Beim ganzen Geplänkel kamen so nebenbei erschreckende Fakten ans Tageslicht: In einer Ecke des Landes werden 10% der Iraker „anerkannt“, in einer anderen 75%. Ein Drittel der Fälle von Bremen fanden ohne irgendeine Identitätsprüfung statt, die Ausstattung deutscher Behörden mit Computern und gescheiter Software ist bestenfalls auf dem Stand Afrikas, aber das zu behaupten wäre bekanntlich Rassismus. Afrika kann es besser. Mittlerweile haben 80% der Deutschen, der gutgläubigsten und vertrauensseligsten Bewohner des Planeten, kein Vertrauen mehr in ihre BAMF-Behörden. Da mag man fast den Zeugen Jehovas Glauben schenken: Das Ende ist nah!
Christine Adelhardt vom Rechercheverbund NDR, WDR, SZ findet alles gar nicht so schlimm, die Bremer Fälle seien eine „Grauzone“, und als Bestechung weiß sie nur von „einem Abendessen und einer Hoteleinladung“.